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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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dass er sich in der Nähe von Wolfgangs Grab befunden hatte.
    Wolfgang war zwischen den Grabsteinen und Koniferen herumgelaufen und hatte ihm zugewinkt. Er hatte so ausgesehen wie früher, vollkommen lebendig, und im Traum hatte Markus Kessel echte Freude empfunden. Ein Glück, alles war nur ein schlechter Witz gewesen, ein fieser Trick! Wolfgang lebte und winkte ihm zu!
    Aber etwas in diesem Traum hatte Markus Kessel daran gehindert, sich seinem Freund zu nähern. Er konnte sich schlecht bewegen, war wie gelähmt gewesen. Gleichzeitig ahnte er selbst im Traum, dass etwas Dunkles und Schreckliches auf Wolfgang lauerte.
    »Nicht über das Grab laufen«, hatte er ihm zurufen wollen, »nicht über DEIN Grab laufen …«
    Doch Wolfgang hörte ihn nicht, lief einfach los. Sein ersterFuß versackte in der weichen braunen Erde bis zum Knöchel, der zweite fast bis zum Knie. Wolfgang blieb stehen, sackte langsam immer tiefer. Er winkte ihm weiter zu, sackte, bis er bis zu den Schultern versunken war im kalten Erdreich.
    Markus Kessel hatte im Traum versucht zu schreien, aber er war stumm geblieben. Er musste mit ansehen, wie Wolfgang tiefer und tiefer hinabrutschte, bis nur noch die Hand herausguckte, die ihm noch immer winkte …
    Das Schlimmste an dieser Szene war das Unverständnis in Wolfgangs Blick gewesen. Zuerst das Nicht-Begreifen, dann seine Panik, dann war er weg.
    Wieder hatte Markus zu ihm laufen wollen, ihn herausziehen, mit bloßen Händen die Erde beiseite schaufeln, aber er konnte sich immer noch nicht bewegen. Er hatte zu seinen Füßen hinuntergesehen, die schon bis zu den Knöcheln in einem Grabhügel versunken waren …
    Da war er endlich aufgewacht.
    »Ein Scheißalptraum«, hatte er zu sich gesagt. Es tat ihm gut, seine eigene, feste Stimme zu hören, »nur ein beschissener Traum …«
    Ich hab seinen Tod noch nicht verarbeitet, dachte Markus Kessel missmutig. Wie auch, wenn der Mörder meines Freundes immer noch frei herumläuft. Das Warten macht mich verrückt. Ich kann nicht mehr arbeiten, ich kann mich nicht mehr amüsieren, ich kann nicht mal essen.
    Ja, rauchen und trinken, das ging. Neulich, als er mal wieder in einem der einschlägigen Lokale abgestürzt war, da hatte er sich von einem jungenhaften Typen abschleppen lassen. Fast willenlos war er mitgegangen, um überhaupt mal wieder etwas anderes zu fühlen als diese nagende Trauer.
    Es war gründlich schief gegangen. Im ersten Momenthatte dieser sportliche, braun gebrannte Körper ihn wirklich angemacht. Der Typ war witzig drauf gewesen. Aber es lief nichts, er bekam keinen hoch. Das war ihm noch nie passiert, jedenfalls nicht so. Letzten Endes hatte er sich in den Armen des anderen ausgeheult, ein Mann, dessen Namen er nicht einmal wusste.
    Das Ganze war ihm so peinlich gewesen, dass Markus nur hoffte, ihm nie wieder begegnen zu müssen. Aber wenn er hier in Lübeck blieb, war die Wahrscheinlichkeit eines Wiedersehens groß. Man traf sich immer und überall wieder. Markus musste endlich weg hier, vielleicht nach Berlin oder Köln. Nur Wolfgangs blödes Restaurant hatte sie immer am Umziehen gehindert.
    Es war Zeit für eine größere Veränderung. Er wollte irgendwo ein neues Leben beginnen.
    Er stand auf, obwohl es erst kurz nach fünf Uhr am Morgen war. Plötzlich hatte er das dringende Bedürfnis zu handeln. Zuerst wollte er tun, was er tun musste, um von seinem langjährigen Lebenspartner ruhigen Gewissens Abschied nehmen zu können. Der Mörder von Wolfgang Biederstätt musste gefasst werden. Dann erst konnte er aufbrechen und irgendwo neu beginnen.
    Nur, wie sollte er das anfangen? Der Gedanke an die Polizei ließ Zorn in ihm aufwallen. Die behaupteten, das Autokennzeichen führe in eine Sackgasse. Die Frau, die sie suchten, wäre nicht auffindbar. Kompletter Blödsinn! Er musste die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen.
     
     
     
    Sein Plan war so einfach, wie er blöd und mühsam war. Markus Kessel hatte zwei Vorteile, die er für sein Vorhaben in die Waagschale werfen konnte. Er hatte Zeit und er hatteGeduld. Er würde sich so lange in der Innenstadt herumtreiben, bis er die Frau wiedersah!
    Noch am gleichen Morgen begann er damit, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er wanderte durch die Straßen der Altstadt, musterte die Passanten und die geparkten Autos am Straßenrand und auf den Parkplätzen. Mehrmals pro Tag zog es Kessel in die Wahmstraße, zu dem Café, wo er diese verdächtige Frau zum letzten Mal gesehen hatte.
    Wenn er

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