Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
Vom Netzwerk:
gab
Alexander zurück. »Wahrscheinlich kommt so ziemlich jeder hier in Frage.« Er zeigte auf das Menschengewirr vor den Ausgängen der Peterskirche. »Alles
Tatverdächtige.«
»Aber wir müssen sie entkommen lassen«, meinte
Spadone mit Bedauern. »Wenn wir versuchen würden,
sie hier zurückzuhalten, würde die Panik noch größer
werden. Außerdem kann ich aus St. Peter kein Unter
suchungsgefängnis machen.«
»Wie kommen Sie darauf, daß ein Mensch für dieses … dieses Ereignis verantwortlich ist?« fragte Schmidhauser.
»Vor der Messe hat Kardinal Scheffler kurz mit uns
gesprochen und uns für später in sein Büro gebeten«,
erklärte Donati. »Er war aufgeregt und schien uns etwas Wichtiges mitteilen zu wollen. Offenbar gibt es
jemanden – seinen Mörder –, der das zu verhindern
trachtete.«
»Wenn das wahr ist, dürfte dieselbe Person auch für
Kardinal Mandumes Tod verantwortlich sein«, sagte
Spadone.
»So ist es«, stimmte ihm Donati zu.
»War jemand dabei, als Kardinal Scheffler sich mit
Ihnen verabredet hat?« fragte Schmidhauser.
Alexander schüttelte den Kopf. »Nein. Vielleicht
hat er sich auf andere Weise verraten, so daß der Mörder etwas ahnte. Andererseits …«
»Was?« schnappte Donati, als er Alexanders bestürzten Gesichtsausdruck bemerkte.
»Einer könnte unser Gespräch sehr wohl mitgehört
haben, weil wir vor seiner Tür standen, als Scheffler
uns ansprach.« Donati wurde blaß. »Wenn das stimmt,
haben wir den Bock zum Gärtner gemacht!«
49
In den umbrischen Bergen

J
eder Schritt bedeutete neuen Schmerz, der Enrico
    Tränen in die Augen trieb. Und das, obwohl sein
Vater und Francesco sich alle Mühe gaben, ihn zu
stützen. Was gleichzeitig bedeutete, daß sie nur sehr
langsam vorankamen. Die schwarzgekleideten Verfolger, die sich ein paar hundert Meter hinter ihnen den
Felshang heraufarbeiteten, waren bereits deutlich zu
erkennen. Enrico hatte an die zwanzig von ihnen gezählt, aber es mochten auch mehr sein.
    Noch ein Schritt, und Enrico war, als schnitten
Dutzende von Rasierklingen in seinen Fuß. Die
Sinne drohten ihm zu schwinden vor Schmerz, und
auch seine beiden Helfer konnten ihn in diesem
Augenblick nicht halten. Er fiel zu Boden und war
beinahe dankbar dafür, nicht länger stehen zu müssen.
    »Es hat keinen Zweck, ich halte euch nur auf«,
stöhnte er. »Ihr müßt mich zurücklassen, nur dann
habt ihr eine Chance!«
    Elena zeigte ihm einen Vogel. »Sollen wir dich diesem durchgedrehten Ordensgeneral überlassen?
Kommt nicht in Frage!«
    »Ihr könntet Hilfe schicken, wenn ihr durchkommt. Wenn wir alle vier eingefangen werden, hat
niemand etwas davon außer denen da.« Enrico zeigte
in Richtung der Verfolger, die immer näher kamen.
»Francesco könnte mir seine Pistole dalassen. Vielleicht gelingt es mir, die Kerle damit eine Weile aufzuhalten und euch einen Vorsprung zu verschaffen.«
    »So etwas klappt nur im Western«, widersprach
Elena. »Du bist Rechtsanwalt und nicht der Marshal
von Dodge City!«
    »Ganz recht«, sagte eine hohe Stimme in ihrem
Rücken, die alle vier zusammenfahren ließ. »Eine kluge Frau, auf die du hören solltest, du Held!«
    Ein Totus-Tuus-Mann von gedrungener Gestalt
stand ungefähr zwanzig Meter entfernt auf einem Felsen und zielte mit einer Maschinenpistole auf sie. Erst
auf den zweiten Blick erkannte Enrico den Mann, den
er wochenlang nur in Mönchskutte gesehen hatte.
    »Ich dachte mir, ich schneide euch den Weg ab, und
es hat tatsächlich geklappt«, erklärte Giuseppe hämisch. »Der Verräter wirft jetzt besser seine Waffe
weg, sonst seid ihr alle tot!«
    Unendlich langsam, wie es Enrico schien, öffnete
Francesco die Pistolentasche an seiner Hüfte, und zog
die Automatik. Aber er warf sie keineswegs weg, sondern legte auf Giuseppe an, so ruhig, als hätte er alle
Zeit der Welt.
    »Nicht!« rief Lucius und schlug Francescos Arm
nach unten. »Töten ist kein Ausweg!«
Trotzdem krachte ein Schuß, und mitten auf Giuseppes Stirn klaffte ein obszönes rotes Loch. Der Totus-Tuus-Offizier schien noch etwas sagen zu wollen,
brachte aber nur ein Gurgeln hervor. Er sackte zusammen und rutschte von dem halbrunden Felsen.
Der Mann, der ihn erschossen hatte, kam zwischen
den Felsen auf sie zu, und Enrico glaubte sich und die
anderen schon gerettet, denn er erkannte die dunkle
Alltagsuniform der Schweizergarde. Aber der Gardist
machte einen angeschlagenen Eindruck; um seine linke Schulter war ein behelfsmäßiger Verband

Weitere Kostenlose Bücher