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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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beim zweiten Anlauf brachte ich es einfach nicht über die Lippen.
    Â»Was wolltest du?«, forschte Yasin.
    Ich wand mich aus seinen Armen, ging zu meinem kleinen Schreibtisch und deutete auf das rote Herz aus Pappe.
    Â»Zur Erinnerung an eine große Liebe«, las Yasin laut.
    Er lächelte mich zärtlich an. Dann nahm der den goldenen Stift und malte ein m vor das Wörtchen eine.
    Â»So stimmt es, so muss es heißen«, sagte Yasin »›Zur Erinnerung an meine große Liebe‹. Das Herz nehme ich mit, das hänge ich über mein Bett. Das ist mein allerschönstes Weihnachtsgeschenk, weißt du das?«
    Â»Wirklich?«
    Er nahm mich wieder in die Arme. »Ich bin echt verliebt in dich.
    Ja … und dann zeigte Yasin, dass er es ernst meinte mit dem Verliebtsein.



Das war am Sonntag gewesen; am Montag saß ich neben Leonie im Bus, hielt vor lauter Dankbarkeit ihre Hand und fragte mich, was Lilli an diesem Tag auf Lager hatte. Chris Löwenfeld hatte nämlich in der sechsten Stunde wieder eine Probe angesetzt. Auf dem Plan stand die letzte Szene, die, in der der Josef und die Maria mit dem Kind auf dem Arm aus dem Stall kommen, die Hirten und die Könige auf die Knie sinken und die drei Engel jubilieren.
    In dieser Szene kam der Wirt eigentlich nicht vor, aber so wie ich Yasin jetzt kannte, würde er mit der Schürze vorm Bauch auch vor dem Stall stehen und lächelnd seine Hand auf den Kopf eines Esels oder Ochsens legen.
    An diesem Morgen hatte ich mich extra schön gemacht, hatte einen Lidstrich gezogen, meine Wimpern getuscht, etwas Rouge auf die Wangen gepudert, die Haare superschön gefönt und meine besten Jeans, einen knallroten Pulli und meine Stiefel angezogen. Als ich so ins Klassenzimmer kam, fiel Lilli und ihren allerbesten Freundinnen die Kinnlade herunter. »G… geht’s dir gut, Mirja?«, stammelte Amanda.
    Â»Klar. Besser ist’s mir noch nie gegangen«, antwortete ich. »Warum fragst du?«
    Â»Nur so …«
    Mareike setzte sich auf meinen Tisch. »Na, alles paletti? Nix passiert am Sonntag?«
    Â»Nö. Nur dass ein Depp ein kaputtes Engelchen über unsere Haustür gehängt hat.« Ich lächelte sie an und sagte so cool wie ein Tatort -Kommissar: »Aber der Vorfall konnte aufgeklärt werden.«
    In der großen Pause standen die drei und Jonas wieder zusammen und tuschelten. Yasin kam sofort aus seinem Gebäude zu uns rüber, legte den Arm um mich und fütterte mich mit seinem Pausenbrot – es war ein Stück türkische Pizza, die echt lecker schmeckte. Die drei Hexen wurden grün vor Neid. Über die Pizza ärgerten sie sich, aber dass Yasin das Lederband mit dem Engelchen über dem Anorak trug, ärgerte sie garantiert noch viel mehr.
    Dann kam die sechste Stunde und mit ihr die Probe der letzten Szene.
    Die Leute, die für die Kulissen zuständig waren, hatten den Stall in die Mitte der Bühne gerückt. Die Hirten mussten sich links, die drei Könige rechts davor aufstellen, der Ochse und der Esel – je zwei kleine Fünfer steckten in den Kostümen – lagen davor, und wieder stellte sich die Frage: Wie kommen die Engel ins Bild?
    Â»Wir haben die superblödesten Rollen, Herr Löwenfeld«, schimpfte Lilli.
    Â»Genau!«, rief Yasin. »Und singen könnt ihr auch nicht! Wissen Sie was, Herr Löwenfeld? Wir verzichten einfach auf die Engel.«
    Mareike stampfte mit dem Fuß auf. »Ich verzichte nie – niemals! Wir Engel haben dafür gekämpft, dass das Kind nicht unter einer Brücke oder im Obdachlosenheim geboren wird! Wir wollten es romantisch haben, wir sind Hauptpersonen!«
    Es gab ein wahnsinniges Hin und Her, bis Löwenfeld eine Lösung gefunden hatte, mit der die Engel einverstanden waren: Mareike und Amanda sollten singend und sehr anmutig von links, Lilli, als Hauptengel, von rechts aus den Kulissen schweben und sich neben die Hirten, beziehungsweise die Könige stellen.
    Es war die letzte Probe ohne Gesang. Die Szene klappte einwandfrei, und weil die Zeit drängte, würden wir ab nächstem Mal die Szenen mit Gesang, Chor und Orchester proben. Und natürlich auch mit Emil, dem Erzähler.

18. Dezember

D ie Ereignisse vom Sonntag hatten mich so durcheinandergewirbelt, dass ich erst am Montagabend, als meine kleine Schwester und ich in unseren Betten lagen, ganz kapierte, welch fiese Rolle mein

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