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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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führungslose Kirche?«
    »Vielleicht, ja. Was die Kinder da gesehen haben wollen, ist nichts anderes als ein Attentat auf den Papst. Ich frage mich nur, wann und wo es stattfinden und welchen Papst es treffen soll, den jetzigen oder einen zukünftigen.«
    »Oder vielleicht den Gegenpapst«, warf Alexander ein, und Donati nickte ihm zustimmend zu.
    »Sie müssen sich von der Vorstellung lösen, dass eine solche Prophezeiung ein konkretes Ereignis meint«, sagte Dr. Falk.
    »Sie kann aus vielen Elementen bestehen, aus Phantasie und Tatsächlichem, aus Zukünftigem und Vergangenem. Setzen wir einmal voraus, die drei Kinder haben wirklich eine Botschaft empfangen und sich das Gesehene nicht bloß eingebildet, so kann diese Botschaft viele verschiedene Elemente haben. Nur für die Kinder schien es sich um einen konkreten Handlungsablauf zu handeln.«
    »Ganz schön verwirrend«, ächzte Donati und nahm einen großen Schluck von seinem Wasser.

    Alexander, der die ganze Zeit schon über eine bestimmte Passage der Weissagung nachdachte, ergriff das Wort: »Für die Vermischung von Vergangenheit und Zukunft spricht auch die Ausführung des Attentats mit Feuerwaffen und Pfeilen. Als seien da in Wahrheit zwei Anschläge gemeint, die Jahrhunderte auseinander liegen.«
    »Sehr gut beobachtet!«, lobte ihn Vanessa Falk. »Das Attentat mit Feuerwaffen hat ja auch schon stattgefunden, im Mai, als man versuchte, Papst Custos zu erschießen.«
    »Schon möglich, dass dieser Vorfall gemeint war«, sagte Alexander, der sich nur zu gut an jene schrecklichen Augenblicke erinnerte, als das Leben des Heiligen Vaters keinen Cent mehr wert zu sein schien.
    »Das alles ist hochinteressant, aber kommen wir zu Pfarrer Dottesio zurück«, schlug Donati vor. »Er hat Ihnen gegenüber keinerlei Entgegenkommen gezeigt, Dr. Falk?«
    »Nicht das geringste, leider. Er sagte mir, seine uneingeschränkte Loyalität gehöre nach wie vor der Kirche und dem Vatikan. Ich war natürlich enttäuscht, aber glauben Sie mir, das war kein Grund, ihn umzubringen.«
    »Natürlich glaube ich Ihnen.«
    Der Commissario lächelte unschuldig. »Sie haben für die Tatzeit sicher auch ein Alibi, oder?«
    »Bedaure, aber nach Dottesios ablehnender Antwort habe ich mich aus Frust zu einem Einkaufsbummel über den Corso Vittorio Emanuele entschlossen.«
    »Haben Sie Quittungen, die das belegen? Oder kann das mittels Ihrer Kreditkartenabrechnung überprüft werden?«

    Sie schüttelte den Kopf. »Die Höhe der Preise in den Boutiquen war größer als mein Frust. Werden Sie mich jetzt verhaften?«
    »Natürlich nicht, ich habe nur mal so gefragt.
    Berufskrankheit verstehen Sie? Wenn ich jeden verhaften wollte, der in den letzten Tagen mit Dottesio gesprochen und für die Tatzeit kein Alibi hat, hätte ich viel zu tun.«
    »Dann kann ich ja jetzt gehen.« Vanessa Falk schob ihren geleerten Teller zur Seite und griff nach ihrer Tasche. »Die Arbeit ruft.«
    Donati nickte ihr freundlich zu. »Vielen Dank für Ihre Gesellschaft, Dr. Falk. Und kümmern Sie sich nicht um die Rechnung! Die Pizza geht auf die römische Polizei.«
    Als sie das Restaurant verlassen hatte, beugte Alexander sich zu Donati vor und fragte: »Glaubst du wirklich, dass sie in den Mord verwickelt ist, Stelvio?«
    »Glauben können die Menschen da drüben im Vatikan. Ich muss mich an die Fakten halten. Und wo die unklar sind, ist es meine Aufgabe, sie zu überprüfen.«
    »Du weichst mir aus«, stellte Alexander fest.
    »Vanessa Falk ist eine interessante Frau, sehr schön, sehr intelligent und sehr willensstark. Kurzum, sie hat alles, was man zu einer Karriere als Wissenschaftlerin heutzutage braucht.«
    Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Oder zu einer Karriere als Verbrecherin.«

8
    Nördliche Toskana,
    Donnerstag, 24. September, Nachmittags Eine ganze Weile herrschte Schweigen in dem Polizeiwagen, den Fulvio Massi bergab in Richtung Pescia lenkte. Die Sonne war schon hinter den Baumwipfeln verschwunden, und der schattige Wald links und rechts der Straße wirkte auf Enrico bedrohlich. Er war ein Fremder, der dabei war, in die Geheimnisse dieser Berge einzudringen, in Geheimnisse, deren wahre Natur er wohl nicht einmal ahnte. Die unzähligen alten Bäume erschienen ihm als eine Armee von Riesen, die Front machte gegen alles Fremde und jeden, der es wagte, neugierig zu sein. Der zweite Besuch in Borgo San Pietro hatte ihm keinerlei Aufhellung gebracht. Im Gegenteil, das seltsame Betragen seiner

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