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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Freunde waren Schlittschuh laufen auf dem zugefrorenen See hinter dem Haus. Sie glitten über das Eis, fuhren Bögen und Kreise, lachten und waren glücklich. Am Rand kauerte Luce und band sich gerade ebenfalls ihre Schlittschuhe zu, in aller Eile, wie immer, um zu ihrer Schwester aufzuschließen. Kälte kroch ihr in die Knochen, aber neben sich spürte sie eine Wärme, zu der sie nicht hinzublicken brauchte, um zu wissen, dass er es war, Daniel, der schweigend und missmutig neben ihr stand, seine eigenen Schlittschuhe bereits fertig gebunden. Sie verspürte ein dringendes Bedürfnis, ihn auf der Stelle zu küssen – und dieses Mal waren keine Schatten in der Nähe. Die Nacht war sternenklar und alles glitzerte verheißungsvoll, das ganze Leben lag vor ihnen.
    Luce wunderte sich, dass nirgendwo Schatten zu sehen waren, aber dann kam ihr, dass das seine Richtigkeit hatte. Es handelte sich um Veras Erinnerungen. Und außerdem waren sie nachts noch schwerer zu erkennen. Doch Daniel musste es gewusst haben, wie er es auch gewusst hatte, als er in den Teich sprang. Er musste es jedes Mal gewusst haben. Ob er sich je Gedanken darüber machte, was aus Menschen wie Vera wurde, wenn Luce starb?
    Dann war von der Stelle, wo Luce sich befunden hatte, ein Splittern, Bersten und Krachen zu hören. Und danach schoss eine Flamme inmitten eines Blizzards zum Himmel. Eine riesige orange-rote Flammensäule loderte am Rand des Sees empor. Wo eben noch Luce gewesen war. Die anderen Schlittschuhläufer rasten wie verrückt darauf zu. Aber das Eis begann bereits zu schmelzen und brechen, sie würden alle noch ertrinken, wenn sie nicht umkehrten. Veras Schrei hallte durch die schwarzblaue Nacht. Luce sah ihr Gesicht vor sich, sah den Schock und das Entsetzen.
    Vera zog die Hand zurück, als hätte sie sich an etwas verbrannt. Ihre Lippen zitterten, bevor sie die Wörter »Du? Du bist das« bilden konnte. Dann schüttelte sie den Kopf. »Aber das kann nicht sein.«
    »Vera«, flüsterte Luce und streckte die Hand nach ihrer Schwester aus. Sie wollte ihre Hand ergreifen und festhalten, sie wollte all den Schmerz von Vera nehmen, der ihr jemals zugefügt worden war, und ihn sich selbst aufbürden.
    »Nein.« Vera schüttelte den Kopf, wich zurück und zeigte mit dem Finger auf Luce. »Nein, nein, nein.« Sie rumpelte in den Kartenausgeber am Tisch hinter ihr hinein, stolperte und fegte dabei einen riesigen Stapel von Pokerchips von der Tischfläche. Die farbigen runden Plastikplättchen rollten und rutschten über den Boden, was bei den Casinobesuchern, die aufsprangen, um sie aufzusammeln, begeisterte Aaah- und Oooh-Rufe auslöste.
    »Verdammt noch mal, Vera!«, überbrüllte ein fetter Mann den Lärm. Während er in einem billigen grauen Polyesteranzug auf ihren Tisch zugewatschelt kam, wechselte Luce mit Miles und Shelby einen besorgten Blick. Für drei minderjährige Jugendliche war es besser, wenn sie dem Saalchef des Casinos nicht in die Quere kamen. Aber der hatte es immer noch allein auf Vera abgesehen, der er verächtlich entgegenschleuderte: »Wie oft hab ich dir schon …«
    Vera hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und starrte weiter entsetzt Luce an, als wäre sie der leibhaftige Teufel und nicht ihre Schwester, die ihr vor so vielen Jahren entrissen worden war. Vera war totenbleich im Gesicht, als sie stammelte: »S-s-sie k-k-kann nicht hier sein.«
    »Herrje«, murmelte der Saalchef nach einem kurzen Blick auf Luce und ihre Freunde. Dann zog er ein Sprechfunkgerät hervor. »Security? Ich hab hier ein paar jugendliche Rowdys.«
    Luce verzog sich zwischen Miles und Shelby, die zwischen den Zähnen hindurchzischte: »Und wie wär’s jetzt mit einem der Kunststücke aus deinem Lehrbuch, Miles?«
    Bevor Miles darauf etwas erwidern konnte, tauchten drei Männer mit muskulösen Unterarmen und Oberkörpern auf und beugten sich über sie. Der Mann in dem grauen Polyesteranzug wedelte mit der Rechten. »Bringt sie auf die Wachstation. Findet raus, was sie sonst noch alles auf dem Kerbholz haben.«
    »Ich hab eine viel bessere Idee«, ertönte da die Stimme eines Mädchens hinter dem dicken Wall von Sicherheitsleuten.
    Alle Köpfe drehten sich um, jeder wollte herausfinden, von wem die Stimme kam. Aber eine wusste es schon. Luces Gesicht hellte sich auf. »Arriane!«
    Luces zierliche Freundin aus Sword & Cross grinste ihr breit zu, als sie sich durch die Menge drängte. Mit ihren hohen Plateausandalen, ihren verrückt

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