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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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schusssichere Weste getragen hatte. Diese These konnte sie fallen lassen. Sie würde ihm sowieso nicht glauben, hatte Gabriel gesagt. Violet ließ das T-Shirt zurück in die Truhe fallen. Auf die Story war sie gespannt.
    Steifgliedrig zog sie sich an. Die Schmerzen in ihrem Ellbogen waren zu einem dumpfen Pochen abgeklungen. Um wenigstens den Anschein einer Frisur herzustellen, strich sie sich mit den Fingern durchs feuchte Haar. Barfuß tappte sie zurück ins Wohnzimmer. Kaffeeduft legte sich wie Balsam um ihre Nerven, als sie den Raum betrat. Gabriel hantierte in der Küche.
    „Hast du Hunger?“, fragte er.
    „Wie spät ist es?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Kurz nach vier. In zwei Stunden geht die Sonne auf. Willst du Frühstück?“
    Eine harmlose Frage, doch Violet stieg Hitze in die Wangen. Ihre Affären, die sie von Zeit zu Zeit unterhielt, One-Night-Stands ohne Bedeutung, schafften es kaum jemals bis zu dieser Frage. Willst du Frühstück? Dem Duft nach Kaffee haftete mit einem Mal etwas Magisches an.
    „Ja“, stieß sie hervor, plötzlich heiser.
    Ob er ihr eine Abfuhr erteilen würde, wenn sie versuchte, ihn zu verführen? Der Gedanke kam aus dem Nichts und verflog, als ihre Blicke sich verhakten und sie ihr Spiegelbild in seinen Augen zu sehen glaubte.
    „Frühstück, gut.“ Gabriel löste sich zuerst aus dem Bann. Sie war enttäuscht und erleichtert zugleich. Er öffnete den Kühlschrank. „Willstdu Rührei mit Schinken? Oder Pfannkuchen? Und – mal sehen, Orangensaft?“
    „Klingt toll“, stammelte sie.
    „Beides?“
    Ihr fiel auf, dass sie seine Frage nicht beantwortet hatte. „Pfannkuchen. Wenn’s nicht zu viel Mühe macht.“
    „Macht es nicht.“ Er warf die Kühlschranktür zu und nahm eine Packung Fertigpulver aus einer der Schubladen. Dann schob er ihr eine Tasse zu. „Kaffee?“
    Sie legte ihre Hände um das heiße Porzellan. Über den Tassenrand hinweg beobachtete sie, wie Gabriel den Pfannkuchenteig anrührte.
    „Wer bist du?“, fragte sie.
    Er hielt inne. „Das ist kompliziert. Eigentlich wäre es besser, wenn du nicht fragst.“
    „Ich bin furchtbar neugierig.“ Sie seufzte. „Das ist mein Beruf.“
    Gabriel schaltete den Herd ein und goss Öl in eine Pfanne. „Sagen wir, bei mir heilen körperliche Verletzungen etwas schneller als üblich.“
    „Machst du Witze?“
    „Überhaupt nicht.“ Das Öl zischte auf, als er eine Kelle flüssigen Teigs in die Pfanne beförderte.
    „Da war kein Trick?“ Sie legte den Kopf schräg. „Du meinst, jemand kann dich in Stücke schießen und das heilt einfach so? Binnen einer Stunde? Durch Handauflegen?“
    „Nicht einfach so. Es ist ziemlich schmerzhaft.“ Wie beiläufig das klang. Mit einem Schulterzucken blickte er auf. „Ich habe dich gewarnt, dass du mir nicht glauben würdest.“
    „Ja, weil du Spielchen mit mir spielst.“
    „Warum sollte ich?“
    Er hob den Pfannkuchen auf einen Teller und goss eine weitere Portion ins siedende Öl. Entweder er war ein hervorragender Schauspieler oder er glaubte das, was er ihr erzählte. Vielleicht war er nicht ganz richtig im Kopf. Oder, so unwahrscheinlich das klang, er sagte tatsächlich die Wahrheit. Sie hatte jedenfalls keine vernünftige Erklärung für die Durchschusslöcher in seinem T-Shirt, und dass die Kugeln ihn getroffen hatten, daran bestand kein Zweifel. Großartig, sie stand vor einem medizinischen Wunder.
    „Dann bist du ...“, sie kam sich idiotisch vor, „unsterblich oder so was in der Art?“
    „So was in der Art.“ Gabriel drehte sich zu ihr um. „Willst du Blaubeeren in deinen Pfannkuchen?“
    „Was?“
    „Ob du Blaubeeren willst.“
    Er sah sie an, als sei sie ein geistig zurückgebliebenes Kind. Zorn sammelte sich tief in ihrer Kehle. Wollte er sie auf den Arm nehmen? „Mir doch egal“, fuhr sie auf.
    „Ganz ruhig.“ Er hob beide Hände. „Woher soll ich wissen, dass du ein Problem mit Blaubeeren hast. Vergiss, dass ich gefragt habe. “
    „Ich habe kein Problem mit Blaubeeren!“
    „Nicht?“ Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen. Er machte sich über sie lustig. Leicht hob er ein Plastikschälchen an. „Also willst du doch welche, oder ...“
    Zorn schoss in ihr hoch wie eine weiß glühende Lohe. Mit einem Satz war sie bei ihm und packte seine Hand mit den Blaubeeren. Ihre Gesichter waren so nah beieinander, dass sein Atem ihre Wange streifte. Plötzlich wusste sie nicht mehr, was sie eigentlich hatte sagen wollen.
    „Hör auf,

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