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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Mistkerlen nur irgendwas beweisen könnte.“ Sie zog ihre Beine hoch und legte den Kopf auf die Armlehne. „Wann ist übrigens diese Apokalypse?“
    „Gute Frage.“ Marshall studierte den Kalender an der Wand. „Ich würde ja auf ein populäres Datum tippen. Weihnachten oder eine Sonnenwende. Oder – wie wäre es mit Samhain?“ Er drehte sich um. „Das ist nämlich morgen.“
    „Morgen?“
    Der Fußboden knarrte unter Marshalls Füßen. „Etherlight verkündet, dass die Apokalypse unmittelbar bevorsteht. Sie sind die einzigen Propheten Gottes, denen er wahre Einsicht geschenkt hat und deshalb weicht ihr Datum von den anderen Weltuntergangsdaten ab.“
    Eine Zeit lang war nur das Klappern der Tasten zu hören, die leise Stimme des Sportkommentators und ab und an ein Auto auf der Straße.
    „Oh“, sagte Marshall plötzlich. „Die haben ihre Webseite renoviert. Warte, das musst du dir anhören.“
    Violet hob den Kopf vom Polster und sah zu ihm hinüber.
    „Homeland Security, FBI und andere Behörden, deren höchstes Anliegen die Sicherheit unseres Landes und seiner Bürger sein sollte, ignorierenauch weiterhin unsere Warnungen“, las er vor. „Carl Miller, oberster Bischof und Hohepriester der Kirche von Etherlight, wendet sich nun direkt an die Menschen ...“ Marshall hob den Kopf und zwinkerte ihr zu. „Baby, hier steht es schwarz auf weiß. Morgen findet die Apokalypse statt. Und wir hätten es beinahe verpasst.“
    „Es wäre zum Totlachen, nicht wahr?“ Groll schwelte in ihrer Brust. „Wenn nicht so viel Blut geflossen wäre.“
    „Wenn die Nacht der Nächte anbricht, verlasst eure Häuser nicht, verschließt eure Fenster und Türen und sprecht die Gebete, um die Gnade des Schöpfers zu erlangen.“ Er streute Zucker in seinen Kaffeebecher und rührte darin. „Der gleiche Scheiß wie in den Fernsehspots. Du sollst in ihre Kirche kommen, um das Gebet zu lernen und außerdem“, eine senkrechte Falte bildete sich auf seiner Stirn, „sollst du das Zeichen der Unschuld auf deine Türschwelle malen, mit geweihtem Ziegenblut.“
    „Geweihtes Ziegenblut?“, wiederholte sie ungläubig.
    „Und das Zeichen der Unschuld zeigt dir dein freundlicher Etherlightpriester von nebenan.“ Marshall schnaubte spöttisch. „Natürlich gegen eine kleine Spende. Ich wette, sie verkaufen das den Leuten zusammen mit dem Handbuch mit den zehn wichtigsten Verhaltensregeln für das Jüngste Gericht im Sparpaket. Zwei zum Preis von einem. Ich frage mich nur, warum sie sich so auf die Apokalypse festnageln. Wenn morgen Nacht nichts passiert, ist ihre Glaubwürdigkeit für immer im Eimer.“
    „Nein, die sind schlau.“ Violet sprang von der Couch auf. Eine leise Erregung breitete sich in ihr aus, ein Kribbeln im Blut, das es ihr unmöglich machte, still zu sitzen. Dieses Gefühl, einer Sache auf der Spur zu sein, die dem Fall eine neue Wendung geben könnte. Während der ganzen drei Wochen ihrer Suche hatte sie niemals dieses Jagdfieber verspürt. Dass es jetzt ansprang, fesselte sie so sehr, dass sie für einen Moment sogar ihr Elend wegen Gabriel vergaß.
    „Sie verkünden die Apokalypse, und wenn sie nicht eintritt, behaupten sie, dass Gott den Tag der Abrechnung noch mal verschoben hat, weil ihre Missionare genug reine Seelen gefunden haben, um seine Gnade zu erwirken.“
    Sie begann, den Raum zu durchwandern. Bilder kreisten in ihrem Kopf. Puzzlesteinchen, die beinahe zusammenpassten. Das Plakat mit den dreiköpfigen Höllenhunden und dem Engel mit Flammenschwert. Bist du bereit für das Jüngste Gericht? Marvs Krallenhand, Emilys zerstörtes Gesicht. Sie dachte an die mutierten Laborratten und die Hunde im VORTEC Keller und an die monströsen Kadaver im Hof der Fabrik. Hastig klappte sie ihr Handy auf und blätterte durch die Fotos. Da war es, das Bild des Kojoten, den sie überfahren hatte.
    „Alles okay?“, fragte Marshall.
    „Dieses Tier“, sie drehte ihm das Display zu, „das aussieht wie eine kranke Hyäne, das war in Wirklichkeit ein mutierter Hund.“
    Er runzelte die Stirn. „Ich habe die Viecher nicht wirklich gesehen. Nur die beiden in der Nacht, als mich Emilys Liebhaber niedergeschossen hat und da war ich nicht ganz auf der Höhe. Tut mir leid.“
    Sie bedachte ihn mit einem schiefen Grinsen und setzte sich wieder in Bewegung. Die Radiomeldung kam ihr in den Sinn, über die Wanderer, die von einem Rudel wilder Hunde getötet worden waren. Etherlights Schergen hatten Gabriels und Stephans

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