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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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bestimmt nicht davon abgeraten, aus dem Leben zu scheiden.«
    Ferrio zeigte weder ein Zeichen von Reue, noch triumphierte er. Mit gleichgültiger Miene, als sei er von alldem nicht betroffen, sagte er: »Umiliani war ein sehr einfach gestrickter Mensch, selbst für einen Dorfpfarrer. Er wäre mit seiner Tat niemals klargekommen. Sein Tod war für ihn die beste Lösung.«
    »Für Sie aber auch!«, fuhr Enrico ihn an. »Sie mussten nicht länger befürchten, dass alles herauskam, falls Umiliani sein Gewissen erleichterte.«
    Salvati war aufgestanden und ging unruhig auf und ab. »All das sind schlimme Dinge, sehr schlimme Dinge sogar. Nicht zu vergessen der Mord an Markus Rosin, von dem Signor Rosin mir erzählt hat. Das war doch Mord, oder?«
    »Wir haben einen Verräter zum Schweigen gebracht«, sagte Lavagnino.
    »Das Attentat auf Custos, bei dem er und viele andere hohe Geistliche zu Tode kamen, übertrifft aber alles. Mir ist ganz und gar unverständlich, wie Sie so etwas in die Wege leiten konnten, Lavagnino!«
    »Es war eine zweckmäßige Tat wie alles andere auch. Auf einen Schlag konnten wir den Engelspapst und viele Männer aus seinem engsten Kreis zum Schweigen bringen. Wir mussten es tun. Und außerdem war es nichts anderes als die Erfüllung einer Prophezeiung. Wir vollstreckten den Willen Gottes.«
    Salvati trat vor Lavagnino und ballte die Hände, als wolle er den Kardinal schlagen. »Würdigen Sie unseren Herrgott nicht zum Komplizen Ihrer Verbrechen herab! Dass Sie auf dem Stuhl des Kardinalpräfekten sitzen, ist eine Schande für die Kirche!«

    »Für welche?«, fragte Lavagnino und blieb ruhig sitzen.
    Seine und Ferrios Gelassenheit war angesichts der gegen sie erhobenen Vorwürfe erstaunlich.
    Im Gegensatz zu ihnen schien Vanessa die
    Auseinandersetzung arg mitzunehmen. Sie ließ sich in einen Sessel fallen und rang nach Luft. Enrico kniete sich neben sie und stellte fest, dass sie am ganzen Körper zitterte. Schweiß perlte auf ihrer Stirn. Schnell goss er ihr ein Glas Wasser ein und reichte es ihr. Sie trank es in gierigen Schlucken wie eine Verdurstende.
    »Wir sollten dieser Farce ein Ende bereiten«, sagte Salvati nach einem Blick auf Vanessa und zog die oberste Schublade einer Anrichte auf, in der ein Tonbandgerät lief. »Ich denke, wir haben alles Wichtige erörtert, um die Staatsanwaltschaft und die kirchlichen Entscheidungsträger mit ausreichendem Material zu versorgen. Ich werde noch heute vor die Öffentlichkeit treten und meinen Rücktritt vom Amt des Papstes erklären. Auch wenn ich von Ihren Untaten nichts gewusst habe, fühle ich mich doch an allem mitschuldig, Lavagnino.«
    Jetzt stand auch der Kardinalpräfekt auf, gefolgt von Ferrio, und sagte: »Ich bin erstaunt, wie naiv Sie sind. Glauben Sie wirklich, Sie können unsere Pläne mit so einem lächerlichen Tonband durchkreuzen?«
    Er ging zur Anrichte, aber Alexander stellte sich ihm mit einem raschen Schritt in den Weg. In diesem Augenblick rief Ferrio laut einen Namen, und Sekunden später kamen vier bewaffnete Männer in die Bibliothek. Zwei waren der Chauffeur und der Leibwächter der beiden Kardinäle. Die beiden anderen gehörten zum Sicherungsdienst des Anwesens. Angesichts der schussbereiten Pistolen blieb Alexander und seinen Gefährten nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie Lavagnino das Tonband aus der Schublade nahm und auf dem Boden zerschellen ließ. Er hob das Magnetband auf, knüllte es zusammen und steckte es in eine Tasche seiner Soutane.
    »Wie dumm von Ihnen, zu glauben, ich würde mich einfach so in die Höhle des Löwen begeben. Natürlich wird dieses Anwesen von unseren Leuten kontrolliert.«
    » Totus Tuus ist mächtig«, sagte Elena.
    Lavagnino wandte sich zu ihr um. »Weiß Gott, Signorina.
    Wie mächtig wir sind, das werden Sie alle noch sehen!«
    Lavagninos bewaffnete Schergen nahmen Enrico und seinen Gefährten die Handys und alles, was man als Waffen benutzen konnte, ab und sperrten sie in einen fensterlosen Kellerraum, der von außen verriegelt wurde. Eine Beleuchtung schien es nicht zu geben. Lediglich durch die Türritzen fiel ein schwacher Lichtschimmer, der dem kleinen Raum und allem, was sich in ihm befand, wenigstens umrisshaft Gestalt verlieh. Außer den Gefangenen gab es hier nur ein paar Kisten, in denen Papiere gelagert wurden. Welche Papiere, ließ sich angesichts der schlechten Lichtverhältnisse nicht feststellen. Sie benutzten die Kisten als Sitzgelegenheiten.
    Enrico setzte sich

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