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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Küchentresen lief mit gedämpftem Ton und zeigte Basketballspielstände.
    „Sag nichts“, befahl Marshall. Er nahm die Füße vom Tisch und hob beide Hände. „Sag nichts, bevor ich dich nicht mit den aktuellen Neuigkeiten beglückt habe. Danach wirst du dich nicht mal mehr erinnern können, was genau dir den Tag versaut hat.“
    „Ich habe Kopfschmerzen und Liebeskummer“, murrte sie.
    „Soll ich Adam Sheffer anrufen?“
    „Ehrlich, ich bin nicht in der Stimmung für blöde Sprüche.“ Sie schleuderte ihre Tasche in Richtung ihres Schreibtisches und betrachtete die Zierkante, die immer noch abgebrochen hinunterhing, seit Mister Hähnchen-mit-Knoblauch daran herumgefummelt hatte. „Hat sich Wilken, das Arschloch, noch mal gemeldet?“
    „Wieso? Willst du ihm Erzengel Gabriel auf den Hals hetzen?“
    Sie nahm das Schulterholster ab und zog die Pistole heraus, zielte probeweise auf ihren Computer und ließ den Arm wieder sinken. „Eigentlich dachte ich daran, ihn selbst zu erschießen. Was sind jetzt die verdammten Neuigkeiten des Tages?“
    „Ich habe einen Scheck.“ Er grinste wie eine Katze, der die Sahne von den Schnurrhaaren tropft. „Von dem Typen, dem ich die Diamantohrringe verkauft habe.“
    „Wie viel?“ Sie wusste, dass sie ungerecht zu Marshall war, doch fühlte sich außerstande, Euphorie zu empfinden.
    „Gib einen Tipp ab.“
    „Keine Ahnung. Wie viel?“
    „Zweihundertsiebzigtausend.“
    „Was?“ Sie hatte sich verhört. Ganz sicher. „Zweiundsiebzig?“
    „Zweihundertsiebzig.“
    Der Schock verdrängte jede andere Emotion. „Wie zur Hölle hast du das gemacht? Den Kerl mit einer Waffe bedroht?“
    „Ich hab noch drei Pfund Koks draufgelegt.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Aus unseren geheimen Kellervorräten. Die von der DEA.“
    Idiot. Das Lächeln stahl sich ohne ihr Zutun auf ihre Lippen.
    „Ich habe einen Kumpel überredet, mir ein Zertifikat zu machen.“
    Violet hob eine Braue. „Ist das legal?“
    „Sieht aus wie echt. Mit Wasserzeichen und sogar der Hologrammdruck ...“
    „Ich will’s gar nicht wissen“, unterbrach sie ihn.
    „Und auf diesem anderen Zertifikat ...“
    „Dem anderen Zertifikat?“
    „Das mit Mae West.“
    „Mae West“, wiederholte sie.
    „Ja, die die Ohrringe zu ihrer Hochzeit mit Frank Wallace getragen hat.“
    „Hat sie?“
    Marshalls Miene war ein Ausdruck vollkommener Unschuld. „Hey, ich habe zwei Tage lang alte Klatschpostillen durchstöbert. Schau mal hier“, er blätterte eine Zeitschrift auf und zeigte ihr ein Schwarz-Weiß-Foto, „verblüffend ähnlich, findest du nicht?“
    „Da sind zwei weiße Punkte.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Wer zur Hölle würde da Diamantohrringe rein interpretieren?“
    „Dir mangelt es an Fantasie.“
    „Es mangelt mir an Fantasie? Aber dieser Käufer, der kriegt jetzt feuchte Träume, weil er glaubt, dass Mae Wests Hochzeitsohrringe über seinem Bett hängen?“
    „Er ist glücklich, also haben wir eine gute Tat vollbracht. Wahrscheinlich hat er sogar noch Geld gespart. Die echten Mae West Klunker kosten bestimmt das Doppelte.“
    „Mae West.“ Sie seufzte. „Da muss man erst mal drauf kommen. Du bist der Größte. Wir sind reich. Ich bin so stolz auf dich.“
    „Und du bist sicher, dass du nicht noch mal mit Adam Sheffer ausgehen willst? Ich meine, er hat es einfach so hingenommen, dass du sie geklaut hast, nicht die Bullen gerufen oder so. Und wo die herkommen, da ist noch mehr und ...“
    „Marshall, bitte. Ich bin nicht in der Stimmung.“
    Jetzt sah er wirklich betroffen aus. „Hast du das ernst gemeint mit dem Liebeskummer?“
    „Todernst. Am liebsten würde ich mich betrinken und mir die Augen aus dem Kopf heulen.“ Sie schluckte. „Aber große Mädchen weinen nicht.“
    „Tut mir leid.“ Plötzlich linkisch, trat er an den Kühlschrank und zog die Tür auf. „Hier gibt’s noch eine halbe Flasche Wodka, aber ich könnte auch Rum besorgen. Ich persönlich wäre ja für Rum, dann kaufe ich noch Limetten und dann könnten wir diese leckeren ...“
    „Marshall!“
    Er blickte auf. „Was?“
    „Hör auf mit dem Scheiß.“ Sie versetzte ihrer Tasche einen Tritt, der sie noch ein Stück weiter unter den Tisch beförderte, und ließ sich aufs Sofa fallen.
    „Sieh mal“, Marshall deutete auf den Fernseher. „Läuft seit gestern auf allen Sendern.“
    Sie musterte den Strahlenkranz mit dem Etherlightschriftzug. Tritt ein ins Licht. „Mein Gott, wenn ich diesen

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