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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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›Fame da Lupi‹. Heute Abend will ich mich dort ein bisschen umhören. Der verlorene Sohn kehrt heim und schmeißt ein paar Runden, so in der Art. Damit kann ich hoffentlich die Zungen meiner ehemaligen Kameraden lösen.«
    »Womit sonst, wenn nicht mit Wein und Bier.« Donati lachte.
    »Und Elena? Womit ist sie befasst?«
    »Unsere Chefredakteurin hat sie in die Toskana geschickt.
    Sie soll sich ein kleines Bergdorf einmal näher ansehen, Borgo San Pietro. Der Gegenpapst stammt aus dem Ort und hat dort auch sein erstes Priesteramt innegehabt. Ich habe gestern Abend mit ihr telefoniert. Sie hat im Hotel einen jungen Deutschen oder Halbitaliener kennen gelernt, dessen Familie aus Borgo San Pietro stammt. Elena hat sich ihm angeschlossen, um im Dorf als harmlose Touristin aufzutreten.«
    »Elena weiß sich immer zu helfen«, sagte Donati anerkennend.
    »Da oben in der Toskana ist es sicher angenehmer als hier, wo ein Priestermörder umgeht.«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Alexander zweifelnd. »Immer, wenn ich an Elena denke, beschleicht mich ein ungutes Gefühl.
    Keine Ahnung, warum.«
    »Ach was! Sie sind nur ein bisschen eifersüchtig auf Elenas neuen Bekannten. Ihnen wäre wohler, wenn Sie selbst mit Ihrer hübschen Freundin durch die Toskana fahren würden.
    Stimmt’s?«
    »Kann schon sein, Commissario.«
    »Sag endlich Stelvio zu mir, sonst komme ich mir noch so alt vor, wie ich aussehe. Wir begießen das nachher mit einem Glas Frascati. Und was Elena angeht, sei unbesorgt! Deine Freundin ist zu schlau dazu, sich um Kopf und Kragen zu bringen.«

Borgo San Pietro
    Hastig blickte Elena sich um. Immer mehr Dorfbewohner strömten ins Freie, und hinter ihnen tauchten die vier Männer auf, die sie auf dem Parkplatz erwartet hatten. Der Typ, der eben geschossen hatte, ein rotgesichtiger Mann mit Halbglatze, versuchte, im Laufen seine Schrotflinte nachzuladen.
    »In den Wald!«, rief sie Enrico zu. »Im Freien haben wir nicht die geringste Chance, ihnen zu entkommen.«
    Enrico nickte, und sie schlugen sich durchs nahe Unterholz, um tiefer in den Wald einzudringen. Dabei achteten sie nicht auf die Richtung, in die sie liefen. Wichtig war für sie nur, schnell voranzukommen. Hinter sich hörten sie die Schritte der Verfolger, ihre Stimmen und das Knacken von Ästen und Zweigen.
    »Schneller!«, trieb Enrico seine Begleiterin an, als sie hinter ihm zurückblieb.
    Er drehte sich zu ihr um und sah voller Schrecken, dass sie am Boden lag. Panik stieg in ihm hoch, Angst nicht nur um das eigene Leben, sondern auch um Elena. Er kannte sie erst seit gestern, und doch bedeutete sie ihm schon sehr viel. Sie war die Frau, in die er sich verlieben konnte – in die er sich vielleicht schon verliebt hatte.
    Als er zu ihr eilte, stand sie schon auf und keuchte: »Bin nur über einen Stein gestürzt, keine Sorge! Los, weiter!«
    Es war höchste Zeit, die Flucht fortzusetzen. Enrico glaubte, schon das schnelle Atmen der Verfolger zu hören. Oder war es nur das Rauschen des Blutes in seinen Ohren? Die beiden liefen durch immer dichteren Wald, und immer wieder peitschten Zweige schmerzhaft über ihre Gesichter und ihre Arme. Auch Enrico stürzte, diesmal über eine Baumwurzel, und stieß sich das Knie an der bogenförmig aus dem Boden ragenden Wurzel blutig. Er nahm sich nicht mal die Zeit den Schmutz aus der Wunde zu wischen. Augenblicklich sprang er wieder auf und lief weiter, versuchte mit zusammengebissenen Zähnen, den Schmerz in seinem rechten Knie zu ignorieren.
    Vergingen drei Minuten, fünf oder zehn? Er wusste es nicht, gönnte sich nicht die halbe Sekunde, um auf die Uhr zu sehen.
    Es war auch nicht wichtig, jetzt, wo es um ihr Überleben ging.
    Wortlos und heftig keuchend rannten sie durch den Wald, in gebückter Haltung, um sich vor den tief hängenden Ästen und Zweigen zu schützen, so gut es ging. Irgendwann wurde es vor ihnen etwas lichter.
    Im Laufen deutete Enrico nach vorn, wo die Bäume spärlicher wurden, und rief kurzatmig: »Vielleicht kommen wir da etwas schneller voran.«
    »Die hinter uns aber auch.«
    Es wurden immer weniger Bäume, weil sich überall seltsame Bauwerke erhoben, oben abgerundete Steingebilde, die oft mit Moos und Gras überwachsen waren. Sie mussten seit vielen Jahrhunderten hier stehen und Wald und Wildnis trotzen. Enrico entdeckte Eingänge in den hüttenartigen Gebilden, aber kein einziges Fenster. »Was ist das?«, fragte Elena.
    »Keine Ahnung. Aber wir könnten uns in einem von den

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