Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube

Titel: Engelsgrube - Almstädt, E: Engelsgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
Name der Frau war ihr entfallen. Solch polnisch klingende Nachnamen konnte sie sich sowieso nie merken.
    Franziska Dom verzichtete darauf, der älteren Dame, die wahrscheinlich Birgit Mansteins Mutter war, zu kondolieren. Stattdessen tupfte sie sich mit einem Taschentuch die Augenwinkel und stellte sich ein paar Schritte abseits.
    »Hey Fränzie.« Valentin Meyer trat auf sie zu. Unter seiner Bräune wirkte er etwas blasser als sonst. Er hatte sich aber nicht die Mühe gemacht, zur Feier des Tages etwas anderes anzuziehen. »Scheint dir ja doch irgendwie nahe zu gehen, das mit der Manstein. Aber du musst nicht gleich losheulen. Wir finden schon wieder jemanden für dich, der dir ein bisschen Feuer unter dem Hintern macht.«
    »Du bist so … geschmacklos, Valentin. Nicht einmal am Grab einer Kollegin kannst du dich zusammenreißen.«
    »Ich glaube, ein Scherz ist das Einzige, was mich hier noch retten kann. Ehrlich, Fränzie. Kannst du dir vorstellen, dass da unten tatsächlich unsere Birgit drin liegt? Ich meinein Wirklichkeit? Grotesk geschminkt von einem Bestattungsinstitut und angezogen mit einem Leichenhemd?«
    »Vielleicht will ich mir das gar nicht vorstellen«, sagte sie abweisend. In Wirklichkeit gefiel ihr die Vorstellung jedoch ganz gut.
    Valentin trat von einem Bein auf das andere: »Ich dreh hier gleich durch. Dauert das noch lange?«
    »Keine Ahnung. Hinterher soll es noch Kaffee und Schnittchen in einem Restaurant geben, aber das muss ich mir nicht antun.«
    Franziska Dom registrierte erstaunt, dass Valentin aschfahl wurde. Seine Bräune sah nun aus wie billiges Make-up. Hatte dieser Knabe denn überhaupt keinen Mumm in den Knochen? Wenn er nun umfiele, sollte sie dann etwa noch Mund-zu-Mund-Beatmung machen? Er schwankte etwas, und sie stützte ihn vorsorglich am Ellenbogen ab. Diese Beerdigung nahm langsam groteske Züge an, dachte sie zufrieden.
     
     
     
    Die Trauergesellschaft löste sich auf. Franziska sah noch, wie die Polizistin mit einer ihr unbekannten Frau sprach und dann mit ihr fortging. Wer mochte das gewesen sein? Valentin an ihrer Seite schnaufte etwas, aber allmählich kehrte Farbe in sein Gesicht zurück.
    »Oh Mann«, murmelte er, »ich bin dir wohl was schuldig, Fränzie. Frieden?«
    »Frieden.«
    Das Leben hielt doch immer mal wieder eine Überraschung für einen bereit, dachte sie. Statt zum Leichenschmaus in das Restaurant zu gehen, das Birgit Mansteins Mutter ausgewählt hatte, überredete Valentin sie, noch aufetwas »Stärkeres« in einem nahe gelegenen Bistro einzukehren.
    Eigentlich hatte Franziska allein feiern wollen, aber es gefiel ihr, zur Abwechslung einmal von einem Mann eingeladen zu werden. Und Valentin erwartete schließlich nichts von ihr, außer ein wenig Gesellschaft. Er trank drei Tequila, die Franziska um diese Uhrzeit den Kopf gekostet hätten, und wurde von Minute zu Minute mitteilsamer.
    Franziska wusste, dass er ein paar Mal mit der Manstein ausgegangen war. Sie war von ihrer ehemaligen Chefin über alles genauestens informiert worden. Von den Unterhosen, die Valentin trug, Boxershorts mit Surfern oder Haien darauf, bis hin zu der Tatsache, dass er im zarten Alter von vier Jahren wegen einer Verengung der Vorhaut beschnitten worden war. Vertraulicher konnte Valentin selbst eigentlich kaum noch werden.
    Die Manstein hatte ihr Wissen stets als Waffe eingesetzt, dachte Franziska Dom, während sie in ihrem Kaffee rührte. Das war ihr miesester Charakterzug gewesen. War dieser winselnde Mann vor ihr eigentlich zu blöd zum Leben, dass er dieser Frau nachtrauerte?
    Wenn die Manstein gerade niemanden bloßstellen konnte, dann hatte sie sich mit Sticheleien und Drohungen die Zeit vertrieben. Vor den Kunden, die an solcherart Unterhaltung Vergnügen fanden, hatte die Manstein ihre Mitarbeiter lächerlich gemacht.
    Aber damit war es vorbei. Prost dem unbekannten Messerstecher, Prost dem Schicksal! Bei der letzten Runde Tequila trank Franziska mit. Sie hatte ja nichts Wichtiges mehr vor. Die Agentur Magenta hatte heute geschlossen.
     
     
     
    Zur gleichen Zeit saß Pia Korittki im Wohnzimmer eines Reihenhauses und trank bitteren Tee. Ihr gegenüber saß Carola Lönsmann-Pracht, Birgit Mansteins Cousine.
    Inzwischen wusste Pia, warum ihr dieses Gesicht so bekannt vorgekommen war. Sie hatte Carola Lönsmann-Pracht früher auf ein paar Schulveranstaltungen im Kloster-Gymnasium gesehen. Sie war Studienrat Thomas Prachts Ehefrau.
    Pia schätzte, dass Frau

Weitere Kostenlose Bücher