Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
ziemlich anstrengenden Tag!«
»Ich auch. Und ich muss morgen für ein paar Tage nach Wiesbaden fahren. Es kam also nur heute in Frage.«
»Dann nimm deinen Kram und verschwinde.«
»Hey Pia. Ich dachte, wir reden wieder wie normale Menschen miteinander. Was soll diese Feindseligkeit? Du bist übrigens so weiß im Gesicht wie die Wand.«
»Tatsächlich? Na, kein Wunder, nach dem Schrecken.«
»Es tut mir Leid. Ich dachte, du würdest mein Auto draußen bemerken und wärst vorgewarnt …«
»Hab ich aber nicht. Ich habe über den bescheuerten Fall nachgedacht, an dem wir gerade dran sind. Habt ihr in Hamburg denn nicht von unserem »Altstadtfestmörder« gehört? Ich bin in den letzten Tagen kaum zum Luftholen gekommen.«
»Zum Essen auch nicht«, konstatierte Robert. »Wie du aussiehst, tut dir eine warme Mahlzeit sicher gut.«
Er hatte Recht. Pia fühlte sich innerlich wie ausgehöhlt. Ihr Ärger ließ sich jedoch nicht so einfach zurückdrängen.
»Ich wollte gerade etwas essen. Wenn du jetzt den Weg in meine Küche freigeben würdest, hätte ich auch die Möglichkeit dazu. Doch so lange geh mir besser aus dem Weg.«
»Da ist nichts, Pia. Wie immer …«, meinte er, gab jedoch den Weg zum Kühlschrank frei.
Sie musterte ihn kurz und entschied sich, ihm eine Art Friedensangebot zu machen: »Wenn du auch Hunger hast, bestell uns doch eine Pizza. Die Nummer vom Pizzaservice steht an der Pinnwand.«
»Für dich wie immer?«
Pia nickte. Die Aussicht, beim Essen mit jemandem reden zu können, war gar nicht so schlecht. Noch dazu mit jemandem,der selbst bei der Kripo war und wusste, wovon sie sprach. Nach allem, was man so hörte, stieg Robert in Hamburg die Karriereleiter steil nach oben. Pia hatte den Eindruck, er sei dem Stadium, in dem man mehr verwaltete als ermittelte, schon sehr nahe. Ihr selbst sagte diese Vorstellung nicht zu, aber zu Robert passte es. Er war ein Machtmensch. Wenn er keinen Fehler machte, konnte er es weit bringen.
Pia ging ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Sie hörte, wie Robert im Wohnzimmer die Bestellung durchgab. Warum sollten sie nicht zusammen essen, wo er doch schon mal da war und sie beide Hunger hatten? Es war nichts dabei. Sie hatte damals schließlich den Anstoß zu der Trennung gegeben. Und die zermürbende Trennungsphase lag deutlich hinter ihnen. Nun konnten sie doch wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen, oder etwa nicht?
Bereits eine halbe Stunde später saßen sie in der Küche, jeder eine Pizza so groß wie eine Autofelge vor sich, und Pia erzählte von ihrem neuen Fall. Robert hörte ihren Ausführungen konzentriert zu. Er erschien Pia entspannter zu sein als früher, ließ sie ihre Gedanken schildern, ohne ständig alles besser zu wissen.
Nachdem Pia ihre Pizza verspeist hatte, war ihre schlechte Laune verflogen. So ein plötzlicher Nahrungsüberschuss setzte doch immer eine Menge Glückshormone frei. Allerdings musste ihr Verdauungsapparat dafür jetzt Schwerstarbeit leisten. Vielleicht sollte sie ein bisschen nachhelfen?
Robert erriet ihre Gedanken, als ihr Blick in Richtung Gefrierfach ging, mit geringer zeitlicher Verzögerung. Er stand auf.
»Wenn mich nicht alles täuscht, befindet sich bei dir immer noch eine Flasche Wodka im Eis?«
»Ja, Gschelka. Solange Andrej hier im Haus wohnt, werde ich bestens versorgt. Dafür füttere ich schließlich unter Lebensgefahr seine Katze«.
»So, so, Andrej …«, sagte Robert und nahm die Flasche vorsichtig aus dem Gefrierfach.
»Der Mann, der in der Wohnung unter mir wohnt. Du erinnerst dich bestimmt an ihn.«
»Der Russe? Kann schon sein …«
Robert trat auf sie zu, um in dem Regal über dem Küchentisch nach geeigneten Gläsern zu suchen. Sie griff sein Handgelenk. »Warum bist du wirklich gekommen, heute Abend? In den Kartons ist nur Müll, und den Stuhl brauchst du auch nicht.«
Er sah sie nachdenklich an. »Du kennst mich schon zu gut, nicht wahr? Ich dachte, wir hätten uns vielleicht noch etwas zu sagen.«
Sie lächelte über seine Antwort, ließ sich aber bereitwillig von ihm hochziehen. Sie standen sich gegenüber, so nah, dass Pia seinen warmen Körper spürte.
»Es gibt nichts mehr zu sagen. Lass es einfach so, wie es ist …«
»Ich vermisse dich, Pia. Wir haben beide Fehler gemacht, aber meine Gefühle für dich haben sich nicht geändert.«
»Erzähl keine Märchen! Du hast dich doch recht schnell getröstet mit irgend so einem ›scharfen Gerät‹, wie ich hörte
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