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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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stark genug, um den Bücherschrank aufzustemmen«, sagte Miles. »Aber ich. Und ich habe das da als Beweisstück vorzuweisen.« Er grinste und hielt ein dickes schwarzes Buch vor sich hin mit dem Titel »Gebrauchsanweisung für Verkünder: Wie man sie herbeiruft, ihre Botschaften versteht und in ihre Welt reist. In zehntausend einfachen Schritten«. »Um ehrlich zu sein, habe ich auch einen riesigen blauen Flecken am Schienbein, weil ich es durch das Oberlicht nicht ganz so glatt rausgeschafft habe, aber egal …« Er drehte sich zu Luce, die stark an sich halten musste, ihm das Buch nicht aus der Hand zu reißen. »Ich hab mir gedacht, mit deinem Talent für Einblicke in das Innenleben der Verkünder und meinem überlegenen Wissen …«
    Shelby schnaubte. »Wie viel hast du denn davon gelesen? Vielleicht die ersten zehn Schritte von zehntausend?«
    »Die ganz entscheidenden zehn Schritte«, sagte Miles. »Ich glaube jedenfalls, dass wir es schaffen könnten. Ohne für immer in einer Parallelwelt verloren zu gehen.«
    Shelby hielt misstrauisch den Kopf schief, aber sie erwiderte nichts. Miles knetete weiter den Verkünder in seiner Hand und fing dann an, ihn auseinanderzuziehen. Nach ein, zwei Minuten war er zu einer grauen Fläche von der Größe einer Tür angewachsen. Die Ecken schwabbelten und der Schattenschirm war beinahe durchsichtig. Aber als Miles ihn noch weiter von seinem Körper weghielt, schien er einen festeren Umriss anzunehmen, wie Material, das trockener und härter wird. Miles fuhr mit den Fingern den linken Rand entlang, tastete dort die Oberfläche ab, als würde er nach etwas suchen.
    »Seltsam«, murmelte er. »Im Buch steht, wenn man den Verkünder weit genug auseinanderzieht, verringert sich die Oberflächenspannung, sodass man den Schirm durchdringen kann.« Er seufzte auf. »Es soll dann auf der linken Seite …«
    »Tolles Buch, Miles.« Shelby verdrehte die Augen. »Du bist jetzt echt ein richtiger Experte.«
    »Wonach suchst du denn?«, fragte Luce, die hinter Miles getreten war. Und plötzlich, als sie seinen Fingern mit den Augen folgte, sah sie es.
    Einen Türriegel.
    Sie musste blinzeln, und das Bild verschwand, aber sie wusste, wo der Riegel gewesen war. Sie langte links um Miles herum und presste selbst ihre Hand auf den Schirm des Verkünders. Da. Als sie ihn mit ihren Fingerspitzen berührte, entfuhr ihr ein Aufschrei.
    Der Riegel fühlte sich wie der zu Hause an ihrem Gartentor an, schwer und kalt und rau.
    »Und jetzt?«, fragte Shelby.
    Luce blickte zu ihren beiden total verdutzten Freunden, zuckte mit den Schultern, fingerte etwas herum und schob dann langsam den eingerosteten, unsichtbaren Riegel beiseite.
    Die Schattentür sprang auf einmal auf. Mit einem solchen Schwung, dass sie die drei beinahe umgeworfen hätte.
    »Wir haben es geschafft«, flüsterte Shelby.
    Sie starrten in einen tiefen, langen, schwarz-roten Tunnel. Drinnen war es feucht und roch nach Schimmel und wässrigen Cocktails aus billigem Likör. Luce und Shelby blickten sich verunsichert an. Wo war der Blackjack-Tisch? Wo war die Frau, die sie vorher gesehen hatten? Ein rotes Licht pulsierte tief im Innern und dann konnte Luce auf einmal die Spielautomaten klingeln und die Münzen prasseln hören.
    »Cool!«, sagte Miles und griff nach ihrer Hand. »Davon hab ich gelesen, das ist so eine Art Übergangsphase. Wir müssen da einfach durchgehen.«
    Luce griff nach Shelbys Hand und umklammerte sie fest, während Miles den ersten Schritt in die klamme Finsternis hinein machte – und die beiden Mädchen mitzog.
    Drinnen machten sie nur ein paar Schritte, ungefähr so viele wie bis zur Tür in Luces und Shelbys Wohnheimzimmer. Aber sobald die Tür des Verkünders mit einem unangenehm knarzenden Geräusch hinter ihnen zugefallen war, war das Zimmer hinter ihnen vollkommen verschwunden. Das tiefe Dunkelrot, das in der Ferne vor ihnen leuchtete, verwandelte sich plötzlich in ein strahlendes Weiß. Das weiße Licht schoss auf sie zu, umhüllte sie, füllte ihre Ohren mit einem Rauschen. Alle drei mussten die Hand vor die Augen halten. Miles drängte weiter und zog Luce und Shelby mit. Ohne ihn wäre Luce wahrscheinlich wie gelähmt stehen geblieben. Ihre Hände lagen feucht verschwitzt in den Händen ihrer beiden Freunde. Immer lauter hörte sie einen Akkord, voll tönend, ohne Unterlass.
    Luce rieb sich die Augen, aber es war der neblige Schleier des Verkünders, der ihr die Sicht so erschwerte. Miles streckte die

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