Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
Sonderkommission zu bilden. Die Soko Altstadt. Die bisherigen Ermittlungsteams zu Biederstätt und Manstein werden aufgelöst.Wir werden die Ermittlungsgruppe neu formieren. Die hohe kriminelle Energie, die diese Fälle auszeichnet, macht eine Konzentration unserer Kräfte auf diesen Täter unbedingt erforderlich. Es ist wahrscheinlich, dass wir es mit vier Morden innerhalb eines Zeitraumes von gut vier Monaten zu tun haben. Die Brutalität und Heimtücke dieser Verbrechen spricht eine deutliche Sprache. Bitte, Frau Korittki, erläutern Sie, was Sie herausgefunden haben.«
Pia stand jetzt ebenfalls auf. Sie schilderte, wie es zu ihrer Vermutung, zwischen den Fällen könne ein Zusammenhang bestehen, gekommen war. Sie begann mit den Zeitpunkten der vier Todesfälle, da hier die deutlichste Übereinstimmung gegeben war. Alle vier hatten sich in einer Nacht von Freitag auf Samstag ereignet und in einem Abstand von ungefähr sechs Wochen. Alle waren im Lübecker Stadtgebiet passiert, aber nur die Fälle Biederstätt und Manstein hatte man sofort als Tötungsdelikte erkannt. Sie zeichneten sich durch ihre Brutalität und eine gewisse Öffentlichkeit aus. Dann kam Pia auf den Tod von Rickleff Degner zu sprechen. Bei der Erwähnung dieses Namens merkten Conrad Wohlert und Heinz Broders sichtlich auf. Pia wusste inzwischen, dass die beiden damals den Tod von Degner untersucht und ihn letztlich als Suizid zu den Akten gelegt hatten.
Auf den ersten Blick hatte Rickleff Degners Tod keinerlei Ähnlichkeit mit den Mordfällen Manstein und Biederstätt. Ein Selbstmord, wie es aussah, wenn auch ein ungewöhnlicher. Pia erwähnte nochmals den Zeitpunkt und Ort seines Todes: eine Nacht von Freitag auf Samstag, ein Parkhaus in der Altstadt.
Bei der Obduktion war sich der Pathologe sicher gewesen, dass die schweren Verletzungen mit Todesfolge von dem Sturz vom Parkhaus verursacht worden waren. Die Schädeldachverletzungen,die zum Tode geführt hatten, rührten mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Aufprall auf das Straßenpflaster aus 14 Metern Höhe her.
Dass Rickleff Degners Tod ein Unfall und er unabsichtlich zu Tode gestürzt war, konnte nahezu ausgeschlossen werden. Er konnte freiwillig gesprungen sein, oder jemand hatte ihn gestoßen.
Während ihrer Ausführungen begann Conrad Wohlert unruhig mit den Füßen zu scharren. Broders fixierte Pia mit wütendem Blick.
Den Hinweis auf Degners Tätigkeit als Barkeeper in der Cubango-Bar sparte Pia sich bis zum Schluss auf. Und das, nicht ohne vorher ihre Nachforschungen dort, den Fall Manstein betreffend, ausdrücklich erwähnt zu haben. Da niemand im Raum eine allzu hohe Meinung von gehäuft auftretenden Zufällen hatte, ging nun ein leichtes Raunen durch den Raum.
Broders richtete sich kampflustig auf: »Es gab zu dem Zeitpunkt keinerlei Hinweise, die auf eine Beteiligung Dritter hingedeutet haben. Im Gegenteil. Degner soll unter Depressionen gelitten haben.«
»Wer hat das gesagt?«
»Das steht alles in unserem Bericht …«, schnauzte Broders.
Er nimmt es persönlich. Vor allem, weil ich diejenige bin, die das alles in Gang gesetzt hat, dachte Pia. Sie kam übergangslos auf die Umstände von Karlheinz Wörnsens Tod zu sprechen. Sein Fall war das brüchigste Glied in der Kette. Broders entspannte sich etwas, aber Pia konnte sehen, dass er auf eine Gelegenheit wartete, ihre Theorie, Degner betreffend, zu zerpflücken.
Pia hatte den Arzt, der Wörnsens Totenschein ausgestellthatte, vor ein paar Stunden in seiner Praxis aufgesucht. Sie schilderte kurz ihr Gespräch mit ihm. Der Mann hatte Probleme gehabt, sich an Karlheinz Wörnsen, der lange Jahre hindurch sein Patient gewesen war und dessen Tod er festgestellt hatte, überhaupt zu erinnern. Es bestand die nicht unwahrscheinliche Möglichkeit, dass die Todesursache auf Wörnsens Totenschein auf einer Fehlinterpretation seitens des Arztes beruhte.
»Meinen Namen musste ich dem Mann im Laufe des kurzen Gesprächs übrigens auch drei Mal nennen …«, setzte Pia hinzu.
Dann kam sie auf Sebastian Noske zu sprechen, Karlheinz Wörnsens Neffen. Sie gab kurz den Inhalt ihres Gesprächs mit ihm wieder. Anschließend setzte sie hinzu: »Sebastian Noske hat finanziell vom Tode seines Onkel profitiert. Er hatte es laut Aussage der Frau, die das Haus seines Onkels gekauft hat, sehr eilig, alles zu Geld zu machen. Und Sebastian Noske hat mir sein Alibi für die Todesnacht seines Onkels geradezu unter die Nase gerieben.«
»Er hat also ein
Weitere Kostenlose Bücher