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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Südamerika, wo wir mit unseren Handys und Notebooks wenn nicht als Götter verehrt, so doch als zumindest etwas Ähnliches angesehen würden. Was immer auch die Etrusker von diesen Engelswesen geglaubt haben mögen, sie sahen in ihnen etwas Höherstehendes. So wie die Engel des Christentums den Menschen Gottes Botschaft überbringen, scheinen auch die etruskischen Engel etwas überreicht zu haben.«
    »Etwas, das sehr materiell aussieht und nicht wie eine Botschaft«, fand Enrico.
    »Nicht unbedingt. Diese Schale könnte auch nur das Symbol für eine immaterielle Gabe sein. Aber für was?«
    »Vielleicht für die besondere Fähigkeit, anderen Menschen, die krank sind, zu helfen.«
    »Gut möglich. Dann wäre die Schale vielleicht ein Sinnbild für Medizin.«
    Sie setzten die Erkundung des Grabes fort und entdeckten einen großen Raum, in dem der Einsiedler offenkundig wohnte und schlief. Ein paar Schalen und Töpfe enthielten einen bescheidenen Lebensmittelvorrat aus Obst, Brot und etwas Käse. Eine große Kanne war bis zur Hälfte mit Wasser gefüllt.
    In einer Ecke auf dem Boden bildeten eine löchrige Matratze, ein kleines Kissen und zwei zerfranste Wolldecken Angelos Nachtlager. Der Einsiedler selbst aber war nirgends zu entdecken.
    »Wir sind zur falschen Zeit gekommen«, stellte Enrico fest.
    »Es ist die falsche Zeit, aber der richtige Ort. Wir brauchen nur zu warten, bis Angelo zurückkommt.«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, brummte Enrico, wenig begeistert von der Aussicht, möglicherweise viele Stunden in diesem düsteren Grab zu hocken.
    Er wollte Vanessa vorschlagen, später noch einmal wiederzukommen, aber da hörte er ein Geräusch, das seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Es waren Schritte auf der Treppe, die lauter wurden. Sie bekamen Besuch.
    Rom, Vatikan
    Der junge Schweizer kontrollierte Alexanders Passierschein mit einem kurzen Blick und winkte ihn anschließend durch.
    Alexander bemerkte im Rückspiegel, wie der Gardist an der Porta Sant’ Anna ihm nachsah. Der Anblick des Schweizers versetzte Alexander einen Stich mitten ins Herz. Er dachte an den gestrigen Tag und daran, dass er mit Werner Schardt den Bock zum Gärtner gemacht hatte. Und zwar einen Bock, wie man ihn sich schlimmer kaum vorstellen konnte. Ausgerechnet den Mann, der tief in die Priestermorde verwickelt war, hatte er ins Vertrauen gezogen. Vermutlich hätte Schardt sich ins Fäustchen gelacht, wäre er ein weniger ernsthafter Mann gewesen. Alexander fühlte sich getäuscht und betrogen, aber das war nicht das Schlimmste. Die Reputation der Garde hatte einen weiteren schmerzhaften Schlag erlitten, und er fragte sich, ob sie sich davon erholen konnte. Schon nach den Ereignissen im Mai hatte die Garde kurz vor der Auflösung gestanden. Eigentlich hätte es Alexander, der aus der Einheit ausgeschieden war, gleichgültig sein können. Aber so war es nicht. Seit vielen Jahrhunderten dienten die Rosins in der Schweizergarde der Päpste. Für ihn und seine Vorfahren war es kein Beruf gewesen, sondern eine Berufung. Als erst sein Vater und dann sein Onkel Heinrich zum Gardekommandanten ernannt worden waren, stellte das den Lohn für die treuen Dienste der Familie Rosin dar. Alexander hatte sich seinen Abschied von der Schweizergarde nicht leicht gemacht, aber nachdem sich sein Vater als Verräter und Mörder entpuppt hatte, war es nach seiner Auffassung für die Garde das Beste gewesen, wenn der Name Rosin nicht mehr in ihrer Soldliste auftauchte.
    Die Verhaftung der drei Gardisten hatte im Vatikan natürlich für Aufsehen gesorgt. Heute Morgen hatte ihn ein Anruf von dort erreicht. Kardinalpräfekt Lavagnino wünschte, ihn dringend zu sprechen. Nachdem Alexander seine Pflichten in der Redaktion erledigt und Donati im Polizeihauptquartier einen kurzen Besuch abgestattet hatte, war er zum Vatikan weitergefahren. Er parkte den VW Polo, den er als Mietwagen fuhr, solange sein demolierter Peugeot in der Werkstatt war, auf einem Abstellplatz zwischen Petersdom und Audienzhalle und betrat den Palast des Heiligen Offiziums. Er musste keine fünf Minuten warten, um bei Lavagnino vorgelassen zu werden. Ein weiterer Geistlicher saß im Büro des Kardinalpräfekten, ein etwa sechzigjähriger Mann, dessen ernste Gesichtszüge von seiner einfachen, randlosen Brille noch unterstrichen wurden.
    »Das ist meine rechte Hand, Kardinal Ferrio«, stellte Lavagnino den anderen vor. »Solange Seine Heiligkeit und Don Luu in Neapel weilen, kümmern wir uns um,

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