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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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    Kläre Tensfeld die skrupellose Verführerin? Pracht, der arme, unschuldige Lehrer?
    Jetzt frag schon das Richtige, Marten. Ich sage das Falsche, weil ich wütend bin …
    »Wie lange dauerte dieses Verhältnis, Herr Pracht?« Marten Unruh schien Pias auffordernde Blicke endlich begriffen zu haben.
    »So, na ja, ein paar Monate. Aber erst nachdem sie Abi gemacht hatte, nicht vorher.«
    »Wir werden Frau Tensfeld dazu auch befragen müssen …«
    »Nein!«
    Pia vermeinte zu ihrem Erstaunen echte Besorgnis aus Prachts Reaktion herauszuhören. Er hob zu einer Erklärung an: »Ich meine, lassen Sie sie damit in Ruhe. Wir waren fast drei Jahre miteinander befreundet. Ich hab’s einfach nicht geschafft, die Sache zu beenden. Vor gut einem Jahr hat sie dann Schluss gemacht. Das war nicht ganz leicht – auch für mich nicht. Beate Fischer hatte immer einen großen Einfluss auf Claire. Ich nehme an, sie hat sie zu diesem Schritt überredet. Sie konnte mich nie leiden.«
    »Sie glauben also, dass Beate Fischer weiterhin Kontakt zu Frau Tensfeld hat. Wir haben gehört, sie sei gar nicht mehr in Lübeck.«
    »Ich habe keine Ahnung, wo sie sich aufhält. Ich möchte es auch gar nicht wissen. Je weniger Beate Fischer Claire ins Ohr säuselt, desto besser ist es für alle Beteiligten.«
    »Claire« nannte er Kläre Tensfeld. Es klang eigenartig aus seinem Mund.
    Pia und Marten Unruh wechselten Blicke. Diese Wendung der Dinge kam unerwartet, und die Tragweite dessen, was sie gerade erfahren hatten, war noch nicht abzusehen.
    Pias Neugier auf Beate Fischer wuchs. Langsam keimte in ihr ein Anflug von Sympathie für die widerspenstige junge Frau auf.
    »Sagen Sie uns noch, ob Ihnen die Namen Sebastian Noske oder Rickleff Degner etwas sagen«, forderte Unruh den Lehrer auf.
    »Ich glaube nicht. Sind das auch mal Schüler von mir gewesen?«
    »Das ließe sich nachprüfen. Uns interessiert nur, ob Sie einen oder gar beide irgendwoher kennen.«
    »Nein, da klingelt bei mir nichts. Wenn sie hier auf der Schule waren, dann hatte ich sie wahrscheinlich nie im Unterricht. Aber wissen Sie, wir haben so viele Schüler hier, meine Hand ins Feuer legen möchte ich dafür nicht.«
    Nach Beendigung des Gesprächs sah Thomas Pracht ein bisschen so aus, als hätte er gerade unter hohem körperlichen Einsatz eine Schulhofprügelei geschlichtet. Er war erhitzt, und sein Haar stand wirr von seinem Kopf ab. Er wirkte aber auch erleichtert. Und wenn seine Affäre mit Kläre Tensfeld nicht mit den Lübecker Morden in Zusammenhang stand, dann krähte wohl inzwischen auch kein Hahn mehr danach, was einmal geschehen war. Höchstens noch seine Ehefrau, dachte Pia für sich.
    Das anschließende Gespräch mit dem Schuldirektor war weit weniger ergiebig. Beate Fischer und Kläre Tensfeld waren für den Direktor nichts als Namen auf einer Liste in seinem Aktenschrank. Ihre Existenz an seiner Schule war abgehakt, das Thema erledigt und vergessen.
    Pia gelang es, in den Besitz der damaligen Abiturzeitung zu gelangen. Der Schuldirektor hatte noch zwei Exemplare davon in seinem Aktenorder. Bereitwillig überließ er der Polizei eines davon. Nehmt das und lasst mir meinen Frieden … schien er zu sagen, ohne dafür den Mund aufmachen zu müssen.
     
     
     
    »Wir sind keinen Schritt weiter«, bemerkte Unruh, als er und Pia wieder auf dem Weg zum Auto waren.
    Pia blätterte im Gehen wahllos in dem DIN-A4-Heft und lächelte: »Sieh mal hier, die Fotos: Beate Fischer! Und hier: Kläre Tensfeld, da sah sie noch richtig kindlich aus …«
    »Willst du mit dieser Zeitung jetzt alle ehemaligen Mitschüler aufspüren, um zu erfahren, wo sich diese Beate Fischer aufhält?«
    »Die meisten wohnen bestimmt nicht mehr in Lübeck. Aus meinem Jahrgang damals sind jedenfalls fast alle weggezogen. Ich hatte letztes Jahr übrigens zehnjähriges Abi.«
    »Herzlichen Glückwunsch!«
    »Ich bin nicht hingegangen. Ich glaube auch nicht, dass wir Beate Fischer auf diesem Weg finden werden. Wir sollten eine Personenfahndung nach ihr beantragen.«
    »Mit dem, was wir haben? Vergiss es! Gabler reitet dann wieder stundenlang auf dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit herum. Was haben wir denn schon gegen sie in der Hand? Einen Zeugen, der aussagt, sie sei eine Woche vor dem Mord an Biederstätt unerlaubt in der Küche seines Restaurants aufgetaucht?«
    »Sie ist Biederstätts Lebensgefährten, diesem Kessel, irgendwie aufgefallen. Da muss mehr gewesen sein, sonst hätte er sich doch

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