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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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tatsächlich, dass die Kirche sich spalten muss, um zu ihrer wahren Bestimmung zurückzufinden?«
    »Aber ja, das habe ich Ihnen doch gesagt!«
    »Vielleicht haben Sie sich nicht ganz so streng an den Wortlaut gehalten, Eminenz, kann das sein? Ist es nicht eher so, dass in der Prophezeiung vor einer Spaltung der Kirche gewarnt wird und vor einem Papst, der dem falschen Weg folgt? Vor einem Papst, der im Bann des Engelsfürsten steht?«
    Lavagnino versteifte sich, und seine rechte Hand krallte sich in die Sessellehne. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Dass Sie mich von Anfang an belogen und benutzt haben, für Ihre Zwecke, über die ich gern Näheres erfahren würde!«
    Der Kardinalpräfekt setzte eine irritierte Miene auf. »Das ist doch absurd! Wie kommen Sie auf solche Anschuldigungen?«
    »Ich habe in den vergangenen beiden Tagen ein paar interessante, erhellende Gespräche geführt.«
    »Mit wem?«
    »Das werden Sie gleich sehen«, erwiderte Salvati, und keine fünf Sekunden später betraten Enrico, Vanessa, Elena und Alexander die Bibliothek. »Ich hielt es für gut, dass diese vier hier unser Gespräch mit anhören, dann sind sie gleich im Bilde.

    Nun, Eminenz, wollen Sie noch immer behaupten, dass ich mich irre?«
    Der Leiter der Glaubenskongregation musterte die vier Eintretenden erstaunlich gelassen. »Eine Verschwörung also, wie nett.«
    »Sie haben es nötig, sich über eine Verschwörung zu beschweren!«, fauchte Elena ihn an. »Wer hat denn die Fäden gezogen bei der Kirchenspaltung, bei den Priestermorden und auch bei dem Anschlag auf Papst Custos? Niemand anderer als Sie, Kardinal Lavagnino! Der Schwindel wäre vielleicht nie aufgeflogen, hätte Enrico seinem Vater nicht von der Prophezeiung erzählt, die den Brüdern Piranesi gemacht wurde.
    Die deckte sich nicht mit dem Wortlaut, den Sie verbreitet haben.«
    Lavagnino hielt ihrem wütenden Blick stand. »Und jetzt sind alle hier zusammengekommen, um über mich Gericht zu halten?
    Oder wie sonst darf ich den Auftritt hier verstehen?«
    »Sie weisen die Vorwürfe nicht von sich, Lavagnino?«, fragte Salvati. »Auch nicht die Beschuldigung, für die Morde und den Anschlag auf Custos verantwortlich zu sein?«
    »Warum sollte ich? Es ist die Wahrheit. Und doch habe ich ein reines Gewissen. Alles, was ich tat, geschah zum Besten der Kirche.«
    »Welcher Kirche?«, wollte Salvati wissen.
    »Der wahren Kirche, die einst war und die wieder sein wird, wenn Verräter wie dieser Custos keine Macht und keinen Einfluss mehr haben.«
    Alexander trat vor Lavagnino und sah ihn verächtlich an.
    »Sollen wir uns das wirklich wünschen, eine Kirche, die ihre Priester ermordet?«

    »Ich bereue den Tod jedes dieser Männer, aber es war unumgänglich«, behauptete der Kardinalpräfekt. »Dottesio und Carlini waren, als sie für die Glaubenskongregation arbeiteten, in Borgo San Pietro, um die Wunderheilungen unseres neuen Papstes Lucius zu untersuchen, der damals kurz vor seiner Ernennung zum Kardinal stand. Sie hatten auch von der Engelserscheinung gehört, die sich 1917 in Borgo San Pietro ereignete. Die Gefahr, dass die beiden eins und eins zusammenzählten und unsere Pläne zunichte machten, war zu groß. Von langer Hand haben wir das Pontifikat von Kardinal Salvati vorbereitet. Dumme Gerüchte um seine Wundertaten, die ihn in die Nähe von Custos gerückt hätten, hätten alles verderben können.«
    »Besonders als Dr. Falk Kontakt zu den beiden aufnahm, nicht wahr?«, fragte Alexander. »Und als sie nach Marino fuhr, war das das Todesurteil für Giorgio Carlinis Cousin Leone.«
    »Es ist so, wie Sie sagen, Signor Rosin«, bestätigte Lavagnino und wirkte noch immer ruhig.
    »Und der Bürgermeister von Borgo San Pietro?«, fragte Enrico. »Warum musste er sterben?«
    »Aus demselben Grund natürlich. Er war drauf und dran, Ihnen die Wahrheit über Ihren Vater zu erzählen. Zum Glück war uns der Dorfpfarrer treu ergeben. Er hatte den Auftrag, unter allen Umständen über die Wahrung des Geheimnisses zu wachen. Wie er Kardinal Ferrio anvertraut hat, kam es zu Handgreiflichkeiten mit dem Bürgermeister, in deren Verlauf Pfarrer Umiliani den Mann erschlug. Es geschah in der Hitze des Gefechts und war kein geplanter Mord. Aber Umilianis Gewissen war dadurch so schwer belastet, dass er den Freitod wählte.«
    »Nachdem Kardinal Ferrio bei ihm gewesen ist«, sagte Enrico mit Blick auf den Geistlichen, den er in der Kirche San Francesco getroffen hatte. »Er hat Umiliani

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