Engelsgesang
weiterhin ihren grotesken Marionettentanz aufführte.
„Okay, das kann ich dir nicht verübeln. Ich war wirklich ein Arsch!“
„Nein, das meine ich nicht … na ja, eigentlich warst du ja schon … ach verflucht …“, stammelte Ángel. „Ich freu mich trotzdem, dich hier zu treffen.“
Martin reichte ihm eine Flasche Bier. „Sag mal, wie spricht man eigentlich deinen Namen aus? Ich habe bisher die verschiedensten Varianten gehört. Ziemlich verwirrend, wenn du mich fragst.“
Ángel räusperte sich. „Keine Ahnung, nenn mich wie du willst. Ich hab mir den Namen nicht ausgesucht. Meine Mutter hat ihn mir gegeben.“
„Deine Mutter?“ Martin lachte auf und ließ seine Flasche an Ángels klirren. „Zum Wohl, auf uns … und auf die Frauen“, er wies mit einem Nicken auf Biggi, die ihnen zugewandt ihre Hüften zucken ließ. „Die ist heiß“, bemerkte er. „Vielleicht ein bisschen zu viel psychobilly, aber heiß … Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sie auf dich steht …“
„Ja, den Eindruck hatte ich auch schon, vorhin, im Kino …“
„Im Kino?“
„Ja, ich glaube, sie steht auf mich“, Ángel grinste und fühlte sich augenblicklich noch ein bisschen blöder als bisher.
„Du bist also nicht allein hier?“
Ángel nickte.
„Das Gruselmädchen dort gehört zu dir?“
„Gruselmädchen?“ Ángel konnte sich ein kindisches Kichern nicht verkneifen. „Nun, ich glaube schon … irgendwie … immerhin hat sie mir vorhin im Kino einen runtergeholt …“
Er konnte nicht glauben, was er gerade in Martins Gegenwart gesagt hatte, und Martin schien es nicht anders zu gehen. Er sah ihn mit ungläubigen Augen an und wie auf Kommando begannen beide aus vollem Hals zu lachen. Sie lachten noch immer, als Biggi zu ihnen kam.
„Kann ich den Witz auch hören?“, fragte sie und nahm Ángel die Flasche aus der Hand, um einen großen Schluck zu trinken.
„Witz? Nein, wir erzählen keine Witze …“ prustete Martin.
„Biggi, darf ich dir Martin vorstellen?“, sagte Ángel und versuchte das Lachen zu unterdrücken, was ihm aber deutlich misslang. Er verschluckte sich und hustete, bis Martin ihm auf den Rücken klopfen musste.
„Hi, Biggi.“ Martin hatte sich schneller wieder unter Kontrolle und lächelte Biggi charmant an. „Ich finde dein Outfit toll.“
Biggi fühlte sich geschmeichelt und lächelte breit zurück, während sie sich an Ángel schmiegte. „Wie sieht’s aus, Martin, magst du uns noch einen ausgeben? Danach können wir gern bei mir zu Hause weitermachen. Ich habe noch weißen Rum und Cola da.“
Martin sah erst Biggi, dann Ángel an, bevor er antwortete: „Kein Problem, ich bin dabei …“
Martin bestellte noch eine Runde Tequila und Ángel beschlich das Gefühl, eigentlich schon genug Alkohol für heute intus zu haben. Seine Beine waren schwer, dafür war sein Kopf leicht wie eine Wolke. Als Martin ihm zuprostete und seine blauen Augen ihn anstrahlten, wischte er diesen Gedanken jedoch weg und kippte auch diesen Schnaps herunter.
23.
23.
Biggi schloss die Wohnungstür auf und drehte sich zu den zwei Jungs um. „Pst, seid jetzt still. Hier schlafen schon alle.“
„Wir sind so still wie die Nacht“, flüsterte Martin.
„Und fast genau so sternhageldicht“, kicherte Ángel.
„Ja, ja, Ruhe jetzt!“ Biggi schlich durch den Flur, an den Zimmern ihrer Mitbewohner vorbei und die Jungs stolperten lachend hinter ihr her. Als sie in ihrem Zimmer mit den brombeerfarbenen Wänden ankamen, machte Biggi als erstes ihre Stereo-Anlage an und drehte die Musik auf.
„So, jetzt können wir weiterfeiern. Hier ist schon mal der Rum. Wartet einen Moment, die Cola hol ich aus dem Kühlschrank.“ Schnell verschwand sie.
Biggis Zimmer war gemütlich eingerichtet. Martin ließ sich auf den dunkelroten Flokatiteppich fallen und begann in seinen Taschen herumzukramen. Ángel setzte sich auf das Bett, das mit einer psychedelisch gemusterten Bettwäsche bezogen war. Als er das Muster länger ansah, wurde ihm schwindelig.
„Da hast du einen ganz schön heißen Feger aufgerissen“, sagte Martin und begann einen Joint zu drehen.
„He?“ Ángel sah ihn verständnislos an.
„Na, die wird uns heute Nacht sicher noch was bieten.“ Martin machte eine eindeutige Geste mit der Hand.
„Ach, erzähl nicht“, wieder konnte Ángel dieses nervige Kichern, das ihn schon auf dem ganzen Herweg begleitet hatte, nicht unterdrücken. In seinem Kopf drehte es sich und er ließ sich in
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