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Engelslust

Engelslust

Titel: Engelslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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Bestmögliche aus ihm herausholen wollen.«
    »Die alleinige Herrschaft über alle Welten: Unterwelt, Menschenwelt, Mythenwelt und wahrscheinlich auch unserer«, murmelte Cris nachdenklich. »Das würde das ganze Universum ins Chaos stürzen!«
    »Meine Rede«, murmelte Cain.
    Crispin atmete tief durch und lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück. Dabei spannte sich sein weißer Rollkragenpullover über seine Brustmuskeln. »Aber, nur mal angenommen, ihn interessiert die Alleinherrschaft nicht … Was könnte er noch damit machen?«
    »So ziemlich alles, was du dir nur vorstellen kannst«, erklärte Cain, der genau wusste, wozu die Magie des Kelches fähig war. Immerhin hatte er zu der Zeit gelebt, als Merlin das Artefakt erschaffen und Cain anschließend darum gebeten hatte, es an einem Ort zu verstecken, wo nicht einmal der mächtigste Magier aller Zeiten es finden würde. »Sogar Merlin hat sich vor seiner eigenen Erfindung gefürchtet, denn er hatte Angst, dass sie ihn zum Bösen verleiten könnte. Dabei wollte er ursprünglich nur den Heiligen Gral nachbilden, aber das ging voll in die Hose. Das Ding ist so winzig, dass man es eigentlich nicht mehr Kelch nennen dürfte. Dafür aber unheimlich gefährlich.«
    Merlin hatte im Laufe seines Lebens viele Artefakte erschaffen, die nicht so geworden waren, wie er sich das vorgestellt hatte. Eines hatten jedoch all seine Erfindungen immer gemeinsam: Man konnte mit ihnen heilen.
    Merlin hatte außerdem dafür gesorgt, dass jeweils nur ein Mitglied jeder Spezies – egal ob mythisch oder menschlich – den Kelch aufspüren konnte, andererseits würde einer nach dem anderen, der sich dem ersten Sucher an schloss, sterben. Deshalb durfte Cain auch nicht versagen. Er war die Hoffnung aller: Engel, Menschen, Nymphen, Walküren, Werwölfe, Vampire, Gargoyles und in gewisser Weise sogar der Dämonen. Denn wenn der Kelchdieb an die Macht kam, müssten auch die Unterweltler unter seinem Joch leben, falls der Dieb sie nicht alle auslöschte …
    Natürlich gab es »Ersatz«, wenn Cain etwas zustieß. Der im Rang nächsthöhere Engel des Sondereinsatzteams würde nachrücken. Das wäre dann Shane, der Teamleiter des Sondertrupps, dessen Quartier am Südpol lag. Shane wurde von Crispin auf dem Laufenden gehalten, um im Notfall sofort einsatzbereit zu sein. Cain wollte allein deswegen schon nicht versagen, weil er mit Shane eine Art Konkurrenzkampf austrug. Das war natürlich albern, denn als Engel sollte er solche Gefühle nicht kennen, doch aus unerfindlichen Gründen führten sie sich beide auf wie Alphatiere. Vielleicht, weil sie sich einfach zu ähnlich waren, nicht nur rein äußerlich. Jeder gab stets sein Bestes und ging für die Corporation hart an seine Grenzen.
    Zum Glück verfügte Cain als Engel über gute Selbstheilungskräfte. Nur sein Tod würde ihn aus dem Spiel werfen. Doch er wollte überleben, um jeden Preis. Denn wenn er sich vorstellte, wie Raja dann Shane schöne Augen machte … Verdammte Dämonenbraut , fluchte er in Gedanken. Es reichte schon, dass Cris von ihr wusste.
    »Wieso hat Merlin den Kelch dann nicht zerstört?«, fragte Crispin.
    »Das hat er versucht, aber es hat ihn fast umgebracht. Die Energie des Kelches richtete sich gegen ihn. Niemand kann den Kelch zerstören. Es ist, als führe er ein eigenes Leben. Der Kelch kann alles zerstören oder fast alles erschaffen, wenn man ihn mit den richtigen Zutaten füllt.«
    »Wir wissen, dass der Dieb bereits Drachenblut und das Dotter eines Harpyien-Eis hineingegeben hat.«
    »Wie kann denn ein ganzes Dotter eines dermaßen großen Eies in ein so winziges Gefäß passen?«, warf Crispin ein.
    »Angeblich absorbiert der Kelch sofort jegliche Zutaten, die man hineintut.«
    »Aha«, murmelte er, sich an einer Braue kratzend. »Und wohin verschwinden sie?«
    Seufzend fuhr sich Cain durchs Haar. »Tja, das wird wohl ewig Merlins Geheimnis bleiben.«
    »Leider scheint es nirgendwo Aufzeichnungen darüber zu geben, welche Zutaten welchen Zauber wirken«, überlegte Crispin laut. »Wir wissen nur aus Gerüchten, dass es sieben sein müssen, und dass es ein sehr mächtiger Zauber ist, wegen der Mondfinsternis.«
    »Merlin hatte da sehr wohl ein Buch, aber es verschwand in etwa zu der Zeit, als ich damit beauftragt wurde, den Kelch zu verstecken.« Cain war damals ein Ritter der Tafelrunde gewesen. Nach seinem Tod hatte er dem Hohen Rat der Engel von dieser gefährlichen Waffe berichtet und ihnen das Versteck

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