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Engelsfuerst

Engelsfuerst

Titel: Engelsfuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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ihnen nur ein wenig Angst«, versprach
Enrico und gab den ersten Schuß ab.
Die Kugel fauchte dicht vor einem der Totus-TuusMänner gegen einen Felsblock, und der Mann warf
sich augenblicklich flach zu Boden. Seine Begleiter taten es ihm nach oder suchten hinter Bäumen und größeren Felsen Deckung.
»Sie warten auf die nächste Kugel«, sagte Lucius.
»Dann sollen sie warten.« Enrico wunderte sich über
seine Gelassenheit. Jetzt, da die Entscheidung gefallen
war, fühlte er sich seltsam ruhig. Der Weg war vorgezeichnet, schon seit zweitausend Jahren, sein Vater
und er mußten ihm nur folgen. »Je länger es dauert,
desto größer ist die Chance für Elena, Francesco und
Kübler zu entkommen.«
50
Vatikanstadt

A
    lexander, Donati, Bruno Spadone und zwei seiner uniformierten Gendarmen eilten im Laufschritt durch die Vatikanischen Gärten zum NiccoloTurm, um den Verdacht, der Alexander und Donati in
der Peterskirche gekommen war, auf seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Sie hatten die Kirche durch
einen Nebeneingang verlassen, der der panischen
Menge verborgen geblieben war.
    »Fabio Pallottino wird kaum in seinem Büro sein,
es sei denn, er hat sich sehr beeilt«, sagte Alexander,
als sie den Eingang der Vatikanbank erreichten. »Vielleicht steckt er noch in St. Peter fest.«
    »Meine Männer und die Schweizer sind angewiesen,
nach ihm Ausschau zu halten und ihn in Gewahrsam
zu nehmen, sobald sie ihn finden«, erwiderte Spadone.
»In dem Gewühl ist die Chance, daß sie ihn aufspüren, allerdings gering.«
    Sie durchquerten die Vorhalle und nahmen den Lift
hinauf in den fünften Stock, wo sie Pallottinos Büro
verschlossen vorfanden.
    »Wer könnte einen Schlüssel haben?« fragte Donati.
Spadone lächelte. »Sie meinen, außer Pallottino und
Kardinal Scheffler? Ich. Ich trage ihn nicht bei mir,
aber in meinem Büro befinden sich in einem Panzerschrank Generalschlüssel für fast alle Gebäude des
Vatikans, auch für das IOR.«
    Er zückte sein Handy und gab Anweisung, den
Generalschlüssel für die Vatikanbank unverzüglich
herzubringen. Anschließend befahl er einem der Gendarmen, die bei ihnen waren, Kardinal Schefflers Büro
zu bewachen und darauf zu achten, daß keine Unterlagen entfernt oder vernichtet wurden.
    »Wenn Scheffler wirklich etwas wußte, finden wir
in seinen Papieren vielleicht einen Hinweis darauf.«
Keine fünf Minuten nach dem Telefonat brachte ein
Gendarm den Schlüssel, und Spadone öffnete die Tür
zu Pallottinos Büro. Es war, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, leer.
Alexander ließ seinen Blick über die Platte des
Schreibtisches wandern. »Ich kann die Unterlagen aus
Guarduccis Tresor nirgends entdecken. Du, Stelvio?«
»Nein. Vielleicht in einer der Schubladen.«
Sie rissen sämtliche Schubladen auf, ohne Erfolg.
An einer Wand stand ein schmaler Aktenschrank aus
massivem Holz, doch dessen Türen waren verschlossen.
»Dafür habe ich leider keinen Schlüssel«, erklärte
Spadone, »aber vielleicht kriegen wir das Ding auch
ohne Schlüssel auf.«
Er rückte den Schrank etwas von der Wand ab und
stemmte sich dagegen, bis er kippte. Holzsplitter flogen in alle Richtungen, als der Schrank mit lautem
Krachen auf dem Boden aufschlug. Die Gewaltaktion
zeitigte den gewünschten Erfolg: Akten quollen aus
dem zerborstenen Möbel.
Eilig verschafften sie sich einen Überblick über die
Papiere, und Donati sagte: »Picardis Unterlagen sind
nicht dabei.«
Alexander war erstaunt über den Tonfall seines
Freundes, aus dem er so etwas wie Befriedigung herauszuhören glaubte.
»Wenn Pallottino die Unterlagen mitgenommen
hat, erhärtet das doch unseren Verdacht. Dir scheint
das aber gar nicht unrecht zu sein, Stelvio.«
Donati grinste spitzbübisch. »Wie gut du mich
doch kennst.«
Eine halbe Stunde später fanden sich Alexander,
Donati, Spadone, Oberst Schmidhauser und Henri
Luu im Apostolischen Palast zu einer Besprechung
ein, die Papst Custos angesetzt hatte und persönlich
leitete. Der Heilige Vater wirkte sehr mitgenommen.
Angesichts dessen, was sich während der Messe ereignet hatte, kein Wunder, fand Alexander.
Unter den Fenstern des Konferenzraums lag der
Petersplatz, wo Tausende von Menschen seit dem
Vorfall in der Kirche in einer seltsamen Starre verharrten. Auf den Großbildschirmen hatten sie mit angesehen, wie der Generaldirektor des IOR sich in eine lodernde Fackel verwandelte. Die Panik der Menschen
in der Kirche hatte sich auf die weitaus größere

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