Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube
Biederstättswar angeblich sein härtester Konkurrent. Es gibt sogar Leute, die behaupten, Biederstätt hätte Rathje das Geschäft kaputtgemacht. Zwei Läden dieses Niveaus wären zu viel auf so engem Raum.«
»Und nun, wo Biederstätt aus dem Rennen ist, schreibt dieser Rathje wieder schwarze Zahlen?«
»So ähnlich hat es sich angehört.«
»Hat Gabler eigentlich schon veranlasst, dass die finanziellen Transaktionen unserer Hauptverdächtigen überprüft werden? Ich meine, da sie doch alle so fantastische Alibis haben.«
»Das läuft. Bisher hat sich da aber noch nichts ergeben. Ich komme also heute Abend mit in diese Bar.«
»Dann überrede du Heidmüller, dass er den Job an dich abtritt. Letztes Mal ist er der Bedienung vor Verzückung fast ins Dekolletee gefallen.«
18. KAPITEL
D as Hinterzimmer, in das Pia Korittki von Erik Braun, dem Besitzer der Cubango-Bar, geführt wurde, war nicht größer als ein gut dimensioniertes Doppelbett. Braun hatte sie für das anstehende Gespräch großspurig in sein »Büro« gebeten. Am Ende eines schmalen Ganges erwarteten sie jedoch nur ausrangiertes Kneipenmobiliar und leere Getränkekisten.
Pia hatte weder Marten Unruh noch Michael Gerlach, der unerwarteterweise mit in die Bar gekommen war, zu der Befragung hinzugebeten. Für eine weitere Person wäre in Brauns Kabuff ohnehin kein Platz mehr gewesen.
Pia hatte sich über Gerlachs Anwesenheit an diesemAbend vom ersten Moment an geärgert. Gleich zu Beginn hatte er sich in das Begrüßungsgespräch mit dem Barbesitzer eingemischt und war für Pia ungefähr so hilfreich, wie es ein verstauchter Fuß gewesen wäre, meinte sie. Außerdem fand sie es mehr als verwunderlich, dass Gerlach so schnell von seinem Magen-Darm-Infekt genesen war. Sie fühlte sich in dieser Frage von Marten Unruh hintergangen. Aber das würde sie zu einem späteren Zeitpunkt klären müssen.
Erik Braun stellte dieses Mal eine umgängliche Miene zur Schau, aber Pia ahnte, dass man sich an einem Typen wie ihm sämtliche Zähne ausbeißen konnte. Seine Gestik, seine Mimik schienen einstudiert, sehr gut einstudiert. Vielleicht übte er das ja zu Hause vor dem Spiegel oder mit einer Videokamera. Seine Rolle war die des viel beschäftigten Unternehmers, der keine Mühe scheut, den lästigen Polizeibeamten etwas auf die Sprünge zu helfen.
»Rickleff Degner …«, sinnierte er auf Pias Frage hin stirnrunzelnd. »Er ist mir von einem alten Freund aus Kiel empfohlen worden. Nach gewissen Anfangsschwierigkeiten hat er seinen Job sehr gut gemacht. Die Frauen haben ihn geliebt. So mancher Cocktail ist nur deshalb über den Tresen gegangen, weil meine Gäste dem Ricky so gern beim Mixen zuschauten …«
»Was für Anfangsschwierigkeiten hat es denn gegeben?« – Entscheidend war doch immer das, was nicht gut lief.
»Er wollte sich anfangs als Chef aufspielen. Besonders wenn ich nicht da war. Ich mag diese Anmaßung nicht. Wenn ich eine Vertretung brauche, dann organisiere ich mir selbst jemanden. Alles eine Frage der Autorität, nicht wahr?«
»Wie kam Rickleff Degner mit seinen Kollegen klar?«
»Bestens. Damals waren noch Meike und Corinna hier. Nette Mädels, aber auf Dauer zu langweilig für einen Laden wie diesen. Birthe ist ein Goldstück. Ein bisschen ordinär, immer gut drauf, und sie hat es faustdick hinter den Ohren.« Er lächelte vielsagend.
»Ich werde mit den beiden Frauen sprechen müssen, die mit Herrn Degner zusammen hier gearbeitet haben.«
»Warum das denn?« Erik Braun wirkte verärgert, ohne dass Pia nachvollziehen konnte, was den Stimmungsumschwung verursacht hatte.
»Haben Sie ihre Nachnamen und Adressen?«
»Steht in den Büchern. Aber mein Gott! Hier hängen eine Menge Mädels rum, die ihnen viel mehr erzählen könnten. Ricky nahm sich fast jeden Abend, den er in der Cubango-Bar verbrachte, eine mit nach Hause.«
Pia fand, dass das Klischee eines abenteuerlustigen Barkeepers hier über Gebühr beansprucht wurde. Sie holte die Abi-Zeitung aus dem Kloster-Gymnasium aus ihrer Tasche und reichte Erik Braun eine aufgeschlagene Seite.
»Jemand dabei, den Sie kennen?«
Er warf einen Blick auf die Fotos, hielt das Heft sogar ein wenig in das Licht der nackten Glühbirne an der Decke, um besser sehen zu können.
»Ein paar Nasen kommen mir vage bekannt vor. Was wollen Sie denn wissen?«
»Der eine oder andere dieses Jahrgangs war vielleicht mal hier, eventuell sogar regelmäßig.«
Erik Braun klopfte mit den
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