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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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angewiesen, ihn unverzüglich über jeden außergewöhnlichen Vorfall in der Stadt zu informieren, egal wie zusammenhanglos zu dem Mord er auch erscheinen mochte. Im Zweifelsfall hatte er die Entscheidung darüber, welcher Vorfall wichtig war und welcher nicht, sich selbst vorbehalten.
    Heute erst hatte er mehr oder weniger durch Zufall von dem Feuer erfahren, das Anwohner in der Altstadt um 21.52 Uhr am Freitag bei der Leitstelle der Feuerwehr gemeldet hatten!
    Der Brand war in einem Müllcontainer im Hinterhof einer Polsterei ausgebrochen. Weil sich abends niemand mehr in den Werkstätten aufgehalten hatte, war er erst gemeldet worden, als der Rauch die Nachbarhäuser erreicht hatte. Die daraufhin alarmierte Feuerwehr hatte gelöscht, was noch zu löschen war.
    Der Brandexperte, der mittlerweile hinzugezogen worden war, hatte Kürschners düstere Vermutung bestätigt, dass das Feuer wahrscheinlich absichtlich gelegt worden war. Möglicherweise mit Hilfe eines ganz einfachen Verzögerungsmechanismus wie einer Kerze.
    Wohin Kürschners Vermutungen gingen, war klar. Der Brandstifter und der Täter, der Birgit Manstein ermordet hatte, waren identisch oder hatten zumindest zusammengearbeitet. In diesem Fall war der Brand gelegt worden, um schnell und gründlich belastende Gegenstände verschwinden zu lassen.
    Am Griff des Stiletts, mit dem die Manstein erstochen worden war, hatte man keinerlei Fingerabdrücke gefunden. Der Täter hatte wahrscheinlich Handschuhe getragen. Die Obduktion hatte außerdem ergeben, dass der Täter wohl eine gewisse Menge Blut auf seine Kleidung abbekommen haben musste. Pia erinnerte sich außerdem an eine Zeugenaussage, die eine Gestalt mit einer Baseballkappe auf dem Kopf in der Nähe des Tatortes gesehen haben wollte. Jemand, der einen Mord in einer Menschenmenge begehen wollte, würde wahrscheinlich versuchen, sich unkenntlich zu machen. Und nach der Tat stand ein erneuter Wechsel des Erscheinungsbildes an. Der Täter hatte nach dem Mord wahrscheinlich schnellstmöglich seine Handschuhe, blutbefleckte Kleidungsstücke und vielleicht auch ein Käppi loswerden müssen. Erst dann konnte er das Risiko eingehen, die Kontrollposten der Polizei zu passieren. Es sei denn, er hatte die Altstadtinsel gar nicht verlassen … Das war natürlich alles rein spekulativ, aber die Annahme einer Verbindung zwischen dem Feuer in dem Müllcontainer und dem Mord erschien nahe liegend.
    Während Pia die Stufen zu ihrer Wohnung hochstieg, versuchte sie, sich in die Gedanken des Täters hineinzuversetzen. Er hatte seine Flucht genau geplant. Wahrscheinlich hatte er lange vorher nach einer Möglichkeit Ausschau gehalten, die belastenden Dinge schnell loszuwerden. Ein zeitlich verzögertes Feuer war bestimmt nicht die dümmste Idee. Nach einem Feuer blieb nicht viel von dem Beweismaterialübrig. Das war sicherer, als die Sachen einfach so in den Müll oder in die Trave zu werfen. Trotzdem war die ganze Unternehmung im höchsten Maße riskant. Wie verzweifelt, besessen oder bescheuert musste man eigentlich sein, um so etwas durchzuziehen?
    Noch in Gedanken versunken, schloss Pia ihre Wohnungstür auf und trat ein. Die Erkenntnis, dass etwas nicht stimmte, kam ihr erst, als die Wohnungstür hinter ihr ins Schloss gefallen war. Pia war sich sicher, dass sie am Morgen zweimal den Schlüssel umgedreht hatte. Beim Aufschließen hatte eben jedoch eine halbe Schlüsseldrehung ausgereicht. Ein knarrendes Geräusch, dass aus ihrer Küche drang, ließ sie erstarren. Sie war nicht allein in ihrer Wohnung.
    Pia tat einen Schritt rückwärts, hin- und hergerissen zwischen Fluchtinstinkt und antrainierter Verteidigungsbereitschaft.
    »Nicht erschrecken, Pia!«
    Sie schrie auf. Die Erkenntnis, dass es Roberts Umriss war, der sich vor dem hellen Rechteck der geöffneten Küchentür abzeichnete, kam einen Sekundenbruchteil zu spät. Ihre Erleichterung wurde von dem Ärger über den Schreck überlagert.
    »Scheiße! Spinnst du, hier einfach so aufzutauchen?«
    »Wieso? Du wusstest doch, dass ich diese Woche meine restlichen Sachen bei dir abholen wollte. Den Schlüssel muss ich dir ja auch noch wiedergeben.«
    Er hielt den Schlüssel am Ring zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ ihn vor ihren Augen hin und her pendeln.
    Pia riss ihn ihm aus der Hand. Ihr Mund war trocken, und ihr Herz schlug immer noch wie eine hämmernde Faust.
    »Diese Woche ist ein reichlich dehnbarer Begriff. Kannstdu nicht vorher anrufen? Ich hatte einen

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