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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Umstehenden zu brechen wagte.
    „Ich freue mich, dich zu sehen“, sagte Gabriel. „Als Pascal sagte, dass du kommst, konnte ich es kaum glauben.“
    Ein Lächeln zuckte um Alans Lippen. Violet war überrascht, wie sehr sie einander ähnelten. In ihrer Mimik und Gestik, in der Art, wie sie sich bewegten, in dieser subtilen Aura von Gefahr, die wie ein Mantel um sie schwang.
    „Es ist lange her“, gab Alan endlich zurück. Sein Lächeln wurde breiter. „Katherina ist übrigens ganz hingerissen, dass du wieder in der Stadt bist.“
    „Sagt sie das?“
    „Es ist das, was man auf den Straßen hört.“ Er zog Gabriel in eine raue Umarmung und schlug ihm mit der Hand auf den Rücken. „Was immer du ihr angetan hast, ich bin sicher, sie hat es verdient. Gut, dich zu sehen.“
    Als sie einander losließen, drehte sich Alan zu den anderen um und tauschte Begrüßungen und Frotzeleien mit Pascal und Cyric aus. Dann wandte er sich Violet zu. Sein Lächeln gewann an Charme, seine Augen an Tiefe. Sein Händedruck war kühl und fest. Ihr fiel auf, dass er lange schlanke Finger hatte, wie ein Pianist.
    „Ich bin Alan“, stellte er sich vor. „Und Sie sind ...?“
    „Violet“, brachte sie hervor, gegen ihren Willen ein wenig atemlos.
    „Sie gehört zu mir“, erklärte Gabriel in schroffem Tonfall. Plötzlich war die Freundlichkeit aus seiner Miene verschwunden.
    Cyrics Lachen platzte in die Stille und löste die Anspannung.
    „Alan, hör auf mit dem Scheiß. Violet, er kann nicht anders. Macht der Gewohnheit. Seine Frau ignoriert es. Sie weiß, dass das nur Show ist. Er würde es nie wirklich wagen.“
    Alan hob eine Augenbraue. „Und woher willst ausgerechnet du das wissen?“
    „Es muss dir nicht peinlich sein.“ Nun grinsten auch Keith und Pascal. „Keiner hier würde es wagen, sich Eve zum Feind zu machen. Wir können dich alle verstehen.“
    Beiläufiges Kichern mischte sich in die letzten Worte.
    Alan trat einen Schritt zurück. „Tut mir leid.“
    Dabei sah er überhaupt nicht aus, als würde es ihm leidtun. Violet streckte eine Hand nach Gabriel aus und strich ihm den Arm hinauf bis zur Schulter, wo sie ihre Finger lange genug liegen ließ, dass jeder es sah. Sie spürte, wie Gabriels Muskeln sich unter ihrer Berührung entspannten, und wusste nicht, ob sie sich befremdet fühlen sollte von seinem Eifersuchtsanfall oder geschmeichelt. Sie entschied sich für die zweite Alternative und tauschte einen letzten Blick mit Alan, der den Anstand besaß, bedauernd mit den Schultern zu zucken.
    „Dann ist unser kleiner Kriegstrupp vollständig“, sagte Pascal. Er griff nach seinem Säbel und pflückte seinen grauen Wollmantel von der Wand. „Seid ihr bereit, Gentlemen?“

    Die Echos ihrer Absätze hallten gespenstisch von den Wänden der großen Halle zurück. Notlämpchen beleuchteten die Türen und die Gitterglaswände, die einen Serverraum auf der anderen Seite abschirmten. Emily ignorierte den Gruß der Nachtpatrouille, ließ die beiden Männer hinter sich zurück und fuhr mit dem Aufzug in den dritten Stock. Der zweite Stock war versperrt, doch sie glaubte nicht, dass Stephan den Gefangenen dort festhielt. Er hatte die Türen auf der Etage durch Eisentore ersetzen und alle Verglasungen mit Doppelgittern verstärken lassen. Doch seit die Bauarbeiten abgeschlossen waren, war der Fahrstuhlknopf entfernt worden und Stephan mied den Trakt wie die Pest.
    Auf ihrem Weg durch den Korridor der dritten Etage riss Emily jede Labortür auf. Sie überraschte einen Techniker, der Entschuldigungen stammelte, und ließ ihn stehen, ohne das Ende seiner Litanei anzuhören. Der Geruch nach Desinfektionsmittel kroch ihr in die Nase wie Essigdampf. Seit ihre Sinne so empfindlich geworden waren, brachte sie der Gestank der Chemikalien fast um den Verstand.
    Die Zugänge zu den Blutbanken waren verschlossen, doch Emily holte mit der Faust aus, zertrümmerte das Glas und klinkte die Tür von innen auf. Überwachungsmonitore tauchten den lang gezogenen Saal in einen gespenstischen, blaugrünen Schimmer. Messinstrumente piepsten ihren monotonen Rhythmus. Unter dem beißenden Chlorvorhang lauerte der Gestank von Verfall. Das war ihr früher nicht aufgefallen.
    Sie passierte die Reihe von Vitrinen, ohne einen Blick auf die wachsbleichen Leiber zu werfen. Heftig stieß sie die Schwingtüren auf der Rückseite der Halle auf. Dahinter lag ein quadratisches Vestibül mit vier Türen. Drei davon waren verschlossen, das wusste sie von

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