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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Oberstufentrakt.«
    »Das hätte es hier nicht gegeben …«, meinte Pia und klingelte, um in den Flur zum Sekretariat und zum Lehrerzimmer zu gelangen. Als der Summer ertönte, drückte sie die Tür auf.
    »Meine Eltern waren Hippies!«, kam es von Unruh, der orientierungslos hinter ihr hertrottete, »wenn ich rebellieren wollte, dann konnte ich nur Polizist oder Soldat werden.«
    Pia sah ihn überrascht an. Es war so ziemlich das erste Mal, dass er so etwas wie eine Familie erwähnte. Bisher war er in ihrer Vorstellung stets einsam wie ein Satellit durch den Weltraum alltäglicher Beziehungen geschwebt.
    »Und hat es dir die erhoffte Reaktion gebracht?«
    Der Schulmief schien Unruh in eine mitteilsame Stimmung zu versetzen. Er sah sie von der Seite an: »Mein Vater hat sich mittlerweile mit meinem Beruf arrangiert. Jedenfalls behauptet er das, wenn ich in Begleitung seiner Freundin bei ihm aufkreuze: Mariacron. Meine Mutter hat vor ein paar Jahren noch einmal geheiratet und ist danach richtig bürgerlich geworden. Wir sehen uns regelmäßig am zweiten Weihnachtstag oder wenn mein Vater mal wieder von unseren Kollegenaufgegriffen wurde. Dann kehrt sie ihre fürsorgliche Seite heraus und meint, ich müsse mich darum kümmern …«
    Sie kamen vor der Tür zum Sekretariat zum Stehen. Es war wohl etwas Wahres daran, dass unglückliche Familien jede auf ihre eigene Art unglücklich waren, schoss es Pia durch den Kopf. Sie zog die Tür zum Sekretariat etwas heftiger auf, als es Material und Schicklichkeit geboten.
    Drinnen fuhr die Sekretärin erschreckt auf ihrem Drehstuhl herum. Es war noch dieselbe Frau, die auch zu Pias Schulzeit dort gesessen hatte. Pia glaubte, auch die Gummibäume auf der Fensterbank zum Innenhof wiederzuerkennen, verwarf dies aber nach kurzer Berechnung der vergangenen Jahre wieder.
    Unruh hatte telefonisch einen Termin mit einem von Beate Fischers ehemaligen Lehrern ausgemacht. Oberstudienrat Thomas Pracht hatte sich bereit erklärt, in der Unterrichtspause ein Gespräch mit der Polizei zu führen.
    Pia erinnerte sich sofort an ihn, als sie die große, kräftige Gestalt aus dem Lehrerzimmer treten sah. Pracht stutzte ebenfalls, als er Pia begrüßte. Er sah sie stirnrunzelnd an, konnte sie aber offensichtlich nirgends einordnen.
    Zu ihrer Zeit auf dem Kloster-Gymnasium war dieser Pracht einer der jungen, unverbrauchten Lehrkräfte in einem älteren Kollegium gewesen. Mittlerweile hatte auch er Bauchspeck angesetzt, und sein Haar zeigte einen ersten Anflug von Grau. Seine Fächer waren Sport, Biologie und Geografie. Beate Fischer hatte vor ein paar Jahren in seinem Biologie-Leistungskurs gesessen.
    Sie ließen sich von Thomas Pracht in ein Nebenzimmer des Lehrerzimmers führen und nahmen Platz. Der Lehrer sah von Pia Korittki zu Marten Unruh und wieder zurück. Er lehnte sich weit auf seinem Stuhl zurück, wohl um gegenüberder Polizei locker und entspannt zu wirken. Pia fiel auf, dass sein rechtes Augenlid zuckte.
    Auf die Frage nach Beate Fischer kramte er ein paar Unterlagen aus seiner Aktentasche neben seinem Stuhl hervor.
    »Interessant, dass Sie nach ihr fragen«, sagte er nachdenklich, »im Nachhinein kommt es mir fast so vor, als hätte ich das immer schon erwartet.«
    »Was haben Sie erwartet?«
    »Noch einmal von Beate Fischer zu hören. Sie war eine außergewöhnliche Schülerin. Nicht besonders engagiert im Unterricht, das nicht. Aber sie schien mir immer schon sehr reif zu sein.«
    Reif wofür?, lag Pia auf der Zunge. Da sie sich aber vorgenommen hatte, Unruh dieses Gespräch führen zu lassen, wartete sie ab. Marten Unruh seinerseits machte jedoch keinerlei Anstalten, das Gespräch in Gang zu bringen. Pracht wurde dadurch dazu animiert, eine Erklärung nachzuschieben: »Beate Fischer hatte viel Talent dafür, ihre Mitschüler zu manipulieren. Sie wusste scheinbar immer genau, was sie wollte, und setzte es irgendwie auch durch. Ich hatte sie nur im Biologie-Leistungskurs, aber ich fand, sie war ein Störenfried, selbst wenn sie einfach nur dasaß …«
    »War Beate Fischer mit einem ihrer Mitschüler enger befreundet?«
    »So genau erinnere ich mich nun auch nicht mehr. Warten Sie mal …« Er blätterte in seinen Unterlagen, fuhr mit einem Kuli eine Reihe von Namen ab.
    »Sie hatte damals einen Freund an der Schule, aber ich weiß seinen Namen nicht mehr. Er war jedenfalls nicht in dem Kurs hier …«
    »Und wie stand es mit den anderen Mädchen? Hatte sie eine Freundin?«
    »Das

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