Engelsflammen: Band 3 (German Edition)
hielt beide Hände offen ausgestreckt, um Miles zu zeigen, dass es nichts gab, wovor er Angst haben musste. »Hast du Fechten belegt?«
»Was?« Miles wirkte verwirrt.
»In der Shoreline. Hast du einen Fechtkurs belegt oder nicht?«
»Das haben alle. Es war irgendwie sinnlos, und ich war nicht besonders gut, aber …«
Mehr brauchte Daniel nicht zu hören. »En garde!«, rief er und zückte seinen verborgenen Sternenpfeil wie ein Schwert.
Miles’ Augen wurden groß. Schon hatte auch er seinen Pfeil erhoben.
»Oh, Mist«, sagte Shelby und ging eilig aus dem Weg. »Ihr zwei, jetzt mal ernsthaft. Aufhören!«
Die Sternenpfeile waren kürzer als ein Florett, aber ein gutes Stück länger als normale Pfeile. Sie waren federleicht, aber hart wie Diamant, und wenn Daniel und Miles sehr, sehr vorsichtig waren, konnten sie es beide lebend überstehen. Vielleicht würde sich Daniel mit Miles’ Hilfe irgendwie von seiner Vergangenheit befreien können.
Er durchschnitt mit seinem Sternenpfeil die Luft und kam einige Schritte näher an den Nephilim heran.
Miles reagierte und wehrte Daniels Schlag ab, wobei sein Pfeil weit nach rechts prallte. Als die Sternenpfeile aufeinanderschlugen, machten sie nicht das blecherne Geräusch wie Florette, sondern ein tiefes, dröhnendes Wumm, das von den Bergen hallte und den Boden unter ihren Füßen erzittern ließ.
»Dein Fechtunterricht war nicht sinnlos«, bemerkte Daniel, als ihre Pfeile sich kreuzten. »Er diente der Vorbereitung auf einen Augenblick wie diesen.«
»Was für einen« – Miles stieß mit einem Ächzen vor und führte seinen Sternenpfeil nach oben, bis er sich mit Daniels Pfeil kreuzte – »Augenblick?«
Ihre Arme dehnten sich. Die Sternenpfeile bildeten in der Luft ein erstarrtes X.
»Du musst mich von einer früheren Inkarnation befreien, die mit meiner Seele verschmolzen ist«, antwortete Daniel schlicht.
»Was zum …«, murmelte Shelby im Hintergrund.
Miles machte ein verwirrtes Gesicht und sein Arm zögerte. Seine Klinge fiel ihm aus der Hand und landete klirrend auf dem Boden. Er schnappte nach Luft und tastete danach, während er gleichzeitig voller Angst zu Daniel hinübersah.
»Ich bin nicht hinter dir her«, sagte Daniel. »Du musst hinter mir her sein.« Er brachte ein herausforderndes Grinsen zustande. »Komm schon. Du weißt, dass du es willst. Du willst es doch schon lange.«
Miles griff an und hielt den Sternenpfeil wie einen Pfeil und nicht wie ein Schwert. Daniel war bereit für ihn und wich gerade rechtzeitig zur Seite und wirbelte herum, um ihre Sternenpfeile aufeinanderprallen zu lassen.
Sie hielten sich in ihrem Griff gefangen: Daniel drängte den Nephilim mit aller Kraft zurück, wobei sein Sternenpfeil an Miles’ Schulter vorbeizeigte, doch der Pfeil von Miles war nur eine Handbreit von Daniels Herzen entfernt.
»Wirst du mir helfen?«, fragte Daniel scharf.
»Was springt für uns dabei raus?«, entgegnete Miles.
Daniel musste kurz darüber nachdenken. »Luce’ Glück«, antwortete er schließlich.
Miles sagte nicht Ja. Aber er sagte auch nicht Nein.
»Also« – Daniels Stimme brach, als er die Anweisungen gab –, »zieh nur deine Klinge ganz vorsichtig in einer geraden Linie über die Brust. Du darfst die Haut nicht verletzen oder du wirst mich töten.«
Miles schwitzte. Sein Gesicht war weiß. Er warf einen Blick zu Shelby hinüber.
»Tu es, Miles«, flüsterte sie.
Der Sternenpfeil zitterte. Alles lag in den Händen dieses Jungen. Das stumpfe Ende des Pfeils berührte Daniels Haut und glitt nach unten.
»Heilige Scheiße.« Shelby verzog entsetzt die Lippen. »Er schmilzt.«
Daniel konnte es spüren, es war, als hebe sich eine Schicht Haut von seinen Knochen ab. Der Körper seines früheren Ichs spaltete sich langsam von seinem eigenen ab. Das Gift der Trennung floss durch ihn hindurch und drang tief in die Fasern seiner Flügel ein. Der Schmerz war so stark, dass ihm übel wurde, er wallte tief in ihm auf wie eine große Flutwelle. Ihm wurde schwarz vor Augen und er hatte ein Klingeln in den Ohren. Der Sternenpfeil fiel ihm aus der Hand. Dann spürte er gleichzeitig einen gewaltigen Stoß und einen scharfen kalten Luftzug, gefolgt von einem lang gezogenen Ächzen und zwei dumpfen Schlägen, und dann …
Sein Blick wurde klarer. Das Klingeln in seinen Ohren verebbte. Er fühlte sich leicht.
Er war frei.
Miles lag schwer atmend unter ihm auf dem Boden.
Der Sternenpfeil in Daniels Hand war verschwunden. Daniel
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