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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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hierher unterwegs waren, habe ich mit Ihrer Chefredakteurin telefoniert.
    Sie, Signor Rosin, haben unbegrenzte Freiheit, Commissario Donati zur Seite zu stehen. Dafür darf der ›Messaggero di Roma‹ vorab über alle Ergebnisse Ihrer Recherchen berichten –
    natürlich nur dann, wenn der Vatikan sie zur Veröffentlichung freigibt.«
    Stelvio Donati nickte zufrieden. »Das alles hört sich sehr vielversprechend an. Als Erstes würde ich gern mit dem Leiter der Glaubenskongregation sprechen.«
    Die Glaubenskongregation oder Kongregation für die Glaubenslehre war die Nachfolgerin der berüchtigten Inquisition. Noch immer hatte diese kirchliche Institution darauf zu achten, dass kein Irrglaube verbreitet wurde, und sie besaß Gerichtsgewalt gegenüber den Gläubigen. Ihr Leiter, der Kardinalpräfekt Renzo Lavagnino, hatte große Macht inne und war nur dem Papst gegenüber verantwortlich. Lavagnino gehörte der Glaubenskongregation schon längere Zeit an, war aber erst nach den Ereignissen um die Wahre Ähnlichkeit Christi zu ihrem Leiter ernannt worden. Viele Posten waren seit damals neu besetzt worden. Böse Zungen nannten es eine Säuberungswelle. Aber Papst Custos musste an den entscheidenden Stellen der Kirche Männer wissen, denen er vertrauen konnte, wollte er seine Reformpläne durchsetzen. Wie groß und einflussreich der Kreis seiner innerkirchlichen Widersacher war, bewies die Abspaltung der Heiligen Kirche des Wahren Glaubens. Das alles ging Alexander durch den Kopf, als er mit Don Luu und Commissario Donati auf umständlichem Weg zum Palast des Heiligen Offiziums ging, dem Sitz der Glaubenskongregation. Der Palazzo del Sant’

    Uffizio lag dem Apostolischen Palast gegenüber am anderen Ende des Petersplatzes. Aber den zu überqueren hätte bedeutet, sich den neugierigen Blicken und Fragen von ganzen Reporterscharen auszusetzen. Deshalb hatte Luu es vorgezogen, mit Alexander und Donati um den Petersdom herumzugehen.
    Als sie die Rückseite des Doms umrundet hatten, blieb Alexander für einen kurzen Augenblick stehen. Zwischen Stephanskirche und Tribunalspalast sah er weiter hinten den Bahnhof des Vatikans, der als solcher nur noch selten genutzt wurde. Aus diesem Grund hatte man jüngst einen Teil des Gebäudes abgetrennt und in einen Gefängnistrakt verwandelt.
    Ein Gefängnis im Vatikan, das hatte es lange nicht mehr gegeben. Die meisten der Verschwörer vom Mai hatten ihre kirchlichen Ämter verloren und waren exkommuniziert worden.
    Viele, die sich nach weltlichem Recht Straftaten hatten zuschulden kommen lassen, hatte der Vatikan der italienischen Justiz übergeben. Aber ein paar Anführer der Verschwörer waren vom Vatikan unter Rückgriff auf seine autonome Justiz selbst verurteilt und in dieses neu geschaffene Gefängnis gesteckt worden. Sämtliche Urteile lauteten auf Haft für unbestimmte Zeit, was bedeutete, dass nur ein Gnadenentscheid des Papstes die Freilassung bewirken konnte. Und einer der Gefangenen war Alexanders Vater Markus Rosin, der seine Taten nicht im Mindestens zu bereuen schien. Mit Schaudern und zugleich voller Trauer dachte Alexander an die wenigen Besuche, die er seinem inhaftierten Vater abgestattet hatte.
    Markus Rosin weigerte sich, mit seinem Sohn zu sprechen. Nur einmal hatte er etwas gesagt, und das waren bittere Vorwürfe gewesen. »Wollen wir weitergehen, Signor Rosin?«
    Trotz des sanften Tonfalls war ein leichtes Drängen in der Stimme von Don Luu unüberhörbar. Vermutlich hatte er in diesen aufregenden Tagen viel zu tun, und jede Minute zählte.
    Alexander beeilte sich, zu ihm und Donati aufzuschließen. In Kardinal Lavagninos Vorzimmer bat der Sekretär die drei, kurz zu warten, und trat in das Büro seines Vorgesetzten, um sie anzumelden. Eine Frau, die auch auf ein Gespräch mit dem Kardinal zu warten schien, zog Alexanders Aufmerksamkeit auf sich: eine attraktive Rothaarige um die dreißig, die auf einem Besucherstuhl saß und gelangweilt in einer Ausgabe des
    »Osservatore Romano« blätterte. Bei näherem Hinsehen erkannte er, dass es sich um die deutschsprachige Wochenausgabe der Vatikanzeitung handelte. Die Frau bemerkte seinen forschenden Blick und sah zu ihm auf. Grüne Augen zu roten Haaren, wie aus der ungezügelten Phantasie eines Schriftstellers, dachte Alexander. Während er noch überlegte, ob er die Frau ansprechen solle, kam der Sekretär zurück, um ihn, Donati und Don Luu hereinzubitten. Täuschte Alexander sich, oder verfolgte die Frau sie

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