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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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aufgetürmten Haaren und ihrem krassen Make-up, bei dem die Augen fast unter ihrem breiten Kajalstrich verschwanden, passte Arriane eigentlich perfekt in die bizarre Szenerie des Casinos. Aber niemand schien so recht zu wissen, was man von ihr zu halten hatte, am wenigsten Shelby und Miles.
    Der Saalchef drehte sich zu Arriane um und pflanzte sich vor ihr auf. Er roch nach Schuhpolitur und Hustensaft.
    »Sie wollen wohl auch gleich auf die Wachstation mitgenommen werden, Miss?«
    »Oooh, klingt nach viel Spaß.« Arriane blickte ihn groß an. »Aber leider, leider bin ich heute Abend schon ausgebucht. Ich hab Karten in der ersten Reihe für die Blue Man Group und danach bin ich selbstverständlich zum Dinner mit Cher eingeladen. Und dann war da noch was …« Sie tippte sich ans Kinn und blickte zu Luce. »Ach ja, stimmt – ich muss unbedingt die drei hier rausschaffen. Entschuldigen Sie uns bitte!« Sie hauchte dem erzürnten Saalchef ein Küsschen zu, blickte entschuldigend zu Vera und schnippte mit den Fingern.
    Und dann gingen alle Lichter aus.

Dreizehn
    Sechs Tage
    Zielstrebig führte Arriane die drei hastig durch das Labyrinth des finsteren Casinos, als verfügte sie über ein Nachtsichtgerät.
    »Nur ruhig Blut«, rief sie. »Ich habe euch hier blitzschnell rausgebracht.«
    Arriane hielt fest Luces Handgelenk umklammert, Luce hatte Miles an die Hand genommen und Miles wiederum Shelby, während sie laut schimpfte, wie unwürdig es doch sei, eine Flucht derart primitiv bewerkstelligen zu müssen.
    Aber sie führte sie unbeirrt zwischen allen möglichen Hindernissen hindurch, und obwohl Luce nicht sah, was sie alles anstellte, konnte sie doch hören, wie Leute murrten und schimpften, wenn Arriane sie zur Seite schubste. »Tut mir leid!«, sagte sie dabei, »Upps!« und »Entschuldigung!«
    Sie zerrte die drei einen finsteren Gang voller verängstigter Touristen entlang, die ihre Handys als Taschenlampen benutzten. Jagte sie noch dunklere Treppenhäuser hoch, die mit ausrangiertem Zeug und leeren Kartons vollgestopft waren. Schließlich stieß sie einen Notausgang auf und zwängte alle hindurch. Sie standen in einer schmalen, lichtlosen Gasse, die zwischen dem Mirage und einem anderen hoch aufragenden Hotel entlangführte.
    Mehrere Müllcontainer verströmten den fauligen Geruch von verrottenden Lebensmitteln. Aus einem Hahn tröpfelte giftig grünes Wasser und bildete einen tückischen kleinen Bach, der die Gasse in zwei Hälften teilte. Wo die Gasse auf den breiten, belebten, grell beleuchteten Strip mit seiner Neonreklame mündete, sahen sie in der Mitte des Boulevards eine altmodische Straßenuhr stehen. Sie schlug zwölf.
    »Aaaah.« Arriane holte tief Luft. »Ein neuer glorreicher Tag in Sin City beginnt. Ich würde ihn gern mit einem ordentlichen Frühstück begrüßen. Wer von euch hat Hunger?«
    »Ähm … ähh …«, stammelte Shelby und schaute zuerst zu Luce, dann zu Arriane und dann zum Casino. »Was ist da gerade … Wie hast du …«
    Miles konnte den Blick nicht von der weiß schimmernden Narbe wenden, die sich an einer Seite von Arrianes Hals entlangzog. Luce war inzwischen an Arriane gewöhnt, aber es war ziemlich klar, dass ihre Freunde nicht so recht wussten, was sie mit ihr anfangen sollten.
    Arriane deutete auf Miles. »Der Kerl da schaut mir so aus, als könnte er sein Körpergewicht in Waffeln vertilgen. Kommt mit, ich kenne hier ein echt verbotenes Diner.«
    Als sie zur Straße vorgingen, drehte sich Miles zu Luce und flüsterte ihr zu: »Das war der Wahnsinn.«
    Luce nickte. Zu mehr war sie im Augenblick nicht fähig. Mit Arriane mitzuhalten, die gerade quer über den Strip joggte, war schon anstrengend genug. Vor allem aber war da die Sache mit Vera. Sie musste dauernd daran denken. All diese Erinnerungen, die plötzlich vor ihr aufgeblitzt waren. Es war schmerzhaft und verstörend gewesen, und sie konnte nur erahnen, was es für Vera bedeutet haben mochte. Aber für Luce war es zugleich ein bereicherndes Erlebnis gewesen. Mehr als bei allen anderen Momentaufnahmen, die sie bisher durch die Verkünder gewinnen konnte, hatte sie das Gefühl, tatsächlich eines ihrer früheren Leben erlebt zu haben. Und ihr war etwas klar geworden, woran sie bisher seltsamerweise noch nie gedacht hatte: Sie hatte auch früher ein richtiges, eigenes Leben gehabt. Ein Leben, das erfüllt und sinnvoll gewesen war, bevor Daniel aufkreuzte.
    Arriane führte sie zu einem IHOP , das in einem gedrungenen

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