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Engelsgesang

Engelsgesang

Titel: Engelsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.A. Urban
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keinerlei Gedanken, ob der Ort oder ob das Mädchen passte. Er genoss es, ohne Schamgefühl oder einen einzigen störenden Gedanken. Das Leben war einfach wundervoll.

22.
    22.
     
    „Gehen wir noch in den Bunker?“, fragte Biggi, als sie auf der Straße standen.
    „Den Bunker?“ Ángel blieb wie angewurzelt stehen. Er war noch nie im Bunker gewesen, hatte den Namen aber schon mal irgendwann gehört. Doch er konnte sich nicht mehr erinnern, wann oder wo.
    „Ja, da ist heute Gothic Rock und Metal Nacht“, redete Biggi weiter. „Magst du diese Musik?“
    „Ähm, ich weiß nicht … keine Ahnung …“
    „Na, dann ist das deine Chance. Man kann dort super tanzen und der Tequila kostet nur einen Euro. Wer weiß … vielleicht passiert heute Nacht ja noch was Besonderes.“
    „So? Was denn noch?“
    Biggi lachte, drückte sich an ihn, und umfing mit ihren Armen seinen Hals. „Keine Ahnung … lass dich überraschen.“ Ihre rosa Zungenspitze glitt über ihre rot bemalten Lippen. „Weißt du … heute ist die Nacht der Überraschungen.“
    Noch bevor sie die Tür zum Bunker öffneten, drang das Dröhnen der Musik bis zu ihnen auf die Straße hinaus. Als sie dann eintraten, umtosten die Klänge sie wie eine stürmische See. Nur einen kurzen Moment konnte Ángel die düstere Atmosphäre in sich aufnehmen, die zuckenden Lichtblitze auf der vollen Tanzfläche, das überwiegend dunkel gekleidete Publikum, das sich zum Teil mit Nieten und Ketten behängt hatte, dann zog Biggi ihn schon zur Bar. Unter großen Gesten gab sie eine Bestellung auf. Sofort wurden vier Gläser mit einer klaren Flüssigkeit vor sie gestellt.
    „Erst Salz, dann auf Ex, zuletzt die Zitrone“, ordnete Biggi an und schüttete sich eine Prise Salz auf den Handrücken. Ángel tat es ihr nach, dann kippten sie den Tequila in einem Zug hinunter.
    „Und jetzt den Zweiten“, forderte Biggi.
    Als Ángel zögerte, hielt sie ihm das Glas entgegen. „Runter damit!“
    Augenblicklich kam sie ihrer eigenen Aufforderung nach. Dann sah sie ihm tief in die Augen, gab ihm einen überraschenden Kuss auf den Mund und begann rückwärts zur Tanzfläche zu gehen. Sie tanzte mit provokativen Bewegungen, während sie Ángel nicht aus den Augen ließ und auf sein Glas deutete. Ángel trank den Tequila aus und stellte das Glas hart auf dem Tresen ab. Biggi lächelte ihm zufrieden zu, schloss die Augen und gab sich ganz dem Rhythmus hin. Die Musik war hart und wild und Biggis Bewegungen wirkten in dem Staccato der Lichtblitze wie die einer unter Strom gesetzten irren Marionette. Trotzdem fiel sie unter den anderen Anwesenden kaum auf. Hier schienen sich die eigenartigsten Menschen mit den ungewöhnlichsten Tanzstilen versammelt zu haben. Es wurde mit ausladenden Schritten gestampft oder fantasievolle Armbewegungen ausgeführt. Ángel beobachtete sie mit Erstaunen. Dabei fiel sein Blick auf die dunkle Gestalt eines schlanken Mannes und blieb an ihm hängen. Das lange schwarze Haar verdeckte sein Gesicht. Seine Bewegungen waren kraftvoll, harmonisch, und aus irgendeinem Grund konnte Ángel seine Augen nicht von ihm lösen. Als der Tänzer seine Haare mit einer energiegeladenen Bewegung nach hinten warf und sein fein geschnittenes Gesicht zu erkennen war, fuhr Ángel erschrocken zusammen. Augenblicklich zuckte ein Satz durch seinen Kopf: ‚Ich bin jeden Freitag im Bunker.’ Und jetzt fiel ihm auch wieder ein, wer ihm das erste Mal von diesem Club erzählt hatte …
    Unfähig, auch nur einen Finger zu bewegen, starrte er Martin an, und als ob der den Blick spürte, hob er den Kopf und blickte ihm seinerseits direkt in die Augen.
    Die Zeit schien einzufrieren. Blaue Augen, von einem schwarzen Lidstrich betont, schwebten über die Tanzfläche – hypnotisierend - alles ausblendend. Und dann diese Stimme … „Schön, dass du gekommen bist.“
    Ángel fuhr zusammen, als der Andere seinen Oberarm berührte. „Alles in Ordnung?“
    „Äh … klar … danke“, stammelte Ángel und fühlte sich ertappt.
    „Was magst du trinken?“
    „Trinken?“
    „Ja, ich wollte dir doch einen Drink ausgeben.“
    „Ach ja …“
    „Magst du ein Bier?“
    „Sicher…“ Ángel fluchte innerlich. Warum schaffte er es nie, auch nur einen normalen zusammenhängenden Satz in Martins Gegenwart von sich zu geben? Martin dachte bestimmt schon, er wäre zurückgeblieben oder irgend so was.
    „Eigentlich bin ich nicht deinetwegen hier …“, er wies auf die Tanzfläche, auf der Biggi

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