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Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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endlich der Großmutter ihren Tee servieren zu können, oder würde ihr nächster Griff zum Telefon gehen, um Beate Fischer über den Verlauf dieses Gesprächs in Kenntnis zu setzen?
    Ich werde schon paranoid, dachte Pia verärgert. Diese Frau reizte sie, jede Behauptung, die sie von sich gab, bis ins letzte Detail anzuzweifeln.
     
     
     
    »Du glaubst ihr nicht«, meinte Unruh dann auch hellsichtig, als er sich neben Pia auf den Beifahrersitz fallen ließ. »Wir können im Moment aber nichts weiter unternehmen. Frau Tensfeld liefert nicht genug Anhaltspunkte.«
    »Ich werde mich mit diesem Mark Lohse unterhalten, mit dem Beate Fischer angeblich so viel zu tun hatte. Vielleicht kann er uns sagen, wo die Frau steckt.«
    »Und alles auf Grund von Markus Kessels Behauptung, diese Frau habe sich mysteriöserweise in der Küche von Biederstätts Restaurant herumgetrieben?«
    »Nein. Alles nur, weil Kläre Tensfeld auf den Namen Rickleff Degner so heftig reagiert hat. Um Biederstätt musst du dich selbst kümmern. Was sagen dir die Namen Epivir und Retrovir? Klingt jedenfalls nicht nach Erkältung.«
    »Wie bitte?«
    »So oder so ähnlich hießen die Medikamente auf Frau Tensfelds Arbeitsplatte. Ich konnte die Namen lesen.«
    »Und was bringt dir das?«
    »Ich werde mich mal bei einem Mediziner erkundigen …«
    »Ah ja.«
    Er fragte nicht weiter nach, sondern fühlte mehrmals in der Brusttasche seiner Jacke nach seinen Zigaretten. Pia ließ es dabei bewenden. Die Zeit mit ihm im Wagen dehnte sich während ihres Schweigens.
    Pia steuerte den Wagen mit wachsendem Missmut durch den Feierabendverkehr. Vor ihr eine dahinkriechende Kette von Fahrzeugen, deren rote Bremslichter vom nassen Asphalt reflektiert wurden. Das Laub der Alleebäume verfärbte sich schon bräunlich. Es würde früh Herbst werden dieses Jahr. Der Sommer war unwiderruflich vorbei …
    »Was machst du nachher?«, fragte Unruh unvermittelt.
    »Ich werde mit Heidmüller noch mal in die Cubango-Bar gehen und den Wirt und eine Tresenkraft nach Rickleff Degner befragen«, antwortete Pia. Sie bezog die Frage auf ihr Arbeitspensum und nicht auf ihren Feierabend. Ihre Gedanken waren plötzlich bei ihrer letzten Begegnung mit Robert und bei seiner Warnung …
    »Du solltest vorsichtig sein, mit wem du dich da einlässt …«, kam es nun auch von Unruh, sodass Pia glaubte, sie hätte ein Déjà-vu. »Kannst du diese Leute nicht auch bei uns im Kommissariat befragen?«, setzte er nach kurzem Nachdenken hinzu.
    »Zu langwierig, bis die alle bei uns angetanzt sind, haben wir vielleicht noch einen Mordfall am Hals …«
    »Ich weiß, ich weiß, alle fünf bis sechs Wochen …«
    Er klang nicht überzeugt.
    Wie ich dieses Taktieren hasse, dachte Pia mit einem Mal. Will ich mit dieser Distanz zwischen uns die einmal zugelassene Nähe wieder auslöschen? Kann das überhaupt funktionieren?Seit Wochen nur Schweigen, Ausklammern, Fortfahren im altbekannten Text. Nur ja kein Risiko eingehen. Erinnerungsfetzen bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Ihre Gedanken tanzten durcheinander wie die Reflexionen auf der nassen Windschutzscheibe. Ein Fehler, ein grober Fehler! Und jetzt noch diese erzwungene Harmonie im Familienkreis. Die Hochzeit ihres Bruders! Eine Veranstaltung, die Pia schon Kopfschmerzen bereitete, wenn sie nur daran dachte. Als die Fahrzeugschlange vor ihr erneut zum Stehen kam, trat sie erst im letzten Moment ruckartig auf die Bremse
    »Ist irgendetwas?«
    »Nein. Ich habe nur gerade daran denken müssen, dass ich Samstag noch auf eine Hochzeit muss …«
    »Aber du willst nicht dorthin? Seit wann so gefühlsbetont, Korittki. Das macht dich ja direkt menschlich.«
    »Ich habe nur keine Lust auf dieses Familienfest, das ist alles.«
    »Es zwingt dich aber doch sicher keiner, dort hinzugehen, wenn du nicht willst …«
    »Mein Bruder heiratet.«
    Unruh zuckte mit den Schultern. Zusammenhanglos sagte er nach ein paar Minuten: »Wenn es dir recht ist, komme ich nachher mit in diese Bar. Lass Heidmüller ruhig mal wieder einen arbeitsfreien Abend. Ich könnte bei der Gelegenheit gleich überprüfen, ob Biederstätt und Kessel sich auch in dieser Bar herumgetrieben haben. Außerdem habe ich einen Mann namens Gerrit Rathje im Visier. Der einzige Mensch weit und breit, der außer Markus Kessel vom Tode Wolfgang Biederstätts profitiert hat.«
    »Den Namen höre ich zum ersten Mal.«
    »Rathje betreibt auch so ein Nobelrestaurant …

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