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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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dem Stuhl nach hinten. »Schlag mich. Ich weiß es nicht. Steven weiß es ganz bestimmt, aber mir vertraut er nun nicht gerade seine intimsten Geheimnisse an.«
    Shelby prustete daraufhin los. Dass man Dawn gefunden hatte und dass sie unverletzt war, hatte bei ihr und Miles die Anspannung gelöst. Nicht so bei Luce. Sie fühlte sich weiter ganz verkrampft. Sie musste ununterbrochen denken: Mich wollten sie.
    Sie stand auf und zog aus ihrem Schrank ein frisches T-Shirt und Jeans. Sie musste unbedingt zu Dawn. Dawn war die Einzige, die ihr Antwort auf ihre Fragen geben konnte. Und obwohl Dawn nicht verstehen würde, warum, hatte Luce das dringende Gefühl, sich bei ihr entschuldigen zu müssen.
    »Steven hat gesagt, die Typen, die sie entführt haben, werden sich hier niemals mehr blicken lassen«, fügte Miles mit einem besorgten Blick zu Luce hinzu.
    »Und du glaubst ihm?«, fuhr Luce ihn an.
    »Warum sollte er ihm nicht glauben?«, fragte eine Stimme.
    Francesca lehnte in einem khakigrünen Trenchcoat in der Tür. Sie strahlte Besonnenheit und Ruhe aus, aber sie wirkte nicht gerade glücklich, alle drei hier beieinander anzutreffen. »Dawn ist wieder da und es geht ihr gut.«
    »Ich muss sie unbedingt sehen«, rief Luce. Sie fühlte sich etwas lächerlich, wie sie da in ihrem zerknitterten T-Shirt und ihrer Jogginghose, mit denen sie ins Bett gefallen war, vor Francesca stand.
    Francesca runzelte die Stirn. »Dawns Eltern haben sie vor einer Stunde abgeholt. Wenn die Zeit reif dafür ist, kommt sie wieder nach Shoreline zurück.«
    »Warum tun Sie so, als ob nichts geschehen wäre?«, fragte Luce empört. »Als ob Dawn gar nicht entführt worden wäre?«
    »Sie ist nicht entführt worden«, verbesserte sie Francesca. »Sie wurde mitgenommen, und es stellte sich heraus, dass da ein Fehler unterlaufen war. Steven hat das geregelt.«
    »Soll uns das jetzt etwa beruhigen? Dawn ist mitgenommen worden? Von wem? Warum?«
    Luce blickte zu Francesca – sie schien die Ruhe selbst zu sein. Aber dann änderte sich plötzlich etwas in ihren blauen Augen: Sie verengten sich kurz, weiteten sich dann wieder und eine stumme Bitte wanderte von Francesca zu Luce. Francesca bat Luce, niemandem von dem Verdacht zu erzählen, den sie hegte. Auch nicht Miles oder Shelby. Und Luce vertraute Francesca und befolgte ihre Bitte, ohne so recht zu wissen, warum.
    »Steven und ich vermuten, dass euch die ganze Aufregung ziemlich mitgenommen hat«, fuhr Francesca fort und schaute nun auch Miles und Shelby mit ihrem hypnotischen Blick an. »Deswegen findet heute kein Unterricht statt. Aber wir werden in unseren Büros sein und jeder kann vorbeikommen und mit uns darüber reden.« Sie lächelte ihr engelhaftes, strahlendes Lächeln, drehte sich dann auf ihren hohen Absätzen um und klackerte auf dem Flur davon.
    Shelby stand auf und schloss die Tür. »Ist das denn zu fassen? Hat sie wirklich das Wort ›mitgenommen‹ gebraucht? Ist Dawn ein Ding, das man aus Versehen mitgehen lässt?« Sie reckte die Fäuste hoch. »Wir müssen was unternehmen, um den Kopf wieder frei zu kriegen. Womit ich meine, ich freue mich riesig, dass Dawn nichts passiert ist, und ich vertraue Steven da total … aber ich habe immer noch richtig Schiss. Mir ist das alles unheimlich.«
    »Ja, du hast recht«, sagte Luce und blickte zu Miles. »Wir müssen uns ein bisschen ablenken. Wir könnten zusammen einen Spaziergang machen …«
    »Zu gefährlich.« Shelbys Blicke wanderten nervös umher.
    »Oder einen Film anschauen …«
    »Zu passiv. Da werden meine Gedanken abschweifen.«
    »Eddie hat was von einem Fußballspiel in der Mittagspause verlauten lassen«, sagte Miles.
    Shelby fasste sich mit der Hand an die Stirn. »Miles, hast du noch nicht mitgekriegt, dass ich mit den Jungs hier echt durch bin?«
    »Okay, dann vielleicht ein Spiel …«
    Shelbys Augen leuchteten auf. »Wie wär’s mit Spiel des Lebens? Also, ich meine … deine vergangenen Leben, Luce? Wir könnten doch wieder versuchen, ein paar Verwandte von dir aufzutreiben. Von früher. Ich würde dir auch dabei helfen. Ich glaube, das würde mich am meisten ablenken.«
    Luce kaute auf der Unterlippe herum. Was da gestern mit dem Verkünder passiert war, als sie beinahe in die Welt, die der Schatten zeigte, hineingestürzt war, hatte sie zutiefst erschüttert. Sie war davon immer noch total mitgenommen und hatte noch gar nicht angefangen, darüber nachzudenken, was das für ihr Verhältnis zu Daniel

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