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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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und sah ihn an. „Die Bilder werden gut, da bin ich mir sicher. Komm in ein paar Tagen wieder. Dann habe ich sie bearbeitet und zeige sie dir. Du wirst staunen.“ Als sie Ángels Gesicht sah, lachte sie. „Es tut mir leid, aber das sind meine Methoden, um an außergewöhnliche Bilder zu kommen. Du wirst dich daran gewöhnen.“ Sie griff in ihre Hosentasche und hielt Ángel einen Geldschein hin. „Wenn es dir nicht passt, tut es mir leid. Aber wenn du weiter mit mir arbeiten möchtest, musst du das akzeptieren. Ich habe noch einige Ideen, die ich gern mit dir verwirklichen würde. Aber jetzt musst du gehen.“ Sie legte ihre kleine Hand auf seine Schultern. Obwohl sie fast einen Kopf kleiner war als er, schob sie ihn energisch Richtung Tür. „Bekomme ich noch deine Telefonnummer?“ Ihre Stimme ließ sie groß und überlegen erscheinen.
    „Ich wohne zurzeit bei einem Freund“, sagte Ángel tonlos.
    „Okay“, antwortete sie leichthin. „Wenn du magst, ruf mich in ein paar Tagen an. Wie gesagt, ich hätte noch einiges mit dir vor. Aber wenn du nicht willst, dann ist es auch gut.“
    Betäubt fand sich Ángel einige Sekunden später vor der verschlossenen Eingangstür wieder. Er brauchte ein paar Minuten, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte.
    Was hatte diese Frau gerade mit ihm gemacht? Sie hatte ihn mit Worten manipuliert, ihn durch sich überschlagende Emotionen geführt, nur um an ein paar Bilder zu kommen? Er konnte es nicht glauben.
    Der Geldschein knisterte in seiner Hand und zeigte ihm, dass er nicht geträumt hatte. Schnell steckte er ihn ein. Dann schüttelte er den Kopf und ging Richtung Straße. Als er an der Garage vorbeikam, die ihren Schatten auf die Betonsteine des schmalen Weges warf, trat jemand aus der Dunkelheit heraus.
    „Hey, gute Session gehabt?“, fragte eine gepresste männliche Stimme.
    Er stoppte und sah der Person, die auf ihn zukam, entgegen. Schwarze Kleidung, schwarze lange Haare, bleiches Gesicht. Als der Mann aus dem Schatten in das Laternenlicht heraustrat, erkannte er den Studenten aus der Kunstakademie, der ihm Valeries Visitenkarte zugesteckt hatte.
    „Hallo. Wir kennen uns doch, oder?“, fragte er verwirrt. „Was machst du so spät noch hier?“
    Der andere antwortete nicht, sondern trat stattdessen dicht an ihn heran. Ángel wich unwillkürlich vor ihm zurück, bis er die raue Wand der Garage hinter sich spürte. Beklemmung breitete sich in ihm aus. Der Andere kam noch näher, so dass der Abstand zwischen ihren Gesichtern nur noch wenige Zentimeter betrug.
    „Was willst du von mir?“ Ángels Stimme bebte.
    „Das werde ich dir sagen: lass Valerie in Ruhe“, zischte der Schwarzhaarige, „ansonsten bekommst du Ärger. Verstanden?“ Seine, von schwarzen Kajal umrandeten, blauen Augen schienen im Licht der Laterne Funken zu sprühen.
    Zitternd atmete Ángel ein, um ihm eine Antwort zu geben. Der warme Duft nach erdigen Parfum und frischem Schweiß traf ihn wie ein Schlag. Er starrte den Schwarzhaarigen an und war unfähig, ein einziges Wort von sich zu geben. Er nahm die Aggression des Anderen wie eine spürbare Kraftquelle wahr. Sein eigener Körper spiegelte dies mit einer Anspannung wider, die jeden seiner Muskeln verkrampfte.
    Und trotzdem war da noch etwas anderes. Etwas, das er so noch nie erlebt hatte. Obwohl ihn sein Gegenüber einschüchterte und in Schrecken versetzte, nahm er dessen Präsenz bis in die kleinste Einzelheit wahr. Wie auf einem überscharfen Foto sah er die helle, von einem leichten Schweißfilm bedeckte Haut, die Strähne schwarzen Haars, die ihm über das Gesicht fiel, die steile Zornesfalte zwischen den blauen Augen, die sinnlichen halb geöffneten Lippen.
    Ángel zwinkerte verunsichert und senkte seinen Blick, so weit dies bei der fehlenden Distanz zwischen ihnen möglich war. Dabei glitt sein Blick über den schwarzen Stoff, der sich straff über den Brustkorb des Anderen spannte, die schwere silberne Gürtelschnalle in Form eines Widderkopfes und blieb letztendlich unter dem Gürtel an einer Wölbung hängen.
    Er konnte es nicht glauben: der Typ hatte eine Erektion. Eindeutig zeichnete sie sich unter dem schwarzen Stoff seiner Hose ab. Machte es ihn etwa an, ihn so in die Enge zu treiben? Ángels gesenkter Blick schien der Andere als stumme Kapitulation zu deuten.
    „Gut. Ich hoffe, du hast kapiert.“
    Noch einen Schritt trat er auf ihn zu, so dass Ángel mit einem Stoß an die Wand gepresst wurde. Die Hitze, die der feste

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