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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Mittel einsetzen würde, sein Ziel zu erreichen.
    Nach dem Tod von Fürst Vicino Orsini war der Sacro Bosco, wie er seinen vom Manierismus geprägten Park der Ungeheuer nannte, in eine Art Dornröschenschlaf gefallen. Pflanzen erobe r ten das Gelände und überwucherten Skulpturen und Wege. Erst Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war der Heilige Wald wiede r entdeckt, vom Bewuchs befreit und liebevoll restauriert wo r den.
    Durch die Heirat eines Orsini mit einer Tochter aus dem G e schlecht der Farnese, die Kardinäle und sogar einen Papst stellten, war der Palast der Orsini für lange Zeit in kirchlichen Besitz übergegangen. Erst seit Ende des Z weiten Weltkriegs war er Sitz der Gemeindeverwaltung.
    Giuseppe konnte belegen, dass er der Nachkomme einer u n ehelichen Kardinalstochter aus der Verbindung mit einem Orsini war, und daher ihm alleine dieser Besitz zustand. Und obwohl sein Ansinnen auf wackligen Füßen stand, signalisierte der Bü r germeister die Bereitschaft, alles in dieser Sache M achbare in erns t hafte Erwägung zu ziehen.
    » Nun ja, mein lieber Conte « , wandte sich der Bürgermeister an Giuseppe, während er sich mit einem Taschentuch die Stirn trocknete. » Wir könnten uns vorstellen, wenn … «
    Die Sorgen des Bürgermeisters und der Gemeinderäte, die e i ne Schließung des Parks und somit das Ende der einzigen, nicht unbedeutenden touristischen Einnahmequelle ihres Ortes befürc h teten, hatte der Conte bereits vorher zerstreut. Es gehe ihm nicht um den Besitz des Sacro Bosco , auch wenn einem seiner Vorfa h ren der Verdienst zukomme, diesen entworfen und erbaut zu h a ben. Ein Schlüssel für alle Ein- und Ausgänge, der ihm das Exkl u sivrecht einräumte, jederzeit den Park aufzusuchen, werde ihm vollends genügen. Und nicht zu vergessen, eine gründliche Re s taurierung der Straßen, die der geringen Bodenfreiheit seines teuren Wagens entgegenkäme. Das wäre das Mindeste, was er erwarte, und der Sindaco nickte …
     
    Zufrieden durchschritt Giuseppe die Räume und gab dem neu eing e stellten Sekretär Anweisungen für Renovierungsarbeiten, die Platzi e rung von Antiquitäten neben neuem Mobiliar sowie Bilder und A c cessoires . Längst hatte er alles ausgesucht und gekauft. Sobald das Schloss in frischem Glanz erstrahlte, würde geliefert werden.
    In nicht einmal vier Wochen würde er hier standesgemäß res i dieren, ganz in der Nähe des Parks, der in der Vergangenheit eine tragische Bedeutung für seinesgleichen erlangt hatte – auch wenn dies nirgends dokumentiert war. Ein wesentliches Requisit fehlte ihm jedoch noch, um für die Gemeinde angemessen zu repräse n tieren und für kurze Zeit den Schein der Normalität zu wahren: e ine schöne und kluge Frau an seiner Seite. Nicht irgendeine, sondern eine ganz B esondere, die er nur noch entsprechend b e eindrucken musste, damit sie ihm ganz und gar verfiel. Seine übrigen Pläne wären dann hoffentlich ein Kinderspiel und bald würde ihm und seinesgleichen viel mehr gehören , als dieses ar m selige Flec k chen Erde.

7
    Ein rätselhaftes Testament
     
    Erst im Zusammenhang mit der Beerdigung wurde Laura bewusst, dass ihre Mutter kaum Freunde und so gut wie gar keine Ve r wandte gehabt hatte. Jedenfalls wussten sie von keinen.
    Als Kind hatte sie diesen Mangel ein einziges Mal hinterfragt, nachdem eine Freundin ihr von einer großen Familienfeier mit Oma und Opa, Onkeln und Tanten, Cousins und Cousinen erzählt hatte. Ihre Mutter hatte ihr daraufhin erklärt, dass die Großeltern schon lange verstorben wären und sie selbst keine Geschwister hätte. De m zufolge gäbe es also auch keine Onkel oder Tanten mit Familie.
    Alle Namen und Anschriften aus dem kleinen Adressbuch, das Laura beim Aufräumen gefunden hatte, die ihr persönlich oder vom Erzählen bekannt waren, hatte sie angeschrieben. Fünfzehn Leute waren zur Beerdigung gekommen, um Laura mit mehr oder weniger trauriger Miene ihr Beileid auszudrücken. Außer der Nachbarin und einer einzigen Bekannten ihrer Mutter, einer A n verwandten ihres verstorbenen Mannes, waren Laura alle Anw e senden vollkommen fremd. Es stellte sich auch niemand bei ihr in der Form vor, dass sie ins Gespräch gekommen wären. Vermu t lich hatte ihre Mutter jegliche Kontakte vor langer Zeit eingestellt. Warum war ihr dies nie so richtig aufgefallen?
    Obwohl Laura vom Christentum nicht allzu viel hielt, hatte sie eine kleine Andacht in der zum Friedhof gehörenden Kirche in Auftrag gegeben. Ihrer

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