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Engelslieder

Engelslieder

Titel: Engelslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Glas Wein? Oder etwas anderes? Ich habe immer eine Flasche Jack Daniels im Schrank, für meinen Dad. Er soll zwar eigentlich nicht trinken, aber er ist auch ein wahrer Sturkopf, und ich schätze, ab und zu ein kleiner Whiskey – das wird ihm schon nicht schaden.”
    “Wein klingt gut.”
    “Rot oder weiß?”
    Er sah sie interessiert an. “Gerne einen weißen.”
    Sie nahm zwei langstielige Weingläser vom Regal und eine offene Flasche Chardonnay aus dem Kühlschrank und schenkte ihnen ein.
    Ben nahm einen Schluck und schob ihn mit der Zunge im Mund herum. “Nicht schlecht. Von einem hiesigen Winzer?”
    “Columbia Crest. Also immerhin aus unserem Staat. Du hast wohl mit Wein aus dem Tetrapack gerechnet, was?”
    Er lachte. “Keineswegs. Du machst auf mich nicht gerade einen anspruchslosen Eindruck.”
    Er nahm sein Glas vom Tresen und ging hinüber zu den Fenstern mit Blick über die Stadt. Unterwegs blieb er hier und da stehen, um eine antike viktorianische Uhr zu begutachten, sich eine Porzellanfigur anzusehen oder einen hundert Jahre alten grünen Glasteller zu betrachten, in den sie sich auf einem Garagenflohmarkt Hals über Kopf verliebt und dann für quasi nichts erstanden hatte. Die mit künstlichen Stuckleisten verzierten Decken musterte er genauso wie die Spitzengardinen und die geblümten Läufer auf dem Holzboden.
    “Die Wohnung ist erstaunlich feminin”, stellte er fest. “Ich muss gestehen, dass ich ein wenig überrascht bin.”
    Sie ging sogleich in die Defensive. “Ich mache gern Sport. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich keine Frau bin.”
    Seine braunen Augen taxierten sie, schienen sie mit Bewunderung zu wärmen. Sie trug eine dunkelgraue Hüfthose mit ausgestelltem Bein, schwarze Stiefel mit Absatz und einen tiefpinken Pullover, der ihre Rundungen betonte.
    “Nein”, sagte er. “Du bist definitiv eine Frau.” Seine sonore Baritonstimme vibrierte in ihr und sammelte sich in einem heißen Wirbel in ihrem Magen. Autumn zwang sich, das Gefühl zu ignorieren, und trank zur Beruhigung einen Schluck Wein.
    Ben spähte ins Schlafzimmer und nahm das Himmelbett samt weißer Spitzenüberdecke und passendem Bettvolant zur Kenntnis. “Sehr hübsch. Hier träumst du also?”
    Sie nickte.
    “Und wann zuletzt?”
    “Am Montag nach unserem Gespräch.”
    “Seitdem nicht mehr?”
    “Nein.”
    “Du glaubst also, zwischen mir und den Träumen besteht ein Zusammenhang.”
    “Ich halte es zumindest für naheliegend.”
    Er ging in ihr Schlafzimmer, ins Bad und kehrte schließlich ins Wohnzimmer zurück.
    “Es ist ziemlich unhöflich, das Schlafzimmer einer Dame unaufgefordert zu betreten”, sagte sie.
    Er zog den linken Mundwinkel leicht nach oben. “Deinem Blick nach zu urteilen, hätte ich lange auf eine Aufforderung warten können.” Der amüsierte Gesichtsausdruck verschwand. “Du kennst meine Bedingungen. Ich finde heraus, was ich wissen muss, oder ich bin raus aus der Sache.”
    Autumn schüttelte den Kopf. “Ich glaube nicht, dass du einen Rückzieher machen würdest. Dein Gewissen würde es nicht zulassen. Genauso wie meins.”
    Er schwieg eine Weile. “Trotzdem. Solange ich nicht weiß, ob ich dir glauben kann, werde ich dir folgen wie dein eigener Schatten.”
    Autumn setzte ihr Glas eine Spur zu fest ab, sodass es klirrte. “Und was, wenn ich Nein sage? Was, wenn ich dir sage, du sollst verschwinden und die ganze Sache vergessen?”
    “Das wirst du nicht. Du hast eben noch gesagt, dein Gewissen würde es nicht zulassen.”
    Autumn biss sich auf die Unterlippe. Er hatte recht – sie jedoch ebenfalls. Sie saßen im selben Boot, ob es ihnen passte oder nicht. Sie würde tun, was sie tun musste, um es ihnen beiden so einfach wie möglich zu machen.
    Sie setzten sich an den Tresen und plauderten eine wenig: über ihre Familie, ihren Vater, was für ein Verhältnis sie hatten, als sie klein war, am meisten allerdings übers Klettern.
    “Du hast dich gut geschlagen fürs erste Mal”, kommentierte Autumn seinen morgendlichen Versuch an der Kletterwand.
    “Ich bin geklettert wie ein Clown, und das weißt du auch. Dreimal bin ich abgerutscht, ehe ich es bis nach oben geschafft habe. Gott sei Dank hatte ich diesen Klettergurt um.”
    “Aber du bist oben angekommen. Du bist drangeblieben. Die meisten hätten aufgegeben. Außerdem hast du den athletischen Körperbau und die Kondition, die man als guter Kletterer braucht.”
    Er lächelte. “Es war eine Herausforderung. Ich

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