Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln
fand, weil ihr linker Socken ein Loch hatte. Dann musste sie einen Tee trinken, der sehr süà war, und erst dann durfte sie sagen, weshalb sie da am Tisch saÃ. Noch während sie berichtete, knöpfte Yasin sein Hemd auf und holte das Lederband heraus, an dem mein Engel hing. Der war komplett und unversehrt.
»Yasins Familie war echt empört. Niemand konnte sich erklären, warum jemand ein süÃes Engelchen aus Holz in zwei Teile brechen und über unsere Tür hängen würde. Bis Yasin einfiel â¦Â«
Leonie stockte. »Erzähl du weiter, Yasin.«
»Gestern, als wir durch die Budengassen gingen, haben wir Lilli und Jonas gesehen. Mehrmals haben wir sie sogar gesehen. Deshalb vermutete ich, dass sie uns gefolgt sind und beobachtet haben, wie du mir den Engel geschenkt hast. Okay. Als Leonie dann mit den zwei Teilen ankam, hab ich sie mir genau angesehen. Der kaputte Engel sieht meinem ziemlich ähnlich.«
Yasin zog das Lederband über den Kopf und legte seinen Engel neben den anderen. »Also vermute ich mal, dass Lilli und Jonas diesen Engel hier«, er zeigte auf den zerbrochenen, »gekauft und kaputt gemacht haben. Jonas, dein Nachbar, musste dann das âºGeschenkâ¹ aufhängen.«
»Aber weshalb denn?«, fragte meine Ma verständnislos.
»Mensch, Mama!«, rief Leonie. »Das ist doch klar wie sonst was! Lilli will die Maria singen und spielen! Und damit das klappt, hat sie sich zuerst den Jonas gekrallt, weil er den Josef gibt, und jetzt will sie Mirja in den Wahnsinn treiben â nur damit die aufgibt und sie die Rolle bekommt!«
»Das glaube ich nicht. So fies kann kein Mensch sein; vor allem kein dreizehnjähriges Mädchen«, sagte unsere Ma und war total verwirrt.
»Oh doch! Lilli und ihre allerbesten Freundinnen haben mich schon zwei Mal stolpern lassen«, ergänzte ich. »Und auÃerdem: Auf den Fotos siehst du, dass die FuÃspuren von Jonas kommen und zu Jonas zurückgehen. Es ist so, wie Leonie sagt.«
»Das ist Mobbing!«, rief meine Ma aufgeregt. »Gleich morgen geh ich zu deinem Klassenlehrer, Mirja, und ⦠«
»Auf keinen Fall«, unterbrach ich sie. »Das wäre die totale Niederlage, Ma!«
Auch Yasin unterstützte mich. »Ich werde auf Mirja aufpassen.«
»Du gehst nicht in Mirjas Klasse. Wie willst du das anstellen?«
»Im Klassenzimmer wird Lilli nichts unternehmen. In den Pausen und während der Proben bin ich in Mirjas Nähe. Und in weniger als einer Woche ist sowieso alles vorbei; am Sonntag, dem 22. Dezember, ist die Aufführung. Werden Sie kommen?«
»Selbstverständlich«, erklärte meine Ma.
»Mit Paps?«, fragte Leonie sofort. »Bitte, Ma! Ihr müsst beide kommen!«
»Mal sehen ⦠Das ist jetzt nicht das wichtigste Thema«, meinte sie dann. »Mirja, ich mache mir Sorgen. Was ist, wenn das Mädchen dir wirklich was antut?«
»Das wird ihr nicht gelingen«, erklärte Yasin wieder.
Na ja, schlieÃlich gab meine Ma den Plan auf, zu meinem Klassenlehrer zu gehen.
Leonie und Murat setzten sich vor den Fernseher, und Yasin und ich gingen in mein Zimmer.
Da legte er seine Arme um mich. »Du hast geweint«, stellte er fest.
»Ja, weil der kaputte Engel an der Tür hing. Ich dachte, du hättest dich entliebt«, flüsterte ich an seinem Hals.
»Warum sollte ich das?«, fragte er verständnislos und schob mich ein bisschen von sich weg. »Und überhaupt: Wenn ich mich entliebt hätte â was nicht der Fall ist, Mirja! â hätte ich es dir gesagt. Alles andere wäre feige.«
Ich kuschelte mich wieder an ihn. »Du bist nicht feige. Deshalb wollte ich dir ja auch â¦Â«
»Was wolltest du? Mir mitteilen, dass das Päckchen garantiert nicht von mir kommen konnte? Ich hätte es gut gefunden, wenn du mich einfach angerufen und gesagt hättest: An meiner Haustür hängt ein komisches Päckchen. Das kann unmöglich von dir sein. Weil: darin ist ein zerbrochener Engel â so einer, wie ich ihn dir gestern geschenkt habe. Kannst du dir das erklären?«
»Ich ⦠ich wollte dich ja anrufen. Aber dann war ich nicht mutig genug«, gestand ich.
»Schade«, meinte Yasin und küsste mich. »Du hast ganz umsonst geweint. WeiÃt du das?«
Ich nickte. »Ich wäre fast gestorben vor Enttäuschung. Deshalb hab ich ja â¦Â« Auch
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