Engelslied
Verlangen danach überkommen, Tote wandeln zu lassen.«
Sie ließ sich zu ihm hinübertreiben, um ihm die Hände auf die Hüften zu legen. »Aber was ist mit der Kraft – ist die noch da?« Egal, wie viel Angst ihr Raphaels Veränderung einflößte, wenn er sich gegen die anderen behaupten wollte, musste er stärker werden.
Ins himmlische Blau seiner Augen schlichen sich Schatten. »Nein. Sie füllte mich bis zum Überfließen aus, ist seitdem aber versiegt. Wenn der Morgen graut, werde ich wieder ganz der Alte sein.«
»Verdammt.«
Er zog eine Braue hoch. »In der Tat. Wenn ich jedes Mal ein außergewöhnliches Ereignis abwarten muss, um solche Kraft zu verspüren, könnten wir uns, wie du sagen würdest, aufhängen. Besonders, wenn man auch noch den anderen Faktor bedenkt.«
Ihr Blick huschte hinüber zu seiner rechten Schläfe. »Zeig mir den Fleck.« In Amanat hatte sie sich zu diesem Thema ausgeschwiegen. Wusste sie denn, ob sich der Fleck nicht als fatales Zeichen der Schwäche entpuppte? Davon sollten ihre Feinde auf keinen Fall Wind bekommen.
Raphael entfernte den Zauber, der den Fleck verbarg – nur dass der Fleck kein Fleck mehr war, sondern sich zu einem ungefähr zwei Zentimeter langen Mal ausgedehnt hatte, das sich in einer feinen Line an seinem Schädelknochen entlangzog. »Raphael!« Erschrocken berührte Elena die betroffene Haut. »Der Fleck ist viel größer geworden und ist jetzt tiefrot!«
Die Angst schnürte ihr die Luft ab, sie musste dagegen ankämpfen, erst dann gelang es ihr, weiterzureden. »Aber er sieht weder geschwollen noch infiziert aus, eher wie Tinte, die man dir unter die Haut gespritzt hat.« Nur trug Raphael im Gegensatz zu seinem Meisterspion keine Tätowierung im Gesicht. »Spürst du denn irgendetwas?«
»Nein. Keine Schwäche, kein Anzeichen für irgendeine Krankheit.« Er strich ihr mit dem Handrücken über beide Brüste, seine Fingerknöchel liebkosten ihre Brustwarzen. »Bis jetzt hat der Fleck noch keinen Schaden angerichtet.« Raphaels Hände glitten an Elenas Oberkörper hinunter, bis sie ihre Taille umfangen hatten und er sich seine Gemahlin auf den Schoß setzen konnte, wo seine Erektion sich an ihr rieb, bis sie ihre Fingernägel in seine Schultern bohrte.
Hitze hatte sich um ihren Bauchnabel gesammelt, drohte, sie zerschmelzen zu lassen. »Himmel! Wieso geht das immer so schnell, dass ich für dich bereit bin?«
»Weil du mir gehörst.« Eine schlichte Besitzerklärung, mit der er sie anhob, bis der Kopf seines Gliedes an die feuchte Wärme ihrer intimen Öffnung drückte. »Nimm mich, Elena.«
Aber noch während sie ihn stöhnend vor Lust in sich aufnahm, kämpfte ein Teil von ihr gegen die wachsende Leidenschaft an. Versuchte, zu denken. Was schier unmöglich schien, als Raphael sie jetzt küsste, als er eine Hand in ihrem Haar vergrub, während sich die andere kühn und besitzergreifend ihrer Brust bemächtigte und er ihr die Zunge tief in den Mund schob.
Nicht seine Rauheit rüttelte Elena das Hirn durcheinander, denn Raphael war oft in der Liebe direkt und unzart, aber sie mochte das sehr, mochte es, wenn er sich nicht zurückhielt. Nur dies hier, heute … es war anders. Sie spürte die neue »Kälte« in seinem Kuss, die intime körperliche Verbindung zu ihrem Mann ließ ihr Eis ins Blut dringen. Raphael hatte sie immer fühlen lassen, wie sehr er sie liebte und in Ehren hielt, auch wenn sein Liebesspiel hart und fordernd wurde. Heute lag eine gewisse Distanziertheit in seinen Berührungen, oder sie empfand es wenigstens so. Als sie die Augen aufschlug, musste sie feststellen, dass er sie beobachtete, während er mit ihrem Körper spielte.
So nicht, mein Lieber, das kannst du vergessen!
Sie biss ihn hart in die Unterlippe. Als sich daraufhin seine Hände in sie gruben und seine Flügel zu glühen begannen, fuhr sie mit der Zunge über die Stelle, an der sie eben zugebissen hatte, ließ ihre Lippen seinen Hals hinunterwandern, massierte ihn gleichzeitig mit ihren inneren Muskeln. Sofort spannte sich sein Körper einer Bogensehne gleich an, sein Glied pulsierte in ihrem Innern.
Oh ja, sie wusste schon, welche Knöpfe es zu drücken galt!
Als sie spürte, wie sich seine Hand in ihrem Haar erneut zur Faust ballte, wie er wieder die Zügel zu übernehmen versuchte, packte sie mit den Zähnen die Sehnen an seinem Hals. Raphael knurrte, seine Flügel glühten intensiver, aber er überließ ihr die Kontrolle über ihren nächsten Kuss, lieferte sich
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