Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
Vom Netzwerk:
entsetzt von Luce zu Arriane.
    »Hast du nicht kapiert, dass die Nephilim eine Tarnung für dich sind?«, fragte Arriane. »Hat Daniel dir nicht erzählt, dass sie – na gut, wie auch immer –, dass sie dich schützen, damit du zwischen ihnen unentdeckt bleibst?«
    Luce hatte auf einmal die Nacht vor Augen, in der Daniel sie in Shoreline abgesetzt hatte. »Kann schon sein, dass er was von einem Schutzschild gesagt hat, aber …« Es hatte so viele andere Dinge gegeben, die sie damals beschäftigt hatten. Sie hatte genug damit zu tun gehabt, den Abschied von Daniel zu verkraften. Sie hatte das Gefühl gehabt, von ihm einfach sitzen gelassen zu werden. Nun spürte sie so etwas wie ein schlechtes Gewissen. »Ich hab das nicht so recht verstanden. Er hat das nicht genauer erklärt, er hat nur gesagt, ich müsste auf dem Schulgelände bleiben. Das hat mich geärgert, weil ich mir nicht alles vorschreiben lassen wollte.«
    »Daniel weiß, was er tut«, sagte Arriane achselzuckend. »Jedenfalls meistens.« Sie fuhr mit der Zunge nachdenklich im Mund herum. »Na ja, manchmal. Jedenfalls ab und zu.«
    »Willst du damit sagen, wer auch immer hinter ihr her ist – sie können sie nicht sehen, wenn sie mit einer Gruppe von Nephilim zusammen ist?« Das war Miles, der jetzt seine Sprache wiedergefunden zu haben schien.
    »Die Outcasts können fast gar nicht sehen«, sagte Arriane. »Während der großen Revolte wurden sie alle geblendet. Zu dem Teil der Geschichte wollte ich gerade kommen – das ist nämlich echt spannend! Mit Blendung und all dem ödipalen Kram.« Sie seufzte. »Also, die Outcasts. Sie können dich kaum sehen, aber sie spüren deine Seele, die Flamme deiner Seele – und die ist natürlich viel schwerer zu erspüren, wenn du mit den ganzen Nephilim zusammen bist.«
    Miles sperrte die Augen weit auf. Shelby kaute nervös auf ihren Fingernägeln.
    »Deshalb haben sie auch Dawn mit mir verwechselt.«
    »Und so hat dich auch der Junge da im Kühlschrank gefunden«, sagte Arriane. »Und ich übrigens auch. Du leuchtest da draußen wie eine Kerze im Dunkeln.« Sie griff nach einer Sprühdose mit Schlagsahne und spritzte sich davon auf die Zunge. »Aaah, das tut nach einer Schlägerei immer gut.« Dann gähnte sie. Arriane blickte auf die Uhr mit der grünen Digitalanzeige über der Ausgabetheke. Es war halb drei Uhr morgens.
    »Okay, so gut es mir ja gefällt, mir mit anderen eine kleine Prügelei zu liefern, für euch drei ist jetzt endgültig Schluss.« Arriane pfiff durch die Finger und ein dicker schwarzer Verkünder löste sich aus dem Schatten unter dem Küchentisch. »Das mach ich nie, verstanden? Wenn jemand danach fragt, das mach ich nie. Mit Verkündern zu reisen, ist sehr, sehr gefährlich. Hörst du, du Held?« Sie tippte Miles an die Stirn und schnippte dann mit den Fingern. Sofort hüpfte der Schatten in die Mitte der Küche und nahm die Größe einer Tür an. »Aber es ist wirklich spät geworden, und das ist der schnellste Weg, um euch nach Hause und in Sicherheit zu bringen.«
    »Interessant«, sagte Miles, als würde er eifrig alles mitschreiben.
    Arriane schüttelte warnend den Kopf. »Komm bloß nicht auf blöde Ideen. Ich bring euch jetzt nach Shoreline zurück und da werdet ihr bleiben.« Sie blickte sie alle nacheinander streng an. »Oder ihr bekommt es mit mir zu tun.«
    »Heißt das, du begleitest uns?«, fragte Shelby, die allmählich doch etwas Respekt vor Arriane merken ließ, wenn auch nur einen Schimmer davon.
    »Sieht ganz so aus.« Arriane zwinkerte Luce zu. »Du hast dich in so was wie eine Leuchtrakete verwandelt. Es muss unbedingt jemand ein Auge auf dich haben.«

    Mit Arriane durch den Schatten zu schreiten, war noch angenehmer als auf dem Hinweg nach Las Vegas. Man fühlte sich, als würde man ins Haus gehen, nachdem man in der Sonne war. Drinnen war es etwas schattiger, aber wenn man durch die Tür getreten war, blinzelte man ein paar Mal und hatte sich auch schon daran gewöhnt.
    Luce war fast enttäuscht, nach den Neonlichtern und der Aufregung von Las Vegas wieder in ihrem Wohnheimzimmer zu sein. Aber dann musste sie an Dawn denken. Und Vera. Und war nur fast enttäuscht. Ihre Blicke fielen auf die vertraute Umgebung in ihrem Zimmer: die beiden ungemachten Betten, die Blumentöpfe auf dem Fensterbrett, Shelbys aufgerollte Yogamatte in der Ecke, auf dem Schreibtisch Platons »Der Staat«, den Steven Luce ausgeliehen hatte, mit einem Einmerker beim Höhlengleichnis – und

Weitere Kostenlose Bücher