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Engelsleid (German Edition)

Engelsleid (German Edition)

Titel: Engelsleid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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Arm, entriss ihr die Handtasche und stürmte den Bah n steig entlang davon, Richtung des anderen Ausgangs. Azaradeel zögerte keinen Augenblick und setzte ihm nach, nachdem er sich blitzschnell vergewissert hatte, dass der Frau selbst nichts pa s siert war. Sie war getaumelt, aber nicht gestürzt, schrie wie am Spieß und deutete dem Dieb hinterher. D ie anderen Fahrgä s te reagierten zu träge, um diesen festzuhalten.
    Hinter einer Säule, außerhalb des Blickfelds anderer Me n schen, holte Azaradeel den Mann ein, packte ihn an den Armen und schleuderte ihn mit dem Rücken gegen den Beto n pfeiler . Stöhnend und nach Luft ringend , krümmte sich der Dieb zusa m men. Der Engel nahm ihm die Tasche weg, packte ihn am Hals und zog ihn hoch, bis er nur noch mit den Zehenspitzen den B o den berührte. Übe l riechender Atem schlug Azaradeel entgegen, eine Mischung aus Zigarettenqualm, Alkohol und E s sensresten zwischen den bräu n lich verfärbten Zähnen.
    » Wenn ich dich noch mal erwische, bist du tot. Verstanden? « , knurrte er und erhöhte den Druck auf den Kehlkopf des Diebes.
    Die Antwort war nur ein unverständliches Röcheln.
    » Wasch dich. Du stinkst wie ’ne Kloake. Und versuch’s mal mit ehrlicher Arbeit, du Bastard. «
    Er hieb seinem Gegner eine Faust in den Magen, dann ließ er ihn los und dieser fiel hart auf die Knie. Ohne ihm weitere Beac h tung zu schenken, ging Azaradeel, die Tasche in der Hand, den Bahnsteig zurück, der jetzt fast menschenleer war. Außer der Frau, die ihn verstört anblickte, gab es nur noch eine Handvoll wartende Fahrgäste, die ihn voller Neugierde beobachteten. Seiner auffälligen Erscheinung war er sich durchaus bewusst. Auch wenn Paris sich als moderne Großstadt mit Modeströmungen aller Art und sämtlichen Gesellschaftsschichten präsentierte, vom schmu t zigen Clochard bis zum modebewussten Dressman, so fiel ein gut aussehender Mann im langen Ledermantel dennoch einen kurzen Moment lang auf.
    Seine Instinkte warnten ihn gerade rechtzeitig , um sich umz u drehen und zu ducken. Die Kugel verfehlte ihr Ziel und schlug erst in der Wand auf der anderen Seite des Bahnsteigs ein. Das ungläubige Entsetzen im Gesicht des Kapuzenmannes war für Azaradeel eine Genugtuung. Zwar versuchte der Täter einen zwe i ten Schuss auf ihn abzugeben, aber der Engel war schneller, schlug ihm die Waffe aus der Hand, wobei das Handgelenk mit einem scheußl i chen Knacken brach und der Mann vor Schmerz en laut aufheulte. Zwei, drei erneute Hiebe auf die Brust und in den M a gen machten den Täter endgültig kampfunfähig. Azaradeel drehte ihm die A r me auf den Rücken und fesselte ihn mit dem Gürtel, den er ihm aus seiner Jeans zog. Außerdem zog er ihm die Hose bis zu den Untersche n keln hinunter, damit er nicht aufstehen und weglaufen konnte. Den Rest würde die Metropolizei erled i gen.
    » Wie kann ich Ihnen danken? « , fragte die Frau mit zittriger Stimme, als er ihr die Handtasche zurückbrachte.
    » Wie wäre es mit einer Tasse Kaffee und einem Cognac? Das könnten wir wohl beide jetzt vertragen. Oder möchten Sie lieber auf die Polizei warten und Anzeige erstatten? «
    Verschüchtert schüttelte sie den Kopf. Es war ihr anzusehen, dass ihr jede Menge Fragen auf der Zunge lagen, die sie sich wohl nicht zu stellen traute. Seine schnellen Bewegungen, wie er der Kugel geschickt ausgewichen war – all das war ihr nicht entga n gen. Natürlich war er in der Lage, diese Erinnerung zu löschen, aber etwas hielt ihn davon ab.
    » Sind Sie auf dem Weg zur Arbeit, dann begleite ich Sie dor t hin, damit Sie sicher ankommen? «
    » Nein, ich … ich habe heute einen freien Tag und wollte … Vielleicht trinken wir doch erst mal einen Kaffee, ich hab ganz zittrige Beine. « In der Tat wirkte sie, als würden sie ihr im näch s ten Augenblick einknicken. Ihr Gesicht war leichenblass.
    Ohne zu fragen, ob es ihr recht wäre, nahm er ihren Arm und hängte ihn bei sich ein, während die nächste Bahn in die Station einfuhr und einen Strom von Menschen entließ.
    » Übrigens, ich heiße Azaradeel. «
    Ihr Gesicht hatte weiche Züge, in denen sich aus der Nähe b e trachtet die ersten Fältchen kaum wahrnehmbar ankündigten. Ihr Make - up war dezent, nur ein wenig Puder, der einige Somme r sprossen abmilderte, und Wimperntusche. Nichts verfremdete ihre natürliche Schönheit.
    » Azaradeel « , wiederholte sie, als müsse sie die Aussprache testen. » Ein eigenwilliger Name. Und wie weiter? «
    Er

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