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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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zuvor lange mit seinem Sohn gesprochen hatte. Jetzt stand Salvati vor einem der vielen Regale und las in einem dicken Buch, das er beim Eintreten der drei Männer zurückstellte.
    »Kirchenrecht«, sagte der Gegenpapst, als er sich zu ihnen umwandte. »Der Fluch jedes engagierten Geistlichen. Aber ich habe den Eindruck, dass die derzeitige Lage einzigartig ist.
    Darüber, dass nach dem Ableben eines Papstes ein konkurrierender Papst das Amt des anderen quasi mitübernimmt, habe ich nichts Einschlägiges gefunden.
    Wahrscheinlich müssen die Kirchenrechtskommentare demnächst umgeschrieben werden.«

    Er wollte seine beiden Besucher mit Handschlag begrüßen, aber sie knieten vor ihm nieder und küssten den Fischerring an seiner rechten Hand, der im Siegel den heiligen Apostel Petrus beim Fischen zeigte.
    »Sie küssen den Ring eines Papstes, der nicht der Ihre ist«, sagte Salvati verwundert.
    »Im Herzen sind Sie jetzt schon unser Heiliger Vater«, erwiderte Kardinalpräfekt Renzo Lavagnino, während er sich aufrichtete. »Wie Sie eben sagten, das Kirchenrecht muss umgeschrieben werden.«
    »Heißt das, im Vatikan stimmt man der Wiedervereinigung unserer Kirchen zu, mit mir an der Spitze?«
    Kardinal Araldo Ferrio erhob sich ebenfalls und nickte. »Ein wenig Überzeugungsarbeit wird noch vonnöten sein, aber das ist eher eine Angelegenheit von Tagen als von Wochen.«
    »Erstaunlich«, fand Salvati. »Ich hätte gedacht, dass Custos eine stärkere Anhängerschaft im Vatikan hat.«
    »Die hatte er zweifellos, aber mit dem Tod ihres Papstes sind diese Leute vollkommen kopflos geworden«, erklärte Lavagnino. »In der Tat gibt es einen verzweifelten Versuch, einen anderen Mann aus den Reihen der Auserwählten auf den Heiligen Stuhl zu setzen. Das Problem für die Auserwählten ist aber, dass sie über keinen geeigneten Kardinal verfügen. Custos war ihr Joker, und den haben sie ein für alle Mal verloren. Sein Tod war das Beste, was uns passieren konnte.«
    Salvati musterte den Leiter der Glaubenskongregation streng.
    »Billigen Sie etwa dieses Attentat, Eminenz?«
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Lavagnino schnell. »Aber was geschehen ist, können wir nicht mehr ändern. Auch wenn die Tat verabscheuungswürdig war, ihre Folgen kommen uns zugute.«

    »Da haben Sie wohl Recht«, meinte Salvati mit einer Miene, die keinen Zweifel daran ließ, dass er nur widerwillig als Nutznießer des Attentats auftrat. »Setzen wir uns doch und unterhalten uns in Ruhe über die Neuigkeiten aus dem Vatikan!
    Ich habe einen kleinen Imbiss vorbereiten lassen. Nach der langen Fahrt können Sie beide sicher eine Stärkung vertragen.«
    Sie nahmen Platz, und ein Diener stellte ein Tablett mit belegten Weißbrotscheiben auf den Tisch. Ein zweiter Diener brachte Rotwein und Wasser.
    Als Salvati mit seinen Gästen wieder allein war, sagte er:
    »Das Attentat auf Custos könnte die Erfüllung der dritten Prophezeiung von Fatima sein und gleichzeitig die jener Vision, die dem Einsiedler von Borgo San Pietro zuteil wurde.«
    »Ganz richtig, Heiligkeit«, bestätigte Ferrio, der gerade nach dem Weißbrot griff. »Wir leben in einer bedeutenden Zeit, einer Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs. Aber gerade deshalb dürfen wir den rechten Weg nicht verlassen, gerade deshalb braucht die Kirche einen Papst wie Sie.«
    »Die andere Vision, die der Bruder des Einsiedlers hatte, weist uns den rechten Weg«, ergänzte Lavagnino. »Nur durch die Kirchenspaltung war es möglich, Sie, Heiligkeit, auf den Stuhl des Papstes zu bringen.«
    »Wie gut, dass ausgerechnet Sie beide die Heilige Kirche des Wahren Glaubens unterstützen«, sagte Salvati. »Sonst hätten ich und meine Mitstreiter niemals den Inhalt dieser Vision erfahren. Die Niederschrift muss sehr alt sein. Besteht die Möglichkeit, dass ich sie mir einmal ansehe?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Lavagnino. »Sobald Sie der Papst aller Gläubigen sind, steht Ihnen das gesamte Geheimarchiv zur Verfügung.«

    »Haben Sie die Niederschrift nicht dabei? Ich hatte Sie doch darum gebeten.«
    »Es wäre zu riskant gewesen«, sagte der Kardinalpräfekt mit einem entschuldigenden Lächeln. »Wenn es jemand bemerkt hätte, hätte das eventuell Verdacht erregt. Aber ich habe Sie fast wortwörtlich über den Inhalt informiert, Heiligkeit.«
    »Wirklich?«, fragte Salvati und schlug dabei unvermittelt einen scharfen Tonfall an, der seine Gäste aufhorchen ließ.
    »Heißt es in der Prophezeiung

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