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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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„Ich wollte sie nicht töten. Ich dachte, es geht um einige Wochen. Höchstens zwei Monate. Aber dann ...“
    „... geriet es außer Kontrolle“, unterbrach ihn Gabriel. „Es dauerte viel länger als geplant und du musstest dir ernsthaft Gedanken über die Versorgung deines Labors mit frischem Blut machen. Also hast du Marco angeheuert, damit er mit seinen Schlägern Jagd auf die Kinder des Bluts macht. Wie passt Thomasz in diese Geschichte?“
    „Thomasz? Das ist der andere Teil des Problems.“ Die Silben zitterten wie Spinnweben im Wind. „Du hast gesehen, was aus Emily geworden ist?“
    „Sie hat Sangrin genommen.“
    „Als sie zu mir kam, war es längst zu spät.“
    „Hast du es ihr nicht gegeben?“
    „Sie ist ein schwieriger Mensch.“ Stephan schnaubte. „Ich würde alles für sie tun, glaub mir. Doch sie macht es mir nicht leicht, sie zu lieben. Sie ist zerbrechlich. Instabil und leicht zu erschüttern. Sie verbringt viel Zeit bei ihren Ärzten und Therapeuten, das tut ihr nicht gut. Man hat ihr Leukämie diagnostiziert, aber anstatt mir davon zu erzählen, hat sie einen der Laborärzte überredet, ihr hoch konzentriertes Sangrin zu besorgen. Ihr Charme kann sehr überzeugend sein.“
    „Aber in ihren Kapseln befand sich echtes Blut“, wandte Gabriel ein.
    „Gott hat einen seltsamen Sinn für Humor.“ Stephans Stimme wurde so leise, dass Gabriel Mühe hatte, ihn zu verstehen. „Das neue Mittel lässt die Mutationen viel schneller und gewaltiger ausbrechen, allerdings bei weniger als einem Prozent der Probanden, nämlich bei Personen mit einer Porphyrie, einer Fehlbildung der roten Blutkörperchen.“ Er seufzte. „Emily hat keine Leukämie. Der Arzt hat die Symptome falsch interpretiert. Sie leidet an einer angeborenen Porphyrie.“
    Gabriel versuchte, sein Gewicht zu verlagern, um die Schultern zu entlasten. Die Muskeln in seinen Armen fühlten sich wund und geschwollen an, als würden sie jeden Moment reißen. „Was hat Thomasz damit zu tun?“
    „Ich habe gehofft, er könnte mir helfen.“
    „Wie?“
    „Er ist ein Experte der alten Schriften. Vielleicht der Beste, den es gibt.“ Stephan hielt inne.
    Auch Gabriel hörte nun die Geräusche, die von außen durch die Wände drangen. Motoren wurden angelassen. Ein schwerer Truck setzte sich in Bewegung und ließ den Boden unter seinen Füßen vibrieren.
    „Ich wusste nicht, was ich wegen Emily tun sollte. Erinnerst du dich an damals? An Johann Savoyen?“
    „An jede einzelne schreckliche Stunde.“
    „Weißt du noch, wie du versucht hast, ihm einfach mehr von deinem Blut zu geben? So viel, dass du beinahe das Bewusstsein verloren hast, weil du dachtest, es würde die Veränderungen rückgängig machen?“
    „Es hat die Mutation nur beschleunigt.“ Unwillkürlich dachte er an Zoe. „Es hat ihn stärker gemacht.“
    „Und weißt du noch, wie wir überlegt haben, was wir tun könnten? Nur das Blut eines Engels kann ihn noch retten. Das hast du damals gesagt.“
    „Mein Gott“, stöhnte Gabriel, „das kann nicht dein Ernst sein. Das war eine von Vaters verstaubten Legenden. Eine Lagerfeuergeschichte!“
    „Ein Engel wandelt wieder auf dieser Welt.“ Stephans Stimme gewann an Kraft. „Mordechai hat einen Engel erweckt. Und woher wusste er, wie er das anzustellen hatte? Thomasz hat es ihm gesagt. Niemand kennt die alten Legenden so gut wie dein Vater. Er weiß genau, wo der Mythos endet und die Wahrheit beginnt. Ich wollte diesen Engel finden, Gabriel. Ich musste.“
    „Du hättest Thomasz einfach fragen können.“
    „Ich konnte nicht riskieren, dass ...“ Stephan hielt inne. „Niemand durfte davon erfahren. Ich wäre erledigt gewesen, wenn Katherina etwas über VORTEC herausgefunden hätte. Thomasz ist nicht dumm. Er hat Fragen gestellt. Und als ihm klar wurde, warum ich hinter dem Engel her war, wollte er mir nicht mehr helfen.“ Stephans Worte klangen bitter. Und traurig. Unendlich traurig. „Er hatte Angst, dass ich ihm ein Leid zufügen könnte.“
    „Dem Engel?“
    „Der Name des Engels ist Asâêl. Thomasz hat gesagt, dass er nicht ahnen konnte, dass es ausgerechnet Asâêl war, den Mordechai zurückholen wollte.“
    Gabriel hatte zunehmend Mühe, Stephan zu folgen. Die Schmerzen in seinen Schultern wurden schlimmer. Sein Kopf schwamm noch immer von der Transformation. Zudem war die Geschichte mit dem Engel so weit hergeholt, dass er kaum glauben konnte, dass Stephan sich an diesen Strohhalm klammerte. Doch wenn

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