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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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und Elena saßen in
vollkommener Dunkelheit und hörten eine weitere
Autortür schlagen, wahrscheinlich die auf der Beifahrerseite, als Francesco einstieg. Der Motor sprang an,
und der Wagen setzte sich in Bewegung.
    Die offene Seite des Tals wurde durch einen drei
Meter hohen Zaun gesichert, in den ein Tor eingelassen war. Davor standen zwei Wachtposten mit umgehängten Maschinenpistolen und blickten dem Lieferwagen entgegen. Einer hob die flache Hand, das
Signal zum Halten. Laura nahm den Fuß vom Gas,
und der Wagen kam dicht vor dem Mann zum Stehen.
    Der fragte durch das heruntergelassene Fenster:
»Was ist euer Auftrag?«
»Der ist geheim«, antwortete Laura.
»Wer sagt das?«
»Der General.« Laura deutete auf den weißen
Krebs, der ihre linke Schulter zierte und sie als Offizier des Ordens auswies. »Zweifelst du an meinen
Worten, Bruder?«
Der Wächter machte ein unglückliches Gesicht.
»Wir dürfen das Tor nur auf Anweisung des Generals
öffnen, und der hat uns keinen entsprechenden Befehl
erteilt.«
»Weil es eine geheime Mission ist. Würde der General es überall herumposaunen, wäre es wohl kaum
noch geheim, oder?«
»D-das stimmt«, stammelte der Wächter, der noch
über Lauras Argumentation nachzudenken schien.
»Trotzdem, ohne ausdrückliche Anweisung des Generals darf ich nicht …«
»Also gut«, seufzte Laura. »Hier hast du die schriftliche Anweisung, Bruder.«
Erwartungsvoll starrte der Posten auf Lauras rechte
Hand, die ihm wohl die schriftliche Order überreichen würde. Um so überraschter war er, als er in die
Mündung einer automatischen Pistole blickte. Die
Waffe bellte zweimal kurz hintereinander, und die
Geschosse trafen seine rechte Schulter. Der Wächter
stolperte rückwärts und fiel ungelenk zu Boden.
Sein Kamerad erholte sich schnell von der Überraschung und riß die Maschinenpistole hoch. Aber da
hatte Laura das Gaspedal bereits bis zum Anschlag
durchgetreten, so daß der Lieferwagen einen Satz nach
vorn machte. Der Wachtposten sprang zur Seite, und
keine Sekunde später krachte das Fahrzeug gegen das
geschlossene Gittertor. Metall rieb sich kreischend an
Metall, Funken sprühten, und das Glas der Windschutzscheibe splitterte, als ein umstürzender Pfeiler
sie zerschlug.
Endlich hatte der Wagen den Zaun durchbrochen
und gewann an Fahrt. Der zweite Wächter sandte ihm
eine Geschoßgarbe nach, und ein paar Kugeln prasselten in die Karosserie.
Eine Kugel traf Laura.
Sie schrie auf und verriß das Lenkrad.
Francesco griff ein und wollte das Steuer festhalten,
aber es war zu spät. Der Wagen rumpelte über einen
großen Stein, schwankte heftig und kippte zur Seite.
Dem Schmerz an ihrem Kopf, als sie gegen etwas
Hartes stieß, folgte dumpfe Benommenheit. Bestürzt
dachte Elena an ihr Kind. Als der Wagen ins Schwanken geraten war, hatte sie sich seitlich auf den Boden
gelegt und die Hände vor den Bauch gehalten, eine instinktive Reaktion, vielleicht nicht besonders wirkungsvoll, aber das einzige, was sie tun konnte.
Die Hintertür des schräg liegenden Lieferwagens
wurde geöffnet, und trübes Nachmittagslicht fiel in
den dunklen Innenraum.
Francesco stand draußen. Er blutete aus mehreren
kleinen Wunden im Gesicht, schien sich daran aber
nicht zu stören. Es sah aus, als hätten winzige Glassplitter seine Haut aufgerissen.
»Ist jemand ernsthaft verletzt?« fragte er aufgeregt.
Die drei im Laderaum hatten sich nur leichtere
Blessuren zugezogen und kletterten mit Francescos
Hilfe ins Freie. Jetzt sahen sie, daß ihr Fahrzeug von
der schmalen, unbefestigten Fahrbahn abgekommen
und zwischen abschüssige Felsen gerutscht war, wo es
sich hoffnungslos verkeilt zu haben schien.
»Den Wagen kriegen wir nicht mehr flott«, sagte
dann auch Francesco. »Wir müssen zu Fuß weiter.«
Elena blickte zum Führerhaus. »Was ist mit Laura?«
Francesco senkte den Blick. »Ich glaube, sie ist tot.
Eine Kugel hat sie in den Rücken getroffen.«
Elena lief nach vorn und riß die Fahrertür auf. Laura hing, über das Lenkrad gesunken, reglos in ihrem
Sicherheitsgurt. In ihrem Rücken klaffte eine Wunde,
die weniger gefährlich aussah, als sie wohl war.
Als Elena vorsichtig Lauras Kopf anhob, schlug
diese plötzlich die Augen auf.
Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. »Elena …
meine Freundin«, brachte sie mühsam hervor und hustete Blut, bevor sie weitersprechen konnte. »Verzeih
mir! Die wahren Absichten des Generals … erst im
Tempel erkannt … dient nicht Gott

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