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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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sondern wandte sich in Richtung Bar. Es dauerte Bruchteile einer Sekunde, bis Pia begriff. Also doch. Marten hatte geplaudert. Sie hatte plötzlich unbändige Lust, ihm richtig die Meinung zu sagen. Ihr Blick glitt suchend über die Menschenmenge. Die Ausdünstungen der angetrunkenen, schwitzenden Leiber, die ihr in die Nase stiegen, steigerten ihre Wut über den Verrat noch mehr. Letzten Endes zahlte man doch immer für die Fehler, für den Spaß und für das Vergnügen, das man hatte. Blödsinniges Stammtischgeschwätz …
    »Wie sieht es aus? Fast zu voll hier heute, finde ich …«, vernahm Pia Marten Unruhs Stimme neben sich.
    »Bei mir läuft’s bestens. Erik Braun schaut sich gerade Beate Fischers Abi-Zeitung für mich an.« Sie machte sich nicht die Mühe, ihren Ärger vor ihm zu verbergen.
    »Du solltest so Typen wie diesen Erik Braun nicht allein befragen«, meinte Unruh, ihre steinerne Miene ignorierend.
    »Diese ganzen Warnungen hängen mir so was von zum Halse raus. Ich will hier nichts, als meine Arbeit tun. Was macht dein siamesischer Zwilling überhaupt hier? Das war nicht abgesprochen!«, schnauzte sie Marten an.
    »Wieso bist du sauer? Er ist in solchen Läden ganz nützlich. Andere wollen nämlich auch ihre Arbeit tun. Der Typ, mit dem ich eben gesprochen habe, kannte Degner ganz gut. Ich weiß jetzt, dass der Typ hier nichts anbrennen ließ. Außerdem hatte er Schulden, er hat ständig die Leute angepumpt.«
    Erik Braun tauchte wieder hinter seinem Tresen auf und winkte Pia ungeduldig zu.
    »Lass uns später weiterreden«, sagte sie mit Blick zur Bar. Das Gespräch war beendet, bevor es eskalieren konnte. Pia drehte Unruh den Rücken zu, bahnte sich den Weg durch die dicht gedrängten Barbesucher und folgte Erik Braun den Gang entlang in sein Büro. Braun gab ihr die Abi-Zeitung zurück.
    »Niemand drin, den ich kenne«, sagte er, »ich hab mich getäuscht. Die Fotos sind zu alt und zu schlecht. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Fallen Sie mir jetzt nicht auf die Nerven! Wenn Sie sich unkooperativ benehmen, können wir auch anders! Es spricht sich schnell rum in einer kleinen Stadt, wenn die Polizei die Cubango-Bar auf dem Kieker hat … Das wissen Sie selbst am besten.«
    Es tat ihr gut, ihre Wut herauslassen zu können. In diesemFall traf es Erik Braun wohl etwas heftiger, als es der Situation angemessen war. Er war schließlich nur ein störrischer Zeuge, der Angst hatte, zu viel zu sagen.
    »Das würden Sie nicht tun? Wenn ich auf ein paar Fotos deute, in der vagen Annahme, die Personen wiederzuerkennen, dann lassen Sie mich in Zukunft in Ruhe?«
    »Ganz so einfach ist das nicht. Wenn Ihre Gäste nichts mit den laufenden Ermittlungen zu tun haben, dann sehen Sie mich hier wahrscheinlich nie wieder. Das ist doch auch schon etwas.«
    »Ein schwacher Trost. Aber was soll’s, der Abend ist eh versaut. Hier, sehen Sie …« Er schlug eine Seite des Heftes auf, deutete auf verschiedene Fotos, »die waren bestimmt alle schon mal hier …«
    Er hatte unter anderem auf ein Bild von Mark Lohse gedeutet, den Kläre Tensfeld als Beate Fischers Freund bezeichnet hatte. Pia markierte sich die entsprechenden Namen mit einem Bleistiftkreuz.
    »Die auch?« Pia zeigte auf das Foto von Beate Fischer.
    »Vielleicht. Wenn, dann sieht sie jetzt irgendwie anders aus …«
    »Sehen Sie genau hin.«
    Nach näherer Betrachtung meinte er: »Wahrscheinlich ist sie ab und zu mal hier, aber der Name Beate Fischer sagt mir gar nichts. Aber diese hier …«, er deutete auf ein anderes Foto, »… an die erinnere ich mich gut. Die passte überhaupt nicht hierher. Vielleicht war die sogar mit dieser anderen zusammen da.«
    Pia glaubte ihren Augen nicht zu trauen. »Fällt Ihnen zu der Frau noch irgendetwas ein?«
    »Ja, Ricky hat sie mal abgeschleppt. Deshalb hab ich sie wohl auch so gut in Erinnerung. Ist aber länger her. TolleTitten hatte die Frau. Aber eigentlich war sie nicht Degners Typ. Hab mich noch gewundert.«
    Das Foto, auf das er gezeigt hatte, war das von Kläre Tensfeld.
19. KAPITEL
    K essel wachte auf. Er war allein. Allein in seinem Bett, allein in seiner Wohnung, ganz allein. Der Traum verfolgte ihn bis in den Wachzustand, und nicht einmal die grell leuchtende Nachttischleuchte konnte das schreckliche Traumszenario aus seinem Kopf vertreiben.
    Er war auf einem Friedhof gewesen, auf dem Lübecker Burgtor-Friedhof, genau genommen. Der Ort hatte zwar im Traum ganz anders ausgesehen, aber er hatte gewusst,

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