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Engelsmorgen

Engelsmorgen

Titel: Engelsmorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Stirn gezogenen Baseballkappe verdeckt, nur die Seitenfransen seiner braunen Haare waren zu sehen und die Grübchen in seinem breit grinsenden Gesicht. Dawn fing sofort zu kichern an, aus dem einzigen Grund, weil Miles süß war und weil sie sie war.
    Aber Miles schien das nicht zu stören. Er schien sogar entspannter und cooler als Luce, die sich mit so girliehaften Mädchen nie richtig wohlfühlte. Vielleicht hatte er zu Hause ja einen ganzen Schwarm Schwestern. Bei Miles wirkte die Coolness nicht wie bei vielen anderen aufgesetzt. Bei Miles war das alles aufrichtig und echt.
    »Hast du eigentlich keine Freunde unter den Jungs?«, fragte Shelby, die verärgerter tat, als sie wirklich war. Seit Luce ihre Zimmergenossin etwas besser kannte, fand sie Shelbys trockenen Humor schon fast nett.
    »Klar doch.« Miles trat ins Zimmer. »Meine männlichen Freunde kommen bloß normalerweise nicht mit Frühstück vorbei.« Er schnappte sich eine riesengroße Zimtschnecke und biss hinein. »Du siehst hübsch aus, Luce«, sagte er kauend.
    Luce errötete, Dawn hörte zu kichern auf und Shelby hüstelte in ihren Ärmel.
    Beim ersten Geräusch des Lautsprechers drunten in der Eingangshalle sprang Luce auf. Die anderen blickten sie an, als sei sie komplett verrückt, aber Luce war immer noch an die Hausordnung in Sword & Cross gewöhnt, wo alles, was über Lautsprecher kam, sofort befolgt werden musste. Stattdessen ertönte freundlich Francescas Stimme:
    »Guten Morgen alle miteinander! Wer von euch heute den Jachtausflug mitmachen möchte, muss sich jetzt beeilen. Der Bus zum Hafen fährt in zehn Minuten. Wir treffen uns am Südeingang. Und vergesst nicht, euch warm anzuziehen!«
    Miles grabschte sich für unterwegs noch ein süßes Teilchen. Shelby zog Gummistiefel an. Jasmine zurrte ihre Ohrschützer fest und meinte achselzuckend zu Luce: »Das ist wieder mal eine Planung! Dann müssen wir das mit der Begrüßung eben später machen.«
    »Am besten du setzt dich im Bus zu uns«, sagte Dawn. »Dann überlegen wir uns was auf dem Weg zum Noyo Point.«
    Noyo Point. Luce musste sich zwingen, den Bissen von ihrem Vollwertmuffin hinunterzuschlucken. Die leblose Miene des seltsamen Mädchens, sogar als sie noch lebte; die quälende Rückfahrt mit Cam im Truck – bei der Erinnerung daran bekam sie gleich wieder Gänsehaut. Dass Cam ihr am Schluss noch einmal unter die Nase gerieben hatte, ihr das Leben gerettet zu haben, machte es nicht besser. Und dann kurz vorher sein Verbot, das Schulgelände noch einmal zu verlassen.
    Wie seltsam das alles war. Fast als würden er und Daniel unter einer Decke stecken.
    Luce saß unschlüssig auf der Bettkante. »Gehen da wirklich alle mit?«
    Sie hatte noch nie ein Versprechen gebrochen, das sie Daniel gegeben hatte. Auch wenn sie ihm gar nicht wirklich versprochen hatte, nicht an dem Jachtausflug teilzunehmen. Das Verbot erschien ihr so unsinnig und hart, dass sie einfach keine Lust hatte, sich Daniel zu beugen. Andererseits … wenn sie tat, was er sagte, vielleicht musste sie dann auch nicht mitansehen, wie jemand getötet wurde. Aber wahrscheinlich litt sie allmählich unter Paranoia. Der angeblich von Daniel stammende Brief hatte sie absichtlich allein vom Schulgelände weglocken sollen. Ein Jachtausflug mit der Schule war da etwas ganz anderes. Die Outcasts würden ja schließlich nicht das Schiff entern.
    »Natürlich gehen wir alle.« Miles griff nach Luces Hand, zog sie hoch und schob sie dann zur Tür. »Warum sollte einer von uns hierbleiben?«
    Das war der Moment der Entscheidung: Luce konnte in Sicherheit auf dem Schulgelände bleiben, wie Daniel (und Cam) ihr das gesagt hatten. Wie eine Gefangene. Oder sie konnte durch diese Tür hinausgehen und sich beweisen, dass sie über ihr Leben selber bestimmte.

    Eine halbe Stunde später stand Luce zusammen mit der Hälfte der Schüler von Shoreline vor einer strahlend weißen 40-Meter-Luxusjacht.
    Die Luft in Shoreline war klar gewesen, aber unten am Wasser, an den Bootsstegen des Freizeithafens, hing immer noch leichter Nebel, ein Überrest vom Vortag. Als Francesca aus dem Bus ausstieg, hatte sie »Das reicht jetzt« gemurmelt und beide Handflächen nach oben gereckt.
    Ganz beiläufig und als würde sie die Vorhänge eines Fensters zur Seite ziehen, teilte sie daraufhin mit den Händen den Nebel. Direkt über der glänzenden weißen Jacht riss der Himmel auf und es wurde dort strahlend blau.
    Das machte sie so unauffällig, dass keiner der

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