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Engelslied

Engelslied

Titel: Engelslied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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wollte ihn an das Versprechen erinnern, das sie einander gegeben hatten.
    »Wenn wir fallen, fallen wir zusammen.«
    Ihr Blick glitt hinüber zu seiner rechten Schläfe, und sie reckte das Kinn vor, schüttelte entschlossen den Kopf. »Wenn du es wagst, vor mir zu gehen, jage ich dich im Leben nach dem Tode, bis dir Hören und Sehen vergeht!«
    »Und das soll eine Drohung sein? Von meinem eigenen Herzen verfolgt zu werden?« Er bog ihren Kopf zurück, um sich ihrer Lippen zu bemächtigen. Eigentlich hatte er sie nur küssen, das feurige Leben in ihr schmecken wollen, aber eine Sekunde später standen sie neben dem Bett, Elenas Morgenmantel lag auf dem Boden, und sie bot ihren goldenen Körper seinen Liebkosungen dar. Leidenschaftliche Gefühle wühlten ihn auf, als er sie auf das Laken bettete, und bald schufen sie mit ineinander verschlungenen Gliedern und brennender Haut eine weitere Erinnerung, die alle Ewigkeit überdauern würde.
    Elena fühlte sich herrlich locker und entspannt, als sie die letzten Bänder an dem wunderschönen knöchellangen Gewand schloss, das, wie von Zauberhand dort hineingelegt, in dem Gepäck aufgetaucht war, das einer von Raphaels Leuten vom Jet bis nach Amanat transportiert hatte. Sie hatte aufgegeben, herausfinden zu wollen, wie und wann diese formellen Gewänder jeweils in ihrem Schrank oder, wie in diesem Fall, in ihrem Gepäck landeten. Sie wusste lediglich, dass alle paar Monate ein Schneider bei ihr vorbeikam, um ihre Maße zu notieren. Und sobald sie etwas brauchte, war es da. Dagegen hatte sie nichts einzuwenden.
    Das Kleid für den heutigen Abend umspielte ihre Knöchel wie Meeresschaum. Es war aus leuchtend blauer Seide, die winzigen Knöpfe, mit denen die Bänder, die ihren Körper umarmten, geschlossen wurden, bestanden aus funkelnden Diamanten, und an der einen Seite verlief ein Besatz aus azurblauer Spitze, der dem Ganzen eine aufregende Note verlieh. Ihre Messer steckten nicht wie sonst in Unterarmscheiden, sondern in einem juwelenbesetzten Oberarmfutteral, das Raphael ihr samt passender Klinge vor ihrem letzten gemeinsamen Ballbesuch geschenkt hatte.
    Klinge und Scheide hatten das auf jenem Ball geschehene Blutbad gut überstanden, und die Klinge, süß und tödlich, wirkte auf Elenas Oberarmmuskeln sehr hübsch und dekorativ. Eine zweite Klinge schob sie sich in die Scheide an ihrem Oberschenkel, denn das Kleid war seitwärts mit einem diskreten Schlitz versehen, der einen raschen Zugriff ermöglichte. Ihr Schneider wusste, wen er anzog, das war klar. Ins Haar, das sie zu einem schicken Knoten gewunden hatte, kamen zwei als Haarnadeln getarnte Messer, die sie von Jasons Prinzessin geschenkt bekommen hatte. Der Meisterspion selbst hatte gerade angerufen, Raphael telefonierte mit ihm, während er sich das steife, festliche Hemd zuknöpfte.
    »Was hat er gesagt?«, fragte sie, als Raphael den Anruf beendete.
    Die Augen des Erzengels leuchteten auf, als er seine Gemahlin in all ihrer Pracht dastehen sah. Er trat zu ihr und strich ihr mit den Fingern am Mieder entlang, worauf sie bebend den Kopf zurückbog, damit er ihr die Lippen auf den Hals pressen konnte. »Du siehst aus wie eine verwöhnte Kurtisane!«, flüsterte er ihr zu. Die juwelenbesetzte Klinge am Oberarm verstärkte diesen Eindruck seltsamerweise noch.
    »Prima!« Sie fuhr ihm mit beiden Händen über die gestärkte Hemdbrust, schob die letzten Knöpfe in die Knopflöcher. »Dann kann ich die Leute besser zum Narren halten.«
    Wem der wache Ausdruck in Elenas Augen entging, die fließenden Bewegungen einer Jägerin, die ihren anmutigen Gang kennzeichneten, musste schon ein ziemlich großer Narr sein! »Was Jasons Anruf betrifft: Weitere Tote wie die Vampire in New York und jetzt die Sterbliche hier scheint es nicht gegeben zu haben, er hat jedenfalls nichts gehört. Noch nicht einmal Gerüchte.«
    »Hm.« Elena zog Raphael mit sich auf den Balkon, von dem aus man den gesamten kopfsteingepflasterten Platz einsehen konnte, auf dem heute Abend der Ball stattfinden sollte. Zierliche, altmodisch hohe Lampen sorgten dort unten für ausreichende Beleuchtung, die natürliche Blütenpracht der Stadt für Schmuck. »Finden alle Bälle der Unsterblichen draußen statt?«
    »Die meisten. Ein Ballsaal, in den so viele Flügel reinpassen, ohne dass Gedränge entsteht, müsste unpersönlich riesig ausfallen.«
    »Wie ein überdachtes Stadion.« Elena verzog das Gesicht. »Ich verstehe schon, dass Engel lieber draußen feiern,

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