Engelsgesang
die Kissen fallen. „Was sollte sie uns denn bieten?“
„Fantasie hast du wohl gar nicht“, antwortete Martin. „Warte nur ab, bis sie von meinem 1A-Gras probiert hat. Ich wette, sie kann eine ganz schöne Show abziehen …“ Er verstummte, als Biggi mit einem Tablett voller Gläser und Eiswürfel wieder hereinkam.
„Wer zieht hier ne Show ab?“, fragte sie neugierig.
„Vielleicht du, wenn du dich traust, hiervon zu ziehen.“ Martin hielt ihr die unförmige Zigarette entgegen.
„Und ob ich mich traue“, entgegnete sie und nahm einen tiefen Zug. „Hmmm, klasse Zeug!“ Als sie den Joint an Ángel weiterreichen wollte, winkte er ab.
„Ich hab schon genug.“
„Genug?“, lachte sie und sah Martin an. „Hast du das gehört? Man kann doch nie genug haben, oder?“
„Genau, Angel, probier erst mal und dann sag uns, ob du schon genug hattest.“
„Also, ich weiß nicht …“, zierte sich Ángel.
Biggi lachte, griff nach einem Glas vom Tablett und kroch auf allen Vieren zu ihm aufs Bett.
„Halt mal“, sagte sie und drückte es ihm in die Hand. Dann zog sie ihr Oberteil aus. „Oben ohne Party oder austrinken.“
Die dunkelrote Spitze des BH setzte einen scharfen Kontrast zu ihrer weißen Haut. Sie lachte und sah ihn auffordernd an. Martin grinste und beobachtete interessiert Ángels Reaktion.
Ángel wirkte irritiert, wusste nicht, wo er hinsehen sollte. Dann griff er nach dem Glas und trank es aus.
Biggi lachte. „Sieh an, der Kleine ziert sich, wie ein Mädchen.“
„Ich bin nicht klein“, empörte sich Ángel und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Und zieren tu ich mich auch nicht.“
Mit einer ungelenken Bewegung, der man die Wirkung des Alkohols ansah, entledigte er sich seines T-Shirts.
„Sehr nett“, sagte Biggi und musterte ihn.
„Nett ist der kleine Bruder von Scheiße“, erklang es vom Boden her. Martin lachte und Biggi drehte sich zu ihm um.
„Na, dann zeig mal, was du zu bieten hast! Drink oder ausziehen?“
Martin trank ein Glas puren Rum und zog sich dann das T-Shirt über den Kopf. „Wenn schon, dann beides. Ich steh dem Kleinen doch in nichts nach.“
„Ich bin nicht klein“, lallte Ángel, der wieder in die Kissen zurückgesunken war.
„Cool!“ Biggi sah mit großen Augen auf Martins tätowierten Oberkörper.
„Kann man auch anfassen.“ Martin stand auf, fasste nach Biggis Handgelenk und nahm einen Zug aus dem Joint, den sie noch immer zwischen ihren Fingern hielt. Sie legte ihre andere Hand auf sein Schlüsselbein, strich über die Haut. Martin ließ es geschehen, legte seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Nach zwanzig Sekunden blies er den Rauch, über Biggi hinweg, Richtung Zimmerdecke.
Biggi sah ihn von unten herauf an und begann, sich zur Musik zu bewegen. Dabei drückte sie ihren Unterleib an ihn. Martin senkte seinen Kopf, so dass sich ihre Lippen trafen. Küssend begannen sie zu tanzen. Ihre Hände glitten gegenseitig über ihre Körper, tasteten, erforschten.
Ángel beobachtete ihren Kuss sowie ihre tanzenden Körper mit widerstrebenden Gefühlen. Einerseits machte ihn das Schauspiel an, obwohl ihm die Rolle des Voyeurs nicht wirklich zusagte, andererseits war er hier eindeutig das fünfte Rad am Wagen. Vielleicht sollte er gehen, die beiden mit ihrem Spiel allein lassen. Er versuchte, sich aufzusetzen. Seine Bewegungen fühlten sich schwerfällig, wie unter Wasser, an.
Martin sah zu ihm herüber und flüsterte Biggi etwas ans Ohr. Sie lachte auf, nickte zustimmend und ein seltsames Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann drehte sie sich zu Ángel. Ihre Lippen waren sanft geöffnet und er konnte die feuchte Zungenspitze dazwischen vorblitzen sehen. Langsam bewegte sie sich auf ihn zu, setzte sich zu ihm aufs Bett und nahm noch einen Zug von dem Joint. Sie beugte sich über ihn und Ángel konnte nicht anders als sie anzustarren. Er fühlte sich völlig bewegungsunfähig. Als sie ihre Lippen auf seinen Mund presste, hustete er und rang um Atem. Rauch quoll aus seinen Nasenlöchern. Martin und Biggi lachten.
„Das ist nicht witzig“, keuchte Ángel.
„Das soll es auch nicht sein“, sagte Biggi. „Ich möchte, dass du ein bisschen lockerer wirst, dass du Spaß hast.“ Ihre Hände glitten über seine Brust und bevor er sich versah, saß sie auf seinem Schoß.
Er erstarrte. Was tat sie da? Er versuchte sie von sich zu schieben, doch seine Hände versagten ihren Dienst. Wie leblos lagen sie neben ihm auf der
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