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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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mehr regen zu wollen. Zum ersten Mal seit Beginn der einschneidenden Veränderungen hatte einer der beiden Männer die eigenen neu erworbenen Kräfte zur Sprache gebracht.

10
    Vertrauen, Raphael!,
mahnte Elena, den Blick fest auf diese Augen aus Preußischblau gerichtet – wobei kein Pigment auf der Farbskala je so leuchtend, so rein gewesen war.
Irgendwo muss es ja anfangen.
    »Ja.« Raphaels Ton ließ in keiner Weise anklingen, was dieses eine, kurze Wort für ihn bedeutete, welch unglaublichen Schritt er damit tat. »Ich kann ihr Schmerzen zufügen und auch in einem gewissen Maß Schaden anrichten. Ob ich sie wirklich töten kann, ist allerdings noch offen.«
    »Ich habe ebenfalls eine verblüffende neue Fähigkeit hinzugewonnen.« Elias warf seiner Gemahlin einen Blick zu, in dem so offene Zuneigung lag, dass Elena zum ersten Mal den Mann und Liebenden hinter all der Macht zu sehen vermochte. »Hannah war allerdings anfangs ziemlich entsetzt.«
    »Ziemlich entsetzt? Zu Tode erschrocken trifft es wohl eher«, meinte Hannah trocken. »Stell dir vor, du kommst eines Morgens in dieses schöne Gewächshaus, von dem du mir erzählt hast, Ellie, und da hat sich über Nacht eine Pumafamilie eingenistet. Wie würdest du reagieren?« Hannah nickte, als Elena die Augen weit aufriss. »Genau! Und genau solch eine Pumafamilie fand ich eines Morgens in meinem Atelier.«
    Raphael sah Elias an. »Du kannst mit Tieren reden?«
    »Reden? Das weiß ich nicht genau. Ich kann aber auf jeden Fall große und auch kleine Katzen dazu bringen, meinen Befehlen zu folgen. Mein erster Befehl lautete natürlich, sie sollten sofort das Atelier meiner Gemahlin verlassen und aufhören, sie anzufauchen.« Hannah lachte leise, während ihr Mann hinzufügte: »Raubvögel hören auch auf mich. Sie tun inzwischen auf meinem Territorium als Wachposten Dienst.«
    Große Katzen und Raubvögel?
Von denen gab es in Südamerika dank der zahlreichen, riesigen Schutzgebiete, die Elias kontrollierte, so einige. Also war wieder einmal bewiesen, dass die neuen Kräfte der Kadermitglieder ihren Ursprung im Charakter des jeweiligen Erzengels hatten.
Das ist eine ganz eigene Armee.
    Ja.
    »Keiner von uns steht also ohne Verteidigung da, wenn es zu einem Angriff kommt. Das wäre damit geklärt«, sagte Raphael laut. »Aber zusammen sind wir stärker.« Er sah Elias unverwandt in die goldbraunen Augen.
    Elias wirkte ernst, als er antwortete. »Ich heiße deine Freundschaft willkommen, habe ich doch kein Verlangen nach dem Leben in einer Welt, die von Lijuans Monstrositäten überrannt wird.«
    Hannah schob ihre Hand in die ihres Gemahls. »Oder in einer, in der Engel vom Himmel fallen«, flüsterte sie.
    Die Besucher gingen nicht vor dem Morgengrauen. Während die Stadt schlief und Montgomery diskret erst Wein, dann Kaffee und schließlich Orangensaft hereinbrachte, wurden Informationen ausgetauscht, die weit über das hinausgingen, was die jeweiligen Paare erwartet hatten. Diese Nacht erlebte die Geburt einer Freundschaft – und eines Vertrauens, das Elias sogar dazu brachte, zu erzählen, was er über Titus herausgefunden hatte.
    »So wie es aussieht, hat er Macht über Erdbewegungen. Meine Männer berichteten jedenfalls, er könne jetzt Erdbeben verursachen. Sollten sich seine Kräfte in dieser Richtung weiterentwickeln, könnte er irgendwann in der Lage sein, den Boden unter den Füßen einer Invasionsarmee einstürzen zu lassen.«
    Im Gegenzug berichtete Raphael, was Jason über Astaad herausgefunden hatte, der jetzt die Meere und möglicherweise auch andere Wasseransammlungen zu befehligen vermochte. »Über Favashi munkelt man, sie könne die Winde kontrollieren«, fügte er hinzu. »Dafür habe ich allerdings noch keine konkrete Bestätigung. Michaela und Charisemnon bleiben ein Geheimnis für mich.«
    »Auch für mich. Ich habe noch nicht herausfinden können, wie sie sich verändert haben.« Elias wirkte sehr angestrengt, über Kinn und Wangenknochen spannte sich die Haut. »Viel Gutes wird es nicht sein, wenn ich an Charisemnons Gelüste und Michaelas Grausamkeit denke.«
    Dem konnte Raphael nur zustimmen, auch seine Abneigung gegen Charisemnon saß sehr tief. Der Erzengel holte sich eben erst erblühte Mädchen ins Bett, wobei er seinem Volk irgendwie hatte einreden können, das sei für die erwählten Kinder eine Ehre. Bei Michaela war er sich wiederum sicher, dass sie Uram zu der schicksalsschweren Entscheidung angestachelt hatte, die diesen

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