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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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er und drehte sich einmal mit erhobenen Armen im Kreis, während ihn Valerie mit ihren kalten Augen musterte. Dann trat er an die Staffelei und zog mit einer schnellen Bewegung das Tuch herunter. „Der gefällt dir auch, oder?“, dabei wies er auf das mittlerweile fast fertige Portrait mit den grünbraunen Augen.
    „Ja, er gefällt mir, so wie mir vieles gefällt.“
    „Wußt‘ ich‘s doch“, zischte Martin und sah sie mit schwarzen Augen an. „Ich hasse diesen Typ. Ich mache ihn alle, wenn ich ihn hier noch mal sehe.“
    „Was geht dich das überhaupt an?“, entgegnete Valerie kühl. „ Sag, was hast du eingeworfen? Du bist doch voll daneben!“
    „Nichts weiter, nur das hier.“ Er hielt ihr eine weiße kleine Pille entgegen. „Magst du eine? Reinstes Crystal. Haut voll rein.“
    Valerie sah ihn skeptisch an.
    „Komm schon. Ich weiß doch, dass du auch auf extreme Erfahrungen stehst. Auf dem Weg zu dir hatte ich eine Eingebung. Ich denke, sie wird dir gefallen. Ich will, dass du heute eine spezielle Portraitstrecke von mir machst. Sozusagen Portrait in Action, das müsste dir gefallen.“
    Während er Valerie seine Idee präsentierte, lief er gestikulierend vor ihr auf und ab. Als er geendet hatte, breitete sich auf ihrem Gesicht ein zufriedenes Grinsen aus. „Gut, ich bin dabei, solange ich die Fotos dann auch nach meinem Ermessen veröffentlichen darf.“
    „Kein Problem“, grinste Martin. „Ich unterschreibe deinen Vertrag, wenn du die hier schluckst.“
    Valerie nahm ihm die kleine Tablette aus der Hand und drehte sie zwischen ihren Fingerspitzen. „Nur, weil ich dich kenne und weiß, dass du ausschließlich das teuerste und reinste Zeug kaufst.“
    „Wenn man’s sich leisten kann …“ Martins Grinsen wurde noch breiter.
    Sie trat an das kleine Tischchen, auf dem ein halb gefülltes Glas John Collins stand und spülte die Pille mit einem großen Schluck runter. Als sie die Formalitäten erledigt hatten, sah sie ihn an. Ihr rechter Mundwinkel zuckte. „Was brauchst du, um loszulegen? Brauchst du mich?“
    Martin musterte sie von oben bis unten. „Später … ja, später bestimmt. Doch jetzt habe ich so eine seltsame Sache im Kopf …“ Er ging zu der Staffelei zurück, auf der das enthüllte Bild stand. „… und diese Sache hat was mit dem Typen hier zu tun, der dich so sehr zu inspirieren scheint ... Die Sache spukt seit Tagen durch meinen Kopf und macht mich so wahnsinnig, dass ich’s fast mit der Angst bekomme.“
    „Angst? In wie weit?“ Fasziniert sah Valerie ihn an, während eine Hand nach ihrer bereitliegenden Kamera tastete. „Was ist mit ihm und dir? Hast du Angst … weil er dich … anmacht? Findest du ihn scharf?“
    „NEIN, verflucht! Ich steh doch nicht auf Kerle!“ Martin taumelte einige Schritte von der Staffelei zurück.
    „Nein, natürlich nicht. Das weiß ich doch“, beschwichtigte ihn Valerie. „Wir spielen doch nur mit deinen Fantasien. Alles ist in der Welt der Fantasie möglich. Du kannst sein, wer du willst, tun, was du willst, mit wem du willst. Alles steht dir frei.“
    „Ja, da hast du recht, ich tue, was ich will und vor allem, mit wem ich’s will!“ Martin ging zum Sofa, knöpfte sich im Gehen die Hose auf und begann sich zu reiben. „Ich werde ihn ficken, wie ein Mädchen.“ Er schloss die Augen und keuchte auf. Sein Körper wand sich, wie unter Schmerzen.
    Fasziniert beobachtete Valerie ihn „Ja, genau, gib es ihm“, zischte sie. „Er hat es nicht anders verdient.“
    „Mist, verdammter“, keuchte Martin, während Valerie unablässig Fotos von ihm schoss.

12.
    12.
     
    „Darf ich dein Telefon benutzen?“
    Wolfgang starrte weiterhin auf seinen Bildschirm, auf dem ein Komponierprogramm geöffnet war. Seit dem Frühstück saß er jetzt schon am Computer und hämmerte unaufhörlich auf die Tastatur ein. Ohne den Blick abzuwenden, antwortete er: „Klar doch, wann immer du willst, solange du nicht ins Ausland telefonierst.“
    „Nein, nicht ins Ausland“, sagte Ángel und tippte die Nummer ein. „Hallo, hier ist Ángel. Ich wollte fragen, wie die Fotos geworden sind.“ Einen Moment lauschte er der Stimme aus dem Hörer. „Aber sicher, gern. Wann? – Ja, klar, kein Problem. Und wie viel würde ich verdienen?“ Wieder verstummte er für eine Weile. Dann atmete er hörbar aus. „Ja, klasse. Für mich wäre das in Ordnung. Bis dann. Ciao.“ Kaum hatte er aufgelegt, wählte er erneut. Diese Mal klang seine Stimme leiser, weicher

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