Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
Vom Netzwerk:
Gabriels Pistole brachte ihn zum Verstummen. Keith neben ihm jagte ein ganzes Magazin in den Leib des Anzugträgers. Binnen Sekunden war der Kampf vorbei.
    „Scheiße“, sagte Keith. Blut tropfte von seinen Fingem. Sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzerfüllten Grimasse, während er nach seiner Schulter tastete. „Das Arschloch hat mich getroffen.“
    Gabriel verbiss sich einen spöttischen Kommentar. Keith’ Wunde war nur ein Kratzer. Er wandte sich um zu Violet, die ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst hatte. „Bist du okay?“
    „Ja.“ Das Wort klang wie ein kleiner harter Knoten.
    „Sicher?“
    Sie nickte heftig. Mit dieser Geste verriet sie, dass gar nichts okay war. Wahrscheinlich würde sie zusammenbrechen, wenn sie das hier überstanden hatten. Es nötigte ihm ohnehin Bewunderung ab, dass es ihr gelang, die Nerven zu behalten. Mit einem Ruck kehrten seine Schuldgefühle zurück. Er wollte nicht, dass sie Schaden nahm, hier unten, wollte nicht, dass ...
    Was?
    „Jetzt wissen sie wirklich, dass wir hier sind“, riss Keith ihn aus dem Gedanken.
    Gabriel spähte durch die Feuertür in den angrenzenden Raum. Es war eine Art Schleuse, mit einem weiteren Paar Doppeltüren auf der gegenüberliegenden Seite. Wahrscheinlich der Übergang in die regulären Klinikbereiche. Auf der rechten Seite befand sich ein Aufzug. Er stieg über die Leichen und drückte den Rufknopf, doch nichts geschah. Daneben saßen ein Zahlenfeld und ein Fingerscanner. Ohne den richtigen Code saßen sie hier fest. Er zog die beiden Toten ins Innere des Korridors, bis die Tür wieder ins Schloss fiel. So mussten sie wenigstens nur einen Zugang im Auge behalten, bis die Verstärkung eintraf. Blutige Streifen blieben auf dem Linoleum zurück.
    „Da kommen bestimmt noch mehr“, sagte er. „Wir warten hier und hoffen, dass Cyric mit seinen Leuten bald auftaucht.“

    Die Lichter faszinierten Asâêl. Ein Teppich aus Lichtern bedeckte die Hügel und Täler, wie Juwelen auf dem nachtschwarzen Haar einer Frau.
    Einer Frau.
    Das Bild glitt durch Asâêls Geist und hinterließ eine Spur aus Sehnsucht, doch verblasste, bevor er es festhalten konnte. Zöpfe wie gesponnenes Silber. Zwei Bilder eigentlich, die sich überlagerten, in schmerzhafter Disharmonie. Silber und Schwarz, eine plötzliche Schärfe. Er hatte etwas getan. Etwas, das Leid gesät hatte.
    Seine Finger gruben sich in die Erde, zermalmten Lehm und Steine. Verzweiflung überwältigte ihn, weil es ihm nicht gelang, sich zu erinnern. Er fand Bruchstücke. Scherben. Momentaufnahmen. Doch er wusste nicht, warum sie ihn berührten.
    Geduld. Das Mantra, das ihn davor bewahrte, den Verstand zu verlieren. Er musste geduldig sein. Sein Geist hatte zu heilen begonnen. Erverstand bereits viel mehr von den Dingen, die ihn umgaben, als zu Beginn nach seiner Wiedergeburt.
    Er erinnerte sich, wie er gelebt hatte. An Liebe und Schmerz. An einen Sturz in die ewige Nacht. Nicht die Details, die entzogen sich ihm. Doch die Emotionen, an die erinnerte er sich. Süße. Verzweiflung.
    Verrat.
    Wer hatte ihn verraten?
    Der Blick der Frau hatte brennende Abdrücke auf seiner Seele hinterlassen. Smaragdfarbene Flammen, tiefschwarzer Samt. Zwei Paar Augen.
    Zwei Frauen.
    Asâêl senkte die Lider. Die Nebel von Jahrtausenden verbargen eine Tragödie, ein schreckliches Leid. Die Schatten umkreisten ihn wie ein Schwarm Raben.
    Was hatte er getan?
    Was war geschehen? Es trieb dort irgendwo, dieses Wissen, in den Weiten der Ewigkeit. Und er musste sich erinnern. Es war wichtig, dass er sich erinnerte.
    Die Lichter funkelten, mitternachtsschwarz, smaragdgrüne Flammen, Juwelen auf dem Haar einer Frau.

    Die Feuertür schob sich einen Spalt auf, dann flog etwas hindurch und rollte über den Boden.
    „Zurück!“, brüllte Gabriel. „Zurück!“
    Er packte Violet am Arm und riss sie mit. Mit der Schulter rammte er die Tür auf und hechtete in den Kühlraum, Violet an sich gepresst. Die Detonation erfasste ihn und schleuderte ihn gegen die Wand, doch er schützte Violet mit seinem Körper und ließ sie nicht los. Der Aufprall sandte Schmerz in seine Schulter. Ein schwerer Gegenstand traf ihn am Hinterkopf. Benommen tastete er über seinen Schädel und fühlte Blut. Die Explosion hatte seine Trommelfelle betäubt. Er wälzte sich herum und blickte Violet in die weit aufgerissenen Augen. Sie bewegte ihre Lippen, doch er konnte sie nicht hören. Nur sein Herzschlag dröhnte in den Ohren und das

Weitere Kostenlose Bücher