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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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gesellten sich zu ihnen.
    “Hat Vreeland schon irgendeine Stellungnahme abgegeben?”, fragte Ben einen der Reporter, einen schlaksigen Typen, der sich den Hals verrenkte, um etwas sehen zu können.
    “Noch nicht. Aber in zehn Minuten kommt er raus.”
    Sie blieben stehen, warteten, und fünfzehn Minuten später kam ein blonder Mann aus dem Haus, um sich den Journalisten zu stellen, die den Vorgarten bevölkerten.
    Isaac Vreeland sah aus wie der Mann auf der Zeichnung. Sein Cousin, der hinter ihm ging, sah auch ein wenig so aus wie der Mann auf der Zeichnung.
    Doch keiner von beiden war der Mann aus Autumns Träumen.
    “So viel zum Thema ‘Glück haben’”, sagte Ben.
    Sie lauschten der Stellungnahme des Mannes und seiner Bitte um Informationen zum Mord an seiner jungen Frau und sahen ihn dann tränenüberströmt im Haus verschwinden.
    “Na, das hat uns ja viel gebracht”, bemerkte Autumn ironisch.
    “Komm, lass uns fahren. Hier gibt es ja noch ein paar Landgemeinden. Wir zeigen die Zeichnung herum, stellen Fragen und warten ab, ob irgendjemand irgendetwas weiß. Auf dem Rückweg machen wir beim Büro des Sheriffs in Beecherville Halt und hören uns an, was die Polizei zu sagen hat. Und dann würde ich gern noch mal mit Deputy Cobb sprechen.”
    An diesem Tag machten sie einen Stopp nach dem anderen und zeigten jedem, den sie zufällig trafen, das Phantombild. In keiner der ländlichen Gemeinden gab es mehr als ein oder zwei Geschäfte. Eine hatte eine Tankstelle, eine andere eine Art Lebensmittelgeschäft. In einer Gemeinde gab es ein Postamt und ein Café: Dort befand sich auch das saisonal betriebene Motel. Zu dieser Jahreszeit standen an einigen Orten Marktbuden, in denen Waren verkauft wurden, die aus den natürlichen Ressourcen der Gegend gefertigt waren: Töpferware, Schnitzarbeiten und diverse andere Handwerkskunst.
    Die am weitesten östlich gelegene Gemeinde der Region hieß Beecherville. Sie lag auf der anderen Seite des Passes, der im Winter von Westen nicht zugänglich war.
    Obwohl Beecherville echte städtische Einrichtungen hatte, Parks, Schulen und eine freiwillige Feuerwehr, war es mit nur eintausendeinhundertzwei Einwohnern – wie ein Schild verriet – immer noch klein.
    “Wenn er hier irgendwo lebt”, sagte Autumn, während Ben vor dem Büro des Sheriffs in eine Parklücke fuhr, “hat er sich wirklich ein gutes Versteck ausgesucht. Ich habe noch nie mit so vielen Ich-weiß-nichts-Leuten gesprochen.”
    “Stimmt. Wenn sie etwas wissen, verraten sie es nicht – auch dann nicht, wenn es für jemanden einen Geldsegen bedeuten könnte.”
    Ben half Autumn aus dem Pick-up, und gemeinsam betraten sie das schmale Backsteingebäude. Nur ein Streifenwagen stand davor.
    “Kann ich Ihnen helfen?” Eine ältere Frau näherte sich dem Empfangsschalter. Sie hatte das graue Haar zu einem Dutt zurückgebunden und trug nicht einen Hauch von Make-up.
    “Ich muss mit dem Dienst habenden Sheriff sprechen”, sagte Ben.
    “Sheriff Crawford aus Warren ist heute hier, aber leider hat er viel zu tun – wegen des Mordes in Ash Grove und so. Er war den ganzen Morgen dort. Jetzt ist er zwar hier, aber er telefoniert gerade.”
    “Bitte sagen Sie ihm, wir haben möglicherweise sachdienliche Hinweise zu dem Mord.”
    Die Augen der Frau wurden tellergroß. “Das sage ich ihm.” Und schon eilte sie davon. Sie trug ein weites dunkelbraunes Kleid, das weit über die Knie reichte, dicke Stützstrümpfe und robuste braune Schuhe. Den Tag über hatte Autumn andere, ähnlich schlicht gekleidete Frauen gesehen, und immer wieder war ihr die Bemerkung der Kellnerin zu den
Kirchensachen
in den Sinn gekommen. Als sie Beecherville durchquert hatten, waren ihr mehrere Kirchen aufgefallen. Eine war ihr ganz besonders ins Auge gestochen.
Gemeinde Brethren
hatte auf dem Schild davor gestanden.
    Die Frau kam zurück. “Der Sheriff empfängt Sie jetzt. Bitte folgen Sie mir.”
    Sie stießen die niedrige Schwingtür am Ende des Schalters auf und gingen in ein Büro am anderen Ende des Gebäudes. Sheriff Crawford erhob sich, als sie eintraten. Er war ein schwergewichtiger Mann mit silbergrauem Haar, einem Bauch, der ihm weit über den Gürtel hing, und Koteletten, die dringend gestutzt werden mussten.
    “Lottie sagt, Sie haben Informationen zu dem Mord”, begrüßte Crawford Sie ohne höfliche Floskeln. “Wie heißen Sie?”
    “Ben McKenzie. Die Lady hier ist Autumn Sommers.”
    Der Sheriff warf ihr nur einen knappen

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