Engelsgrab
kleiner Armleuchter mal das Messer fallen.«
Das Messer fiel zu Boden. Brady stellte seinen Fuß darauf und schaute drohend in die Runde.
»Mann, lassen Sie ihn los!«, rief einer.
»Sie haben ein Kind angegriffen!«, brüllte ein anderer. »Wenn Sie nicht abhauen, rufen wir die Polizei.«
»Ich bin die Polizei«, antwortete Brady. »Und jetzt verpisst euch, wenn ihr nicht alle im Knast landen wollt.«
Murrend verzogen sie sich unter die Bäume. Nur das Mädchen rührte sich nicht von der Stelle und sah Brady bockig an.
»Verdammt, ich kriege keine Luft mehr«, beschwerte sich Shane und versuchte, sich Brady zu entwinden.
»Was weißt du über Sophie Washington?«
»Gar nichts, Mann.«
»Denk nach.« Brady drückte noch ein wenig fester zu.
»Sie tun ihm weh«, stellte das Mädchen fest und trank einen Schluck Bier.
»Okay«, keuchte Shane. »Sie ist immer mit ihrer Freundin gekommen.«
»Und gestern Abend? War sie da auch hier?«
»Nee. Die war schon länger nicht mehr hier.«
»Weißt du, ob sie einen festen Freund hatte?«
»Die Nutte? Die hat doch halb Whitley gefickt.«
Brady lockerte seinen Griff. Shane sackte zu Boden.
»Mann«, sagte das Mädchen. »Sie müssen sich echt mal den Kopf untersuchen lassen.«
»Da bin ich nicht allein.«
Der Junge rappelte sich auf.
»Du kommst mit mir«, erklärte Brady.
»Verficktes Bullenschwein, ich komme nirgendwo mit hin.«
Plötzlich knallte etwas gegen Bradys Stirn. Fluchend stürzte Brady sich auf den Jungen und zerrte ihn zu Conrad hinüber.
»Was wollen Sie denn mit dem Kleinen anfangen?«, fragte Conrad.
»Der Knirps hat mir einen Stein ins Gesicht gedonnert.« Mit einer Hand betastete Brady seine Stirn und spürte Blut an den Fingern.
»Im Wagen ist ein Verbandskasten«, sagte Conrad fürsorglich.
»So schlimm ist es nun auch wieder nicht«, knurrte Brady und zog den Jungen mit zum Wagen.
»Soll der Kleine etwa mit uns fahren?«, fragte Conrad.
»Der Kleine ist Shane McGuire, Conrad, und ich bin mir sicher, dass er uns einiges zu erzählen hat.«
Kapitel 35
»Jack, Sie bluten ja!«, rief Turner, als Brady ins Revier kam.
»Wenn’s weiter nichts ist.« Brady stützte sich auf den Tresen. »Schauen Sie mal, ob Sie noch einen Sozialarbeiter auftreiben können.«
»Wozu brauchen Sie –?« Turner verstummte, als Conrad mit Shane McGuire hereinkam.
»McGuire«, sagte er mit gehobenen Brauen. »Was zum Teufel hast du denn diesmal wieder ausgefressen?«
»Unter anderem hat er mich geärgert«, antwortete Brady und deutete auf seine Stirn.
»McGuire«, seufzte er. »Wie lange willst du eigentlich noch so dämlich bleiben?«
»Mit dir Wichser rede ich überhaupt nicht«, erklärte Shane.
Brady lehnte sich zurück.
»Und wenn ich meinem Dad Bescheid sage, macht er dich platt.«
»Da müssen wir aber noch ein bisschen warten, oder? Soweit ich weiß, sitzt dein Dad noch für eine Weile hinter Gittern.«
Linda Johnson, die Sozialarbeiterin, warf Brady einen vorwurfsvollen Blick zu.
Brady schenkte ihr ein Lächeln. Er mochte Linda, denn sie war eine bodenständige Frau, die sich über die Kinder, für die sie sich einsetzte, nur noch wenige Illusionen machte.
»Könnten wir bitte zum Punkt kommen, DI Brady?«, fragte sie. »Es gibt Menschen, die heute Abend noch was anderes vorhaben.«
»Warum sagen Sie das nicht unserem jungen Freund hier?«
McGuire versuchte, Brady ins Gesicht zu spucken. Brady fuhr zurück, und der Speichelklumpen landete auf dem Tisch.
»Sehr nett, Shane. Können wir jetzt über gestern Abend sprechen?«
»Ich war bei meiner Oma«, antwortete Shane an Linda gewandt. »Und deshalb könnt ihr mir gar nichts.«
»Es sei denn, du hättest deine Freundin umgebracht«, sagte Brady.
»Sie war nicht meine Scheißfreundin.«
»Ach so? Was war Sophie denn dann? Nur jemand zum Flachlegen?«
»Geht Sie nichts an.«
»Doch, Shane, es geht mich sogar sehr viel an.« Brady legte ihm ein paar Fotos vor.
»Wo haben Sie die her?« Shane griff sich die Fotos, sah sich eins nach dem anderen an und warf sie auf den Tisch zurück.
»Na und? War trotzdem nichts Ernstes. Sophie und ich sind zusammen rumgezogen. War doch nichts bei.«
»Und jetzt ist sie tot.«
»Kann ich doch nichts für. Hab sie doch schon ewig nicht mehr gesehen.«
»Und warum nicht? Hattest du ein Auge auf ein anderes Schulmädchen geworfen?«
»He!« Shane zeigte auf Brady. »Ich weiß, was Sie meinen, Mann. Aber nur mal so für Sie zum Kapieren:
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