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Engelskraut

Engelskraut

Titel: Engelskraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dass sie Ludmilla so kurz angebunden abgefertigt hatte.
    »Okay.«
    Endlich hatte sie Hans Kleinkauf an der Strippe. »Franca Mazzari, Kripo Koblenz. Sie hatten um Rückruf gebeten.«
    »Ach, Frau Mazzari. Ja, genau. Schön, dass Sie zurückrufen. Also, ich glaube, dass gestern die Polizei bei meinen Nachbarn war. Und ich wollte Ihnen eine Beobachtung, die ich neulich gemacht habe, nicht vorenthalten.«
    Franca wartete ungeduldig ab. Es gab immer mal wieder Spinner, die ihre Nachbarn anschwärzen wollten. Da war sie ganz und gar die falsche Adresse.
    »Man hat mir gesagt, ich solle mich an Sie oder an Ihren Kollegen wenden. Wie heißt er gleich? Irgendwas mit Huber.«
    »Hinterhuber«, erwiderte Franca.
    »Genau. Hinterhuber.«
    »Und wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Eine Dame, die sich bei meiner Nachbarin aufhält. Oder zumindest aufgehalten hat. Ich weiß nicht, ob sie noch immer da ist.«
    »Wer, bitte, ist Ihre Nachbarin?« Franca trommelte mit dem Bleistift auf eines der Papiere, die auf ihrem Schreibtisch lagen. Sie hasste solche Gespräche. Weshalb kamen manche Menschen einfach nicht auf den Punkt, sondern redeten ewig um den heißen Brei herum?
    »Der Name ist Klaussner.«
    »Was sagen Sie da?« Mit einem Mal war Franca hellwach. »Sie wohnen neben der Familie Klaussner? In der Bismarckstraße?«
    »Ganz genau.«
    »Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt, Herr … ähm, wie war Ihr Name?«
    »Kleinkauf. Hans Kleinkauf.«

18
    Renate Julien war EDV-Spezialistin und kannte sich mit Computern aus wie keine andere. Ein Grund, weshalb sie den Spitznamen Renate-Granate trug und immer dann gerufen wurde, wenn technisches Spezialwissen gefragt war. In einem Kinderpornoprozess hatte sie entscheidende Hinweise geben können und der Täter war zu einer harten Strafe verurteilt worden. Das hatte ihr viel Respekt nicht nur unter den Kollegen eingebracht.
    Momentan war sie dabei, den sichergestellten Laptop von Jürgen Klaussner auszuwerten. »Das ist jedenfalls angenehmer als die unappetitlichen Bilder, die ich sonst so zu sehen kriege«, erklärte sie lapidar.
    Franca gähnte und hielt sich die Hand vor den Mund.
    Renate musterte sie neugierig. »Schlecht geschlafen?«
    »Ist das so offensichtlich?« In der Tat war Franca mehrmals in der Nacht schweißgebadet aufgewacht, ihr Herz raste und sie konnte schlecht wieder einschlafen. Das war ihr in letzter Zeit öfter passiert. Am Morgen war sie meist wie gerädert. Offenbar fühlte sie sich nicht nur so, sondern man sah ihr den Schlafmangel auch noch deutlich an.
    »Warum sollst gerade du von den Wechseljahren verschont bleiben?«, meinte Renate lakonisch.
    »Wechseljahre? Aber ich bin doch gerade erst …«
    »Genau. 39, nicht wahr?« Renate lachte donnernd über ihren eigenen Scherz. Sie hatte die Angewohnheit, so laut zu lachen, dass ihr Gelächter ein paar Räumlichkeiten weiter zu hören war. »Nur die anderen werden älter, aber man selbst doch nicht.«
    »Du meinst wirklich?«
    »Es gibt Schlimmeres. Trag’s mit Fassung.« Renate wies auf mehrere Stapel Papier. »Das hab ich erst mal ausgedruckt. Dreifache Ausfertigung, wie gewünscht. Aber das ist noch längst nicht alles. Euer Apotheker hat sich ziemlich im Netz rumgetrieben. Er war in etlichen Internetplattformen und Communitys angemeldet, hat gemailt und gechattet, was das Zeug hält. Meistens hat er sich Tomtiger genannt. Sicher hat er noch andere Nicknames benutzt. Wir bleiben weiter dran.«
    Feierabendlektüre, dachte Franca mit Blick auf die Papierberge. »Was waren denn das für Plattformen, in denen er sich aufgehalten hat?«
    »Alles mögliche. Soziale Netzwerke wie Facebook, Wer-kennt-wen. All so was eben. Und natürlich Flirtforen und Partnerbörsen. Die gibt’s ja wie Sand am Meer.«
    Franca hob die Augenbraue. Ein Mann wie Jürgen Klaussner in Partnerbörsen? »Der war doch verheiratet«, sagte sie. »Und er sah sehr gut aus. Da muss man sich doch nicht im Internet rumtreiben, wenn man mal was für nebenbei braucht.«
    »Der moderne Mann von heute sucht sich sein Weibchen im Netz. Das ist schnell und unkompliziert. Und das Angebot ist vielfältig und reichhaltig. Für jeden Geschmack etwas. Bist du bi oder stehst auf Gummihöschen – suchst du im Internet. Variatio delectat, wie der Lateiner sagt.«
    »Ich kann kein Latein.«
    »Das heißt nichts anderes als: Abwechslung erfreut.«
    »Und was sagen die Damen, wenn sie erfahren, dass der schöne Herr Klaussner verheiratet ist?«
    »Natürlich

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